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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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danach, jene Person, welche sein Leben so entscheidend beeinflusst hatte, noch einmal wiederzusehen und vielleicht sogar zu einem nicht unwesentlichen Verbündeten zu machen. Auch wenn dies zweifellos nicht erforderlich war, wie der Schwarze Gebieter mehrfach betont hatte.
    Auf jeden Fall hatte sich sein Gespür, was die Anwesenheit des von ihm Gesuchten anbelangte, merklich verändert, seit er sich nunmehr dessen alter Zuflucht, die wahrscheinlich niemandem außer ihnen beiden bekannt war, näherte. Insbesondere in diesen Augenblicken, da er die zumeist nach links gerichteten Windungen des abschüssigen Pfades hinab in das Rote Tal passierte, war er sich vollends sicher geworden, dass er hier zur rechten Zeit am rechten Ort war. Und fürwahr war es lange her, dass ihn seine geschulten Sinne und Empfindungen getrogen hatten.
    Zarr Mudah, der viele Jahrhunderte alte orkische Zerk-Gur, erreichte die Sohle des Talkessels, wobei die Hufe seines Maultieres auf dem porösen Gestein unter ihnen in einem gleichbleibenden Takt klackende Laute von sich gaben. Neben dem lauten Tosen und Dröhnen der herabfallenden Wasser und dem Gezwitscher zahlreicher unterschiedlicher Vögel war dies das einzig Vernehmbare. Jene wenigen, sich vermischenden Geräusche erschienen wie ein enormesGetöse angesichts der Stille, die während des zurückliegenden Teiles der Reise von Tier und Reiter vorgeherrscht hatte.
    Alles war so, wie der Schamane es in Erinnerung behalten hatte. Während seiner Ausbildung in den magischen Künsten hatte er viele Male hier geweilt, und nach seiner Verbannung aus Arth Cafan, dem Verborgenen Land, hatte es ihn kurzzeitig hierher verschlagen. Allerdings war er damals nicht lange an diesem Ort verblieben, denn zum einen hatte er die Strafe der Elben gefürchtet, die ihm aufgetragen hatten, Nordamar gänzlich zu verlassen, und zum anderen hatte er immerzu, wie er zugeben musste, eine gewisse Distanz, ein Misstrauen gefühlt, welches ihm die rotblühenden Gewächse entgegenbrachten. Es war keine offene Feindschaft, die möglicherweise in einem Kräftemessen gegipfelt hätte, gleichwohl hatte ihn die Tatsache, dass er nicht mächtig genug war, die hier sprießende Natur, die zweifellos über eine Art eigenes Bewusstsein ähnlich dem Ered Fuíl verügte, zu beherrschen, misslich gestimmt. Da er überdies nicht die Fähigkeit besaß, sich wie ein gefügsames Tier oder ein Elb oder vielleicht auch ein Oger anzupassen, hatte er sich folglich irgendwann wieder hinfortbegeben, um seine Schulung irgendwo in der kalten Einsamkeit Dantar-Mars zu beenden. Unmittelbar ehe er jenen langen Weg auf sich nahm, hatte ihm derjenige, dessen Spuren er nunmehr verfolgte, noch erzählt von seinem Zorn und seinen Plänen und seiner Absicht, späterhin, wenn sein Volk ihn nimmer mehr in seiner Nähe dulden würde, das Uilas Rila zu seiner geheimen Heimstatt zu machen.
    Das Maultier trottete nun, da es den Grund des Tales betreten hatte, mit der Billigung seines Herrn noch langsamer als zuvor. Zarr Mudah sah die zahlreichen verstreut stehenden, stolzen Bäume und Büsche vor sich, welche trotz des Herbstes, der sie bereits viele matt gewordene Blätter verlieren ließ, in einer glühend roten Pracht standen. Rot-Buchen, Vogelbeeren, rote Flieder und Eschen-Rosen standen mit starken, gerade gewachsenen Stämmen ungeordnet umher und strahlten eine seltsame, einmalige Ruhe und Selbstsicherheit aus. Dazwischen wuchsen viele kleinere Sträucher, Blumen und Pilze, wie Klatschmohn, Amaryllis, Heckenrosen, Rhododendron und Täublinge. Selbst die Tiere, die sich dem Fremden zeigten, waren einzigartig, wie beispielsweise viele übergroße Libellen, die sich über den Wasserläufen tummelten, ganze Scharen von Eichhörnchen, Murmeltiere oder aber rote Uru, die hoch oben auf den Zweigen saßen und mit ihren rauen Stimmen zuweilen krächzende Laute von sich gaben.
    Die imposantesten aller Baumriesen gehörten einer Art an, die man an keinem anderen Platz der beiden Kontinente bestaunen konnte. Möglicherweise war diese sogar in ganz Munda einmalig. Sie waren höher als alle ihre Nachbarn und hatten kreisrunde, schlank gewachsene Stämme. Ihre Rinde war glatt und von einem unbefleckten Weiß, sodass sie aussahen, als wären sie aus Elfenbein gemeißelt, das in einer klaren Nacht von reinstem Mondlicht beschienen wurde. Die Zweige jener Bäume, welche die Elben Aorlas nannten, waren dünn und vielverzweigt und neigten sich nach oben, dem Himmel entgegen, so

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