Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
er sich seinem unbändigen Hass hingab. Einem Oger hatte er die Waffe danach zum Geschenk gemacht, damit dieser als Werkzeug seiner entfesselten Wut diente. Und fürwahr war sein Plan erfolgreich gewesen, das Schwarze Schwert hatte ihn nicht enttäuscht, auch wenn seine Trübsal dadurch nur wenig gelindert oder durch die Schuld, welche er sich aufgeladen hatte, sogar noch vergrößert worden war.
„Nicht einmal das Goldene Schwert, welches Aldu einst den Menschen schenkte, übertrifft Euer Werk an Macht, Meister“, sagte der Zerk-Gur, während sein Gegenüber die Klinge angetan begutachtete und langsam und geschickt in der Luft umherbewegte. „Viele sehr kluge Wesen haben sich über das Rätsel seiner Fertigung den Kopf zerbrochen seither und versucht, Imitationen zu erschaffen, doch scheiterten sie alle schmählich und konnten nicht einmal ungefähr sagen, welche Materialien Ihr wohl wähltet.“
„Nun, das Geheimnis Fínorgels wird auf immer das meine bleiben, denn zu gefährlich ist es, darüber Bericht zu tun. Nicht einmal dir gegenüber, mein treuer Schüler, wage ich, davon zu sprechen, was du mir hoffentlich verzeihen magst. Verarbeitet habe ich Titan und Stahl und einige Materialien, die ich erdachte, mühevoll erprobte und aus vielen anderen Stoffen selbst erschuf, doch liegt das wesentliche Mysterium, wie du dir sicher denken kannst, nicht in der Beschaffenheit des Stoffes, sondern in dem Zauber, den ich darin bannte.“
Für einige Minuten trat nun ein Schweigen ein. Während Furior weiterhin von seiner eigenen Schöpfung gebannt blieb und über seine Lippen das erste Mal seit unzähligen Tagen ein Lächeln huschte, wartete Zarr Mudah auf den rechten Augenblick, um die weitere Saat seiner Vorhabung zu streuen.
„Unter den Angehörigen Eures Volkes, die im Verborgenen leben, erzählt man sich, wie ich erfuhr, dass in fünf Tagen eine große Vermählung stattfinden soll. Sie erregt deshalb solch hohe Aufmerksamkeit, da sie zwischen einer Nolori und einem Lindar stattfindet und den Fortbestand und die Eintracht der Elben Arthiliens sichern soll. Seit fünfzehn Jahrhunderten, was gemäß den elbischen Gebräuchen bekanntlich eine keinesfalls ungewöhnliche Zeitspanne darstellt, hat der künftige Bräutigam seine Verlobte umworben und um ihre Hand angehalten, bis sie ihn endlich erhörte und ihr Vater seine Zustimmung gab. Vielleicht ist es für Euch von Interesse, dass es sich bei der Braut um Nuwena, die Tochter Thingors, des Königs der Nolori handelt. Sie war dereinst allein Euch versprochen, und beide gemeinsam hattet Ihr den Segen von jedermann, und doch spricht niemand mehr von Euch, wenn es nun darum geht, den Namen ihres künftigen Gemahls zu nennen. Vielmehr ist es Turgin, der im Kampf gegen die Oger getöteten Ganúviel, der hohen Herrin der Lindar, jüngerer Sohn, dem das Glück zufällt, die lieblichste unter allen Elbinnen und unter allen Geschöpfen Mundas überhaupt zur Frau zu nehmen.“
Entsetzten malte sich auf das ebenmäßige Gesicht des Elben. Der Lindar fühlte Atemlosigkeit und eine klamme Kälte, welche sich seines Körpers bemannte.
Nuwena! Beinahe tausend Jahre hatte er benötigt, um die vielen wunderbaren Stunden, die er mit seiner Geliebten gemeinsam verbracht hatte, zumindest ein wenig in den Hintergrund seines Bewusstseins zu drängen. Damals, inmitten der Friedfertigkeit der Leuchthaine, wo er mit einem Teil seines Stammes lebte und sie ihn so oft wie nur möglich besuchte, war zweifellos die glücklichste Zeit seines langen Daseins gewesen. Und er wusste, dass jene Tage niemals wieder zurückkehren und er niemals wieder ein ähnliches Glück empfinden würde, ganz gleich ob in diesem oder einem späteren Leben.
„Turgin!“, spie er aus. „Wenn sie wenigstens seinen Bruder Eldorin gewählt hätte, der ein tapferer Krieger ist und viele unseres Volkes vor den Ogern und dem Schwarzen Drachen rettete. Aber Turgin ist nichts als ein Dichter und Barde, der sich auf schöne Worte versteht, aber nimmer eine solche Gnade verdient. Sag mir, woher du diese Nachricht hast!“ Seine Worte klangen nun streng und befehlend.
Zarr Mudah lächelte. Er fand es erfreulich, dass ein wenig von dem unermesslichen Stolz und Selbstbewusstsein, die seinen Lehrmeister einstmals ausgezeichnet hatten, in seine Wesenszüge zurückkehrte. „Ich habe schon vor einiger Zeit, damals, als ich den Kontinent bereiste, wie ich Euch vorhin erzählte, erfahren, wo sich der Aufenthaltsort der letzten
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