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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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vor wenigen Jahren erst, gelang es mir, einen großen Meister ausfindig zu machen, dessen Wissen und Macht wahrlich unerschöpflich erschienen. Ich war überaus beeindruckt vonjenen ungeahnten Möglichkeiten und verließ auf den Rat meines großartigen Lehrers hin meinen einsamen Berg, um neue Dinge zu erforschen. So kehrte ich nach Nordamar zurück und bereiste unerkannt von den Wesen, die hier leben, das Land von Süd nach Nord und von West nach Ost, wobei ich vieles sah und kennen lernte, was mir bisher noch fremd gewesen war.“ Der Ork seufzte bei dem Gedanken an all die langen Reisen und Mühen, die er in seiner jüngeren Vergangenheit auf sich genommen hatte. „Ihr seht, ich bin nicht müßig gewesen und habe viele Erfahrungen gemacht, während die Jahrhunderte unaufhaltsam vergingen.“
    Die ganze Zeit über ließ der abwesende Blick Furiors daran zweifeln, ob er während der Rede seines Gegenübers überhaupt zugehört hatte. Nicht einmal die Erwähnung jenes angeblich so machtvollen neuen Lehrmeisters seines ehemaligen Schülers hatte ihn aufhorchen lassen. Nun aber regte er sich und trank einige Schlucke aus der halbvollen Tasse Tee, die er die ganze Zeit über in Händen hielt.
    „Erfahrungen sind kostbarer als alle Edelsteine Mundas, denn jede von ihnen beheimatet eine eigene Lehre in sich, die kein Meister einem jemals unterrichten kann, wie man bei uns Elben sagt. Dennoch gibt es Unterschiede, und manche Dinge, die man erlebt oder getan hat, sind so schmerzvoll, dass es fraglich ist, ob man besser auf ihre Erfahrung verzichtet hätte.“ Er schickte sich wieder zu schweigen an, und kein Betrachter konnte sagen, was sich in seinem Geist abspielte und in welche unwegsamen Pfade seiner Erinnerung er sich verirrte. Die Bitterkeit aber, die seine so zeitlos schöne Ansehnlichkeit wie eine Glocke aus giftigem Dampf verhüllte, vermochte niemandem verborgen zu bleiben.
    „Ich habe ein Geschenk für Euch, Meister“, sagte Zarr Mudah, wie um die Aufmerksamkeit seines Gesprächpartners von dessen Traurigkeit abzulenken. „Etwas, was sich seit einer langen Zeit wie ein treues Tier nach Euch sehnt und was Ihr sicherlich wiedererkennen werdet.“
    Der Schamane nahm die geräumige Tasche hervor, die er zuvor von seinem Reittier abgenommen und hinter sich gestellt hatte. Dicht unter ihrer Verschlussklappe steckte ein länglicher Gegenstand, welcher in ein dickes, dunkles Tuch gehüllt war. Schon als er die Klappe öffnete und anfing, das mit vielen Schnüren gesicherte Bündel aufzuschnüren, wurde die Neugierde Furiors schlagartig geweckt. Mit einem Mal schien dieser erwacht zu sein aus seiner Regungslosigkeit, wie wenn ihn eine unsichtbare Kraft aus einer fernen, seit Ewigkeiten vergangenen Welt in das Diesseits befördert hätte.
    Der Ork löste das letzte der dünnen Seile, schlug den groben Stoff auseinander und brachte auf diese Weise ein Objekt zum Vorschein, das mit seiner gewaltigen, alles ergreifenden Präsenz seine Umgebung sogleich zu Bedeutungslosigkeit verblassen ließ. Hatte das Rote Tal zuvor im abnehmenden Licht der hereinbrechenden Dämmerung gelegen, so brach nunmehr scheinbar eine tiefe Dunkelheit herein, denn die verbliebenen Sonnenstrahlen waren weitaus zu schwach, um der Macht des Schwarzen Schwertes zu widerstehen.
    Wie ein wachsames, lebendiges Auge loderte die rote Perle, welche den eckig geformten Knauf als Intarsie zierte und das graue Heft und die silberne Parierstange unheimlich erhellte. Die tiefschwarze Klinge, die darüber saß, verschluckte hingegen jegliches Licht, das in ihrer Reichweite existierte, wie ein gieriger Raubfisch.
    „Fínorgel! Mina vello swerdil! * ”, rief Furior inbrünstig aus, doch hielt er seine Stimme zugleich gedämpft, so als ob die Worte nicht von jedermann gehört werden sollten. Seine rechte Hand begann zu erzittern, seine schlanken Finger verkrümmten sich und bewegten sich unwillkürlich auf das Schwert zu.
    Der Ork hielt die Waffe seinem einstigen Lehrmeister mit beiden Händen bereitwillig hin. Dabei spürte er die Vibrationen, welche der überwiegend pechfarbene Gegenstand aussandte,und die Energie, die zwischen demselben und dem Elben in der Luft knisterte. Es war unverkennbar, dass die Klinge zurück zu ihrem Erschaffer wollte.
    Furior Feuerzorn erfasste das Heft seiner Schöpfung und fühlte, wie es sich perfekt an ihn anschmiegte. Viel seiner einstigen Kraft hatte er in jenes Werk gelegt und in das sonderbare Materialgemisch gebannt, indem

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