Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
gestrichen worden. Verschnörkelte Bordüren und dezente Gemälde und Mobiliar sorgten des Weiteren dafür, dass die Dunkelheit und Schwere, welche den Wohnstil der einstigen Zwergenherren des Hauses gekennzeichnet hatte, deutlich zurückgedrängt worden war.
Ohnehin hatte sich die Gemahlin Tarabunts in der dichtbesiedelten Bergfestung niemals wirklich wohl gefühlt, wie sie ihrem Sohn gegenüber bei mehreren Gelegenheiten hatte anklingen lassen, denn weitaus eher zog sie die unberührte, mit Leben erfüllte Gegenwart von Tieren, Gräsern, Blumen und Bäumen vor. Allzu oft hatte sie darunter gelitten, dass die vielen Pflanzen und Bäumchen, die sie in ihrem neuen Zuhause zu pflegen und großzuziehen versuchte, aufgrund der Kühle und des mangelnden Lichteinfalls beinahe allesamt zu Grunde gingen, und nicht wenige hatten damals befürchtet, dass auch sie wie eine seltene, überaus zarte Rose in jener rauen, kahlen Umgebung dereinst verwelken und eingehen würde. Mit der Zeit jedoch hatte sie sich als wesentlich widerstands- und anpassungsfähiger als vermutet erwiesen und viele Zweifler eines Besseren belehrt.
Arnhelm, Boldred und die beiden Soldaten, die ihnen bereits die ganze Zeit über folgten, durchschritten den Gang und bogen nach einer Weile nach links ab. Dort gelangten sie in einen weiteren fensterlosen Flur, der schmal und ganz in Weiß gehalten war. Dieser führte in denwestlichen Flügel des Gebäudes, wo sich auch der Turm mit den privaten Gemächern der Fürstin befand. Der Boden war hier mit reinem Marmor gefliest und wirkte so ausgesprochen kostbar, dass sich manche Besucher kaum auf ihm zu gehen getrauten. Anschließend passierten sie einige Grünpflanzen, die in Kübeln oder Vasen standen und über denen Leuchten an den Wänden hingen, die für das lebensnotwendige Licht sorgten. In deren jeweiligen Schein, der weißlich wie die Strahlen einer kalten Sonne nach unten fiel, tanzten unzählige Staubpartikel und auch einige Fliegen, die sich in das Gemäuer verirrt hatten. Darüber hinaus enthielten die Innenräume aller Gebäude Dirath Lums vorwiegend die von den Kirin Dor gerne zur Beleuchtung verwendeten Barinsteine, die in Arthilien selten zu finden waren und die man darum nur in spärlicher Häufigkeit in die einzelnen Mauerwerke eingelassen hatte.
Nachdem die vier Männer etwa die Hälfte des Ganges, den sie nach Westen hin verfolgten, zurückgelegt hatten, wurde derselbe vollends von Leere erfüllt. Einzig eine imposante, hellgrüne Amphore stand einzeln und trotz ihrer Größe verloren wirkend an der rechten der Wände, während sich schräg gegenüber der Eingang zu einem Raum öffnete.
„Man hat die Fürstin sogleich rufen lassen, als man von deiner Ankunft hörte“, sagte der Heeresmeister. „Sie dürfte nun bereits in ihrem Empfangszimmer sein und ungeduldig auf dich warten.“
Der mit einem unbestimmbaren Eifer versehene Ernst, der in der Stimme des Offiziers lag und in dieser Situation nicht angebracht schien, entging dem Sohn Imalras keineswegs. Als die drei Soldaten kurz vor dem türlosen Einlass in das komfortable Zimmer zurückblieben, legte er darum seine Hand auf den Knauf seines Schwertes und machte sich auf eine unliebsame Überraschung gefasst.
Als er eintrat, versuchte er, sowohl den Inhalt des Raumes als auch das, was in seinem Rücken vor sich ging, zu erfassen, um für alles gewappnet zu sein. Dann jedoch erblickte er seine Mutter vor sich, die allein in einem der umherstehenden, weich gepolsterten Stühle saß. Hinter ihrer rechten, mit einem weißen Seidekleid verhüllten Schulter blitzten die Perlen des einzigartigen Gobelins auf, der den darunter befindlichen Wandfries des Zwergenkönigs Borgin verdeckte. Als er das zwanglose Lächeln auf dem Gesicht Imalras sah, entspannten sich seine verkrampften Muskeln augenblicklich, und er fühlte, wie ihn ein Anflug von Freude überkam. Seitdem er sich vor einigen Tagen von Merian getrennt hatte, hatte er sich nicht mehr so frei und geborgen gefühlt wie nun, da er seine geliebte Mutter bei bester Gesundheit erschaute. Ihre langen, schwarzen Haare glitzerten, so als läge Sternenstaub auf ihnen, und ihr Gesicht war so schön und makellos wie eh und je.
„Mein verlorener Sohn kehrt also endlich zurück. Setz dich zu mir, Arnhelm, denn es verlangt mich, mit dir zu reden, auch wenn die Stunde schon spät ist und du sicherlich erschöpft bist von der langen Reise, die hinter dir liegt.“
Imalras Stimme war weich und
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