Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
hören, mein Freund. Dann erklär mir als erstes, da ich nun wieder hier bin, weshalb ich keine der Menschen, keine der einfachen Bewohner unserer Stadt erblicke! Niemals zuvor sah ich diesen Ort so sehr verwaist.“
    Gerade hatten sie den im Dunkeln leise vor sich hinplätschernden, enormen Brunnen passiert. Genau wie all die auf dem großflächigen Platz zu sehenden gewaltigen Säulen, Pfeiler, Skulpturen und Bildtafeln, die teils aus Marmor, Gold, Elfenbein und anderen unschätzbar kostbaren Materialien gemacht waren, war jenes Monument ein Zeugnis der unerreichten Bau- und Steinmetzkunst des von dieser Stätte seit langem verschwundenen Zwergenvolkes. Man fühlte sich unwillkürlich in altertümliche Zeiten versetzt, in denen noch keiner der Vorfahren der gegenwärtig lebenden Menschen von der Existenz Arthiliens überhaupt etwas ahnte.
    Noch weitaus imposanter jedoch waren die wehrhaften, aus überaus schwerwiegenden Granitquadern erschaffenen Bauwerke, die so solide dastanden wie am Tag ihrer Fertigstellung und deren rückwärtige Seiten in den nackten, steil abfallenden Felshängen des Gebirges verankert waren. Nur noch einige Dutzend Schritt vor ihnen erhob sich der höchste und breiteste jener Bauten, nämlich der Herrscherpalast, welchen einst Borgin der Große bewohnt hatte und der nunmehr seit vielen Generationen die Heimstatt der Herren Rhodrims war. Wie eine im fahlen Mondlicht glitzernde Nadel stach aus dessen linker Hälfte der schlanke Turm empor, der die höchste Erhebung Dirath Lums darstellte, vor dem Hintergrund des riesenhaften Wächtergebirges gleichwohl so gering und zerbrechlich wie ein Gebilde aus bemalten Streichhölzern wirkte. Weiter rechts wurde das leicht gewölbte, steinerne Dach von einer umfangreichen Kuppel geziert, deren Fassade aus bronzefarbenem Marmor gearbeitet war. Bei Tag erstrahlte die Rundung wie Feuer in der Nachmittagssonne. Nun aber lag sie in undurchdringliche Schatten gehüllt.
    „Viele der Männer sind in die Schlacht gezogen und daraus nicht wieder zurückgekehrt“, antwortete Boldred mit einiger Verzögerung. „Andere sind erst kürzlich gegangen, um beim Wiederaufbau der geschleiften Städte und Siedlungen mitzuhelfen oder verwaiste Gebiete neu zu besiedeln. Die meisten der Soldaten, die hier verblieben waren, wurden außerdem in verschiedene Bereiche des Reiches gesandt, um dort die Sicherheit zu gewährleisten. Übrigens gingen einige der Menschen, welche die Hauptstadt verließen, nicht freiwillig, sondern mussten von der Fürstin ernstlich dazu ermahnt werden. Es fiel ihr nicht leicht, Familien aus ihrem Zuhause zu verpflanzen, doch sie ist eine kluge Frau und erkannte, dass ihr keine andere Wahl blieb, da fleißige Hände derzeit an anderen Orten dringlicher benötigt werden.“
    Dirath Lum wurde praktisch evakuiert, daher die vielen leerstehenden Häuser!, dachte Arnhelm bei sich. Geblieben waren offensichtlich nur wenige und davon höchstwahrscheinlich überwiegend Soldaten und Wachen. Solch ein hartes Vorgehen wider die eigene Bevölkerung passte so überhaupt nicht zu seiner Mutter. Irgendetwas sagte ihm außerdem, dass der Heeresführer ihm allenfalls halbe Wahrheiten mitteilte. Sein Instinkt mahnte ihn entsprechend, weiterhin Aufmerksamkeit und Vorsicht zu beherzigen und Augen und Ohren offen zu halten.
    Drei weitere Wachen standen mit einer Anspannung und Disziplin, die für rhodrimische Streitkräfte unüblich war, vor dem Eingang des palastartigen Herrenhauses. Noch als die Nahenden ein gutes Stück entfernt waren, befleißigten sie sich, die stählernen Flügel der überdimensionalen, rechteckigen Pforte mit sichtlicher Kraftanstrengung nach innen zu drücken. Das Tor, dessen in Dunkelbraun lackierte Außenfläche mit quadratischen Mustern, zwei großen Klopfringen und einem bärtigen Kopf geziert war, schwang daraufhin widerwillig auf. Nun, da der Fürstensohn die Bekanntschaft der Bergriesen gemacht hatte, die den alten Überlieferungen zufolge die Miterbauer der Bastion waren, fragte er sich, ob das Portal und die hoch angebrachten Eisenringe deshalb so gewaltig waren, da jene Legende tatsächlich der Wahrheit entsprach.
    Der Spalt, der zwischen den Flügeln entstand und sich zusehends vergrößerte, teilte das dekorative Zwergenhaupt in dessen Mitte und gab den Blick auf den dahinter liegenden Gang frei. Der Korridor war bereits kurz nach Imalras Einzug auf ihren Wunsch hin mit einem aufwändigen Putzwerk versehen und in einem hellen Blauton

Weitere Kostenlose Bücher