Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
seines langsam dahingaloppierenden Reittieres klackende, einsame Geräusche in die kühle Nacht hinaus warfen.
Endlich sah er hoch über sich einige helle Lichtpunkte, die Teile des schweren Schutzwalls aus dem Dunkel hervortreten ließen. Die Brüstung selbst hingegen, da diese sich nach außen hin wölbte, begrub alles unter sich in tiefer Schwärze.
Der Rhodrim machte sich nun nach links auf, zu der Stelle hin, an welcher die langgezogene Felswand, welche die Schlucht westlich begrenzte, in die glatte Stirnseite des Wächtergebirges mündete. Dort begann der aufwärts führende Weg, der für kaum mehr als die Breite zweier gewöhnlicher Karren genügte.
Obwohl der Pfad überaus steil und beschwerlich war, erklomm Windspiel ihn anschließend mit einem ausdauernd hohen Tempo, sodass sie schon bald an die westliche der beiden Pforten der als Stadt dienenden Festungsanlage gelangten. Der rasche Trab schien das edle, braune Pferd nicht im mindesten angestrengt zu haben, denn aus seinen Nüstern drangen unverändert langsame, gleichmäßige und lautlose Atemzüge. Arnhelm jedoch fühlte sich weitaus mitgenommener, als er aus dem Sattel stieg, um an das eiserne, einstmals von Zwergen geschmiedete Tor zu klopfen. Seine körperlichen Kräfte hatten unter der Verwundung und der langen Bettlägerigkeit gelitten und waren durch den harten Ritt von Pír Cirven nach Dirath Lum auf eine harte Probe gestellt worden.
„Wer da?“, fragte eine unsichtbare Stimme, die sich erhob, nachdem der Fürstensohn mit dem Knauf seines Schwertes zwei Mal kraftvoll gegen das Metall gepocht hatte. Die Worte klangen barsch und abweisend, was ungewohnt, angesichts des in Arth Mila erlebten Schreckens andererseits aber auch, wie Arnhelm fand, nicht unverständlich war.
„Vor dem Tor steht Arnhelm, Sohn von Tarabunt und Imalra, der Erbe des Fürstenhauses Rhodrims! Öffnet nun, denn ich bin weitgereist, um endlich nach Hause zu kehren!“
Die schmale, längliche Holzplatte, welche die in der Mitte der Pforte angebrachte Sichtluke versperrte, wurde für kaum mehr als einige Sekunden zur Seite gezogen. Sofort nachdem das aufmerksame Augenpaar, das dahinter erschien, den um Einlass Ersuchenden erblickt hatte,wurde die Öffnung wieder verschlossen. Als nächstes wurden stählerne Riegel knarrend aus den Angeln gehoben, während sich zeitgleich ein Schlüssel krachend in einem Schloss drehte. Mit einem dumpfen Dröhnen schwang der Einlass zur Hauptstadt des Reiches anschließend nach innen hin auf.
Arnhelm durchschritt das Portal, wobei ihm Windspiel mit einigen Fuß Abstand folgte, ohne dass er das kluge Pferd an den Zügeln nachführen musste. Die beiden Wachen, die mit Speeren bewehrt waren und hinter dem Eingang auf ihn warteten, grüßten ihn mit einem stummen Nicken. Ihre Mienen waren hart und verfinstert und ließen die Herzlichkeit, die man unter den Bürgern Rhodrims für gewöhnlich pflegte, in jedweder Hinsicht vermissen. Der Sohn Imalras bemerkte dies und begutachtete die Soldaten fragend für einige Augenblicke. Er kannte die Männer nicht, womöglich waren sie erst kürzlich von außerhalb der Stadt nach hierher berufen worden oder aber sie waren Flüchtlinge aus von den Orks verheerten Gebieten, was ihre Unfreundlichkeit einigermaßen erklären würde.
Drei weitere Personen bewegten sich nun über den weitläufigen Platz, der sich an den Schutzwall anschloss, von dessen gegenüberliegender Seite her geradewegs auf ihn zu. Wie er bald erkannte, war der vorderste von ihnen Boldred, ein Soldat, der bereits seit vielen Jahren der Wachmannschaft der Feste angehörte und sich stets durch bedingungslose Ergebenheit gegenüber der Fürstin ausgezeichnet hatte. Dieser Vorzug war es wohl auch, der ihm neben seinen herausragenden Redefertigkeiten irgendwann den Rang eines Heeresmeisters eingetragen hatte, obwohl Tarabunt und Braccas ihn niemals sonderlich geschätzt hatten und zweifellos andere aufstrebende Männer in militärischen Dingen für geeigneter hielten.
Boldred war beinahe vierzig Jahre alt und hatte dunkles Haar, das ihm bis dicht an den Nacken reichte. Er war durchschnittlich groß und kräftig gebaut, wenn man ihn auch noch nicht als übergewichtig bezeichnen konnte. Seine Züge wirkten stets nachdenklich und seine Augen tiefschürfend, so als wenn sie immerzu versuchten, unter der Oberfläche eines jeden, der ihm gegenüberstand, nach einer Schwäche zu suchen. Trotz alledem war er ein fleißiger, zupackender und fähiger
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