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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Menschen und an Euren Verbündeten zu sein, diese Ereignisse in gute Bahnen zu lenken und ihre schlechten Auswirkungen zu begrenzen. Aber ganz gleich, welches Ergebnis diesem Unterfangen beschieden sein wird – ich sehe darin nichts, was uns Elben zur Hoffnung gereichen könnte. Vielmehr scheint sich unser Niedergang in Arthilien, der längst begonnen hat, auf diese Weise noch zu beschleunigen, wie mich deucht.
    Orte ursprünglicher Schönheit wie dieser, den wir Aím Tinnod nennen, werden seltener werden in Bälde, und schon jetzt dringen Geräusche aus den Tiefen der Erde hierher, die uns Ruhe und Frieden missen lassen zu mancher Stunde und die von nichts anderem künden als von Hass, Zerstörung und Krieg. Einzig noch Bruchstücke und so manche Erinnerungen sind übrig von der Freude von einst, und auch diese verblassen wie eine Handvoll welker Blätter, unbeachtet und schon bald vergessen im Fortgang der Zeitalter.“
    Ulven und Marcius fühlten sogleich die Erinnerung an die scheußlichen Ghuls in sich aufsteigen, die sie in den unzugänglichen Tiefen des Wächtergebirges überfallen hatten und die wahrscheinlich auch in diesen Momenten dort tiefe Schächte gruben, um damit ihre eigenen, unergründlichen Pläne zu verfolgen. Mindestens ebenso betroffen machte sie jedoch die Bitterkeit, die den Elbenfürsten wie eine schwere, düstere Last in Besitz genommen zu haben schien. Sie hatten viel von Nuwena und deren Lieblichkeit gehört, und sie konnten nur erahnen, wie heftig ihn die Nachricht, dass er sein Kind überlebt hatte, getroffen hatte. Darüber hinaus war sein wahres, ihm nicht anzusehendes Alter so beträchtlich, dass kein Mensch sagen konnte, wie viel an sorgenvollen und bedrückenden Ereignissen er in all den Jahrtausenden seiner Existenz bereits hatte ertragen müssen.
    Mag der Leib eines Elben auch ewiglich jung erscheinen, so mag sein Geist doch Erscheinungen von Müdigkeit zeigen, wenn ihm die Zeit dies abverlangt,
so erkannten die Menschen bei sich.
    „Quen tinnod tilín, dafa mila olom tilín“ * , sagte plötzlich von der Tür her eine Stimme, die wie ein vollendeter Gesang oder das gleichmäßige Rauschen eines glasklaren Gebirgsbaches daherkam.
    Die beiden Menschen wandten sich um, doch waren sie nicht die einzigen der Anwesenden, die zutiefst erstaunt waren und von einer unbeschreiblichen Bewunderung überwältigt wurden. Auch die Elben, von denen viele ihr Haupt respektvoll neigten – allerdings nur so viel, dass dies ihr Blickfeld nicht allzu sehr beeinträchtigte –, begegneten Nimroël mit unübersehbarer Neugierde. Sie hatten die Fürstin der Nolori schon seit einigen Wochen nicht mehr gesehen und spürten, dass Wissen und Kraft seit dieser Zeit in ihr gereift waren.
    Gleich nach dem Tod ihrer Tochter und dem Aufbruch von Eldorin, Telorin und Nurofin ins Uilas Rila hatte die Elbin sich zu Vello Wisantor begeben und war erst einige Tage später, nachdem sie sich mit der weisen Eiche eingehend beraten hatte, wieder zu ihrem Gemahl zurückgekehrt. Dort war sie allerdings nur für eine Weile verblieben, ehe sie sich neuerlich auf eine Wanderschaft in entlegene Gebiete und Winkel Aím Tinnods aufgemacht hatte.
    Nun, da sie abermals den Weg in das Haus ihres Gemahls gefunden hatte, konnte angenommen werden, dass sie in der Zwischenzeit einiges in Erfahrung gebracht und für anderes wenigstens eine Ahnung gewonnen hatte. Im Gegensatz etwa zu Ganúviel oder Thingor pflegte sie nur selten in weltlichen Angelegenheiten in Erscheinung zu treten, wohingegen sie sich seit jeher in der Schulung ihrer inneren Stimme und dem Lauschen der Einflüsterungen von Mutter Natur übte. Auf diese Weise hatte sie eine Weisheit erworben, von der es in Arthilien dieser Tage selbst bei den Elben nur noch wenig zu bestaunen gab. Man sprach darum – wenn man denn überhaupt ihren Namen nannte – stets ehrfürchtig von ihr und sagte, dass sie selbst das leiseste Flüstern von Baum und Stein und Bach und kleinem Getier zu hören vermochte, da diese allesamt ihre Freunde waren. Um ihrer Bestimmung gerecht zu werden, suchte sie zuweilen sehr die Einsamkeit, welche ihr Zeit zur Einkehr und der Suche nach Rat und Besinnung gab. Diese Vorliebe war nur eines der zahlreichen Merkmale, die sie an ihre wunderbare Tochter Nuwena weitergegeben hatte.
    Nimroël trug ein fließendes Kleid, das aus einem so feinen Stoff gemacht war, dass es schien, als sei es aus Mondlicht gewoben, und das gesäumt war von einer silbernen

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