Die Zweierbeziehung
die Vertreterin der Ablehnung von Verbindlichkeit in ihrer Beziehung zu Stefan, Stefan seinerseits, der zu Beginn jede Verbindlichkeit vehement abgelehnt hatte, war jetzt der Vertreter der festen Bindung. Bis zu einem gewissen Grad blieb die Ambivalenz ein Thema für beide Partner. Dennoch lebten sie äußerlich klar eine feste Bindung. Als Zeichen der Festigung ihrer Beziehung hatten sie an einem neuen Ort ein Einfamilienhaus gekauft.
Auf das Modell der Bindungskollusion übertragen, ging es bei beiden darum, den abgewehrten und dem Partner delegierten Anteil in sich zu integrieren:
Dem Mann war seine Ablehnung aller Verbindlichkeit bewusst. Unbewusst und uneingestanden bestand jedoch sein Wunsch nach fester Bindung. Hier kamen wir einen entscheidenden Schritt weiter.
Der Frau war die Suche nach fester Bindung bewusst. Unbewusst und uneingestanden war jedoch ihre große Angst vor Bindung. Diese Angst war bisher durch Stefans Ablehnung verdeckt, sodass sie sich gar nicht dazu bekennen musste.
Die Therapie verhalf beiden Partnern dazu, den delegierten Anteil in sich besser zu integrieren
10.2. Die Kollusion der Kollusion der absoluten Liebe absoluten Liebe Absolute Liebe
Die Kollusion der absoluten Liebe zeigt sich heute häufiger als vor wenigen Jahren, nämlich als Reaktion auf die Entzauberung und Versachlichung der Liebe. Das zeigt sich schon in der Sprache, nämlich mit dem Begriff des Partners, der unspezifisch ist. Es gibt Tennispartner, Geschäftspartner, Spielpartner, Tanzpartner usw. Der Begriff Partner für den Geliebten ist Ausdruck des Bemühens, das Verliebtsein auf rationale Dimensionen zu reduzieren. Liebesgefühle sollten unter Kontrolle gehalten werden, da sie vor allem für die Frauen die Gefahr mit sich brachten, die mühsam erworbene Emanzipation wieder aufzugeben und den Männern Sonderprivilegien zuzusprechen. Die große Liebe als Hingabe und Idealisierung entsprach nicht mehr den Autonomie-Idealen der neuen Frau. Doch dann kam überraschend ein Umschwung. Manche Frauen vermissten die romantischen Ideale und die starken Emotionen des Verliebtseins. Man suchte wieder die Erfüllung der Liebe als absolute Liebe.
Die absolute Liebe strebt nach einem idealisierten Einswerden. Man möchte aufgehoben sein in der reinen Liebe, aufgehoben als Auflösung der Ich-Du-Grenzen, man möchte auf der gleichen Wellenlänge schwingen, sich bedingungslos, ja irrational hingeben. Die Liebe soll kein Abmessen von Geben und Nehmen beinhalten. Die Liebe soll großartig, exklusiv und ungeteilt sein. Sie ist angelegt auf ewige Zeiten, hat einen spirituellen Aspekt, sie ist die intime, oft geheimgehaltene Liebessehnsucht. Gegenseitigkeit der absoluten Liebe ist nicht Bedingung. Man ist vielmehr bereit, für die Liebe zu leiden und Enttäuschungen zu ertragen, ja das Leiden zum Anlass der intensiven Liebe zu machen. Man möchte mit dem Partner harmonisch auf derselben Wellenlänge schwingen, bedingungslos, zeitlos, auf Ewigkeit. Spirituelle Aspekte spielen mit, etwa die Vorstellung, füreinander bestimmt zu sein, schon in einem früheren Leben miteinander gelebt zu haben oder in Zukunft nach dem Tod die große Liebe fortzusetzen. Die Erfüllung der absoluten Liebe ist auf Momente des Glücks beschränkt. Die Realisierung der Sehnsucht nach der absoluten Liebe ist nicht dauerhaft erfüllbar.
Das Modell Kollusion der absoluten Liebe
Die Kollusion der absoluten Liebe zeigt einen Partner, der die absolute Liebe bedingungslos leben möchte, sich hingibt an die Beziehung, was so aber nur gefahrlos erlebt werden kann mit einem Partner, der die Liebe nur beschränkt zulässt oder sie sogar ablehnt. Das wiederum gibt dem Vertreter der absoluten Liebe die Möglichkeit, zu zeigen, dass seine Liebe bedingungslos und nicht darauf angewiesen ist, positiv beantwortet zu werden. Sinngemäß verhält er sich folgendermaßen: «Ich will dir erst recht mit meinem Leiden die wahre Liebe zeigen, weil du wahre Liebe noch nie erlebt hast.» Der Partner dagegen sagt: «Ich brauche deine Liebe nicht und ertrage sie auch nicht.» Die genauere Kenntnis der beiden Partner zeigt nun aber, dass der Partner bzw. in der Regel die Frau die Erfüllung der Liebessehnsucht erstrebt, aber gleichzeitig Angst vor deren Erfüllung hat. Umgekehrt der Mann, der die Liebeserfüllung ablehnt, sich im Grunde aber nach der Liebeserfüllung sehnt.
Je klarer die Liebesabwehr des Mannes ist, desto angstfreier kann sich die Frau ihrer absoluten Liebe hingeben.
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