Die Zweierbeziehung
sich immer deutlicher gemäß dem Rachetyp (A BRAHAM ), das heißt, sie verwendet gerade ihre weiblichen Attribute und Fähigkeiten, um den Mann machtlos zu machen und sich an ihm zu rächen. Die an ihrem unbewältigten Kastrationskomplex leidende Frau ist neidisch auf das, was der Mann besitzt, und versucht ihn zu schwächen.
Für den hysterophilen Mann steht in der Beziehung zur Frau die unmittelbare sexuelle Triebbefriedigung im Hintergrund. Für das Gelingen der intimen Vereinigung ist Voraussetzung, dass die Frau willens ist, ihn zu akzeptieren und zu unterstützen. Er ist in seiner Potenz ganz ihrem Wohlwollen ausgeliefert, ja er will seine Potenz in ihre Verfügungsgewalt legen. Phallisch aggressives Verhalten liegt ihm fern. So bescheidet er sich auf Impotenz als Ausdruck verfeinerter und veredelter Männlichkeit, die im Gegensatz zur aggressiven und selbstsüchtigen Rohheit anderer Männer stehe.
Das überrücksichtsvolle Verhalten des Mannes und seine Forderung, einen Wink zur Eröffnung intimer Beziehungen von ihr zu erhalten, ist für die hysterische Frau besonders schwierig, weil sie sexuellen Beziehungen höchst ambivalent gegenübersteht. Sie könnte sich am schuldfreiesten hingeben, wenn sie vergewaltigt würde. Eine Nötigung kann sie andererseits aber gerade aus ihrem Kastrationskomplex heraus schlecht ertragen. In diesem Zwiespalt verhält sie sich bei sexueller Annäherung sprunghaft fordernd und frustrierend, indem sie vom Partner immer das Gegenteil von dem verlangt, was er ihren Ansprüchen gemäß zu tun bemüht ist. Wenn er keine Lust verspürt, fordert sie intime Beziehungen, wenn er Bedürfnisse äußert, weist sie ihn ab, wenn er forsch auf sexuelle Vereinigung ausgeht, sollte er geduldig, fein und rücksichtsvoll sein, wenn er jedoch zart und einfühlend abwarten will, fehlt ihm das männliche Temperament zur Überwältigung.
Die ehelichen Beziehungsstörungen verfestigen sich immer mehr zu einer Charakterhaltung: einerseits die Frau, die über mangelndes Temperament, mangelndes Interesse und mangelnde Männlichkeit des Mannes klagt, andererseits der Mann, der sich immer mehr hinter einer selbstgerechten Heiligen- und Märtyrerhaltung schützt. Diese Beziehungsform genügt der resignierten Frau auf die Dauer nicht. Sie muss den Affekt der Umwelt spüren, um sich nicht aufzulösen und dem inneren Chaos zu verfallen. So beginnt sie Zuwendung, Halt und Beachtung außerhalb der Ehe zu suchen. Der eine Weg ist die Produktion von Konversionssymptomen und anderen Krankheits- oder Suchtsymptomen, die die Zuwendung von Ärzten, Spitälern und anderen sozialen Helfern erwirken. Ein anderer Weg sind außereheliche Beziehungen. Manche Männer fühlen sich aufgerufen, solch liebessehnsüchtige Frauen aus ihrer unglücklichen Bindung an den Ehemann zu retten. In die Beziehung zum Geliebten projiziert die Hysterika aufs Neue die Erfüllung all ihrer Wunschvorstellungen: Im Gegensatz zum lahmen und schwachen Mann ist der Geliebte männlich, haltgebend und versteht es, das Temperament der Frau unerschrocken zu zügeln und zu bändigen. Die Frau fühlt sich von ihm gehalten und gefasst. Schwärmerisch berichtet sie, erst in der Beziehung zum Geliebten sei ihr aufgegangen, was leben und lieben heiße. Lernt man die Persönlichkeit des Geliebten näher kennen, so wirkt dieser oft wie eine Karikatur des Ehemannes. Die Frau wählt einen Liebespartner, von dem sie sich zwar bewusst führen lassen will, wobei sie aber auch bei diesem bestimmt, wann, wo und in welchem Ausmaß. Offensichtlich wiederholt sie mit dem Geliebten dasselbe Spiel wie mit dem Ehemann. Dem Ehemann gegenüber protzt sie aber mit ihrer Orgasmusfähigkeit, womit sie diesen nun vollends seiner Potenz beraubt. Er verzichtet auf sexuelle Ansprüche und überlässt dieses Gebiet meist kampflos dem Geliebten. Obwohl sie in einer bedauernswerten Situation sind, klagen diese Männer nicht, ja sie geben sogar an, sie würden dieselbe Frau erneut heiraten, selbst wenn sie genau wüssten, dass es wieder auf dasselbe hinauslaufe. Sie streichen ihre unverbrüchliche Liebe zu dieser Frau heraus. Manche verfallen allerdings einer chronischen Erschöpfungsdepression mit allgemeiner Müdigkeit und Schwächegefühl, neurasthenischen Beschwerden und Beeinträchtigung der beruflichen Leistungsfähigkeit. Auch das nehmen sie mit erstaunlicher Schicksalsergebenheit hin.
Besonders ungünstig ist die Einbeziehung der Kinder, die von der hysterischen Frau oft in
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