Die Zweierbeziehung
verhindern, dass der Mann ohne tiefgehende Kränkung zu seiner Schwäche stehen kann. Der Mann wird schuldbewusst sich den Forderungen nach mehr Männlichkeit aussetzen oder sich anderweitig phallisch zu bestätigen versuchen, aber kaum je die Frau auffordern, sie solle doch selbst die von ihr so hochgepriesenen «männlichen Funktionen» übernehmen. Im Endeffekt sollten nicht nur die «männlichen» Privilegien, sondern auch die damit verbundenen Verpflichtungen und Erwartungen gleichmäßiger auf die Partner verteilt werden, ohne daraus dauernd einen Prestigekampf zu machen.
Die ödipale Kollusion Ödipale Kollusion
Bei der ödipalen Kollusion handelt es sich eigentlich um einen Grundaspekt ehelicher Partnerbeziehungen, nämlich um die Wiederholung der Beziehung zum geschlechtlichen Elternteil in Identifikation oder Gegenidentifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil. Liebe und Hass auf den gegengeschlechtlichen Elternteil ist wohl mit jeder heterosexuellen Beziehung verwoben. Man erlebt in jedem Partner den ödipalen Liebespartner.
Der Ödipuskomplex prägt eine Ehe, positiv als Wiederholung der Elternehe, negativ als Versuch zum Gegenteil. In der Ehetherapie sollte immer wieder darauf geachtet werden, inwiefern die Erinnerungen und Erfahrungen aus der ödipalen Phase die Ehe bestimmen.
Der unbewältigte Ödipuskomplex verhindert oftmals überhaupt eine Ehebildung. Die alte kindliche Elternliebe muss nicht aufgegeben werden, wenn zum Beispiel ein Mädchen dem Vater den Haushalt besorgt, nachdem die Mutter gestorben ist. Bei andern zeigt sich ein irrationales Bedürfnis, sich als Geliebte oder Liebhaber bereits Verheirateter anzubieten und einen besonderen Reiz darin zu empfinden, andere Ehen zu sprengen. Manche können sich aus Inzestflucht nicht tiefer in eine Beziehung einlassen, sind zum Beispiel sexuell nur beziehungsfähig mit einem Partner, der mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil nichts gemein hat, zum Beispiel mit einem Partner anderer Hautfarbe, mit einer Prostituierten oder mit einem Partner, der so jung ist, dass man ihn eher als eigenes Kind empfindet. Manche versagen sexuell erst nach der Heirat und dabei insbesondere bei intimen Beziehungen im Ehebett.
Unter den Eheformen zeigt sich die ödipale Komponente in der Wahl eines Partners, der dem gegengeschlechtlichen Elternteil gleicht. Häufig handelt es sich um einen Partner, der wesentlich älter ist und einem so tatsächlich Vater oder Mutter sein könnte. Wenn der Mann oder die Frau mehr als zehn Jahre älter ist, so spielt häufig eine ödipale Komponente mit.
Was hat nun der als Vater oder Mutter gewählte Partner für ein Interesse an dieser Verbindung? Häufig lässt sich auch bei ihm ein unbewältigter Ödipuskomplex nachweisen, den er aber damit zu bewältigen versucht, dass er sich selbst an die Stelle der verehrt-gehassten Eltern setzt und in Identifikation mit diesen deren Funktionen ausüben will. Meist sehen wir, dass der ältere Partner väterliche beziehungsweise mütterliche Gefühle gegenüber dem wesentlich jüngeren hat, als Vater zum Beispiel die Vorstellung, das junge Mädchen ins Eheleben einzuführen, es nach eigener Vorstellung zu formen und es – angesichts der eigenen Überlegenheit – ganz von sich abhängig machen zu können. Diese väterlichen Männer verwöhnen meist ihre «Kinder», sind sehr besorgt, bemüht und aufmerksam, sie lassen aber ihre Frauen nicht erwachsen werden, muten ihnen nichts zu und halten es für ausgeschlossen, selbst von ihren Frauen etwas erwarten zu können, etwa bei ihnen Rat und Hilfe zu suchen. Es bildet sich nicht selten eine Kollusion nach dem oral-symbiotischen oder anal-sadistischen Typ. Sosehr es die Frauen nämlich zunächst genießen, sich an einen erfahrenen Mann anzulehnen, so müssen sie gemäß der Gleichwertigkeitsregel einiges unternehmen, um ihre Unerfahrenheit aufzuwiegen. So ist denn die wesentlich jüngere Frau ihrem Mann oft überlegen bezüglich jugendlicher Attraktivität, Vitalität, Lust an Tanz, Sport und Bewegung usw. Sie erlebt die väterliche Führung – zu Recht oder zu Unrecht – als Bevormundung und Unterdrückung. Die allzu große Verwöhnung und Nachsicht verleiten zu hysterischem Agieren, zum Szenenmachen, Intrigieren und Manipulieren. Häufig kommt es zu Eifersucht, weil der väterliche Gatte in dauernder Angst ist, die Frau könnte sexuell an einem jüngeren Mann mehr Gefallen finden, umso mehr, weil es sexuell aus der
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