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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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Schritten von einer Ecke zur andern und erwiderte die
Beifallsrufe seiner Anhänger mit einem königlichen Winken. Alles
Anhänger , dachte ich, als ich durch die Menschenmenge schlüpfte, um so
nahe wie möglich an die Schlächterei heranzukommen. Gab es hier jemanden, der
es wagte, gegen ihn anzutreten?
    Ich sprach wahrer, als ich
wußte. Das Stimmengewirr aus Schwatzen und Rufen dieser großen schwitzenden
Menschenmenge unter der heißen Sonne bekam plötzlich einen anderen Ton, wie bei
einem Orchester, wenn der Dirigent seinen Taktstock schwingt. Die Mischung von
Beleidigungen, Wutschreien, Buhrufen und Pfiffen ließ mir das Blut gerinnen.
    Im Ring sagte der Grünbejackte,
daß der Herausforderer, der von Gloucester heraufgekommen war, um gegen Jem zu
kämpfen, im letzten Augenblick zurückgezogen hatte.
    „Er ist sogar schon auf dem Weg
nach Bristol“, fügte der Grünbejackte noch hinzu, „von wo er plant, sich heute
nacht nach Virginia einzuschiffen.“
    Er erntete Gelächter für diese
Bemerkung, aber die Menge war unwillig, die Pfiffe und Hohnrufe dauerten an,
und als ich mich zur Mitte durchkämpfte, konnte ich sehen, daß der Grünbejackte
aussah, als wäre ihm übel.
    Im Augenblick verhöhnten sie
noch den Herausforderer, der die Nerven verloren und die Hosen voll hatte. Wer
konnte ihm das verübeln? Jem mit seinem häßlichen, verunstalteten Gesicht und
diesem Brustkorb wie ein graubemooster Befestigungswall war genug, um jedem Herausforderer das Herz sinken zu lassen. Was würde
geschehen, wenn sich niemand anderes fand?
    „Alle Anwesenden“, rief der
Grünbejackte heiser und etwas schrill, „Jem sagt mir im Vertrauen, daß er gegen
zwei Männer zusammen fünf Runden kämpfen wird oder gegen einen Mann zehn Runden
mit einer Hand auf dem Rücken. Er wird gegen...“
    Ein Erdklumpen kam aus der
Menge geflogen und traf ihn mitten im Satz. Ein weiteres Dutzend folgte. Einige
der Geschosse flogen über seinen Kopf und regneten auf die vornehmen Leute auf
der anderen Seite. Sie landeten da, wo Mr. Argent und seine Gruppe in ihrer
ganzen Herrlichkeit saßen. Sollte das Zufall sein? Ich
begann mir einen Weg um den inneren Ring der Menge zu bahnen, um näher zu
meinen Freunden zu kommen. Ich wollte nicht allein sein, wenn die Menge anfing,
Sündenböcke zu suchen. Ich war halb herumgekommen, als mitten in dem Hagel der
Erdklumpen etwas Schwarzes und Dreieckiges hoch über die Seile flog, wie eine
Krähe niederfiel und zu Füßen des Grünbejackten landete. Er hielt den Hut hoch,
so daß alle ihn sehen konnten, und wie durch Zauberkraft hörten die Klumpen auf
zu fallen.
    „Ein Herausforderer“, kündigte
er laut an. „Wer ist der Kühne? Woher kommt er? Welches Irrenhaus hat ihm für
den Tag freigegeben?“
    Aus einer Ecke des Ringes kam
eine Figur über die Seile gesprungen und ragte hoch über dem Grünbejackten auf.
Groß und breit, mit spielenden schwarzen Muskeln über seinen blauen
Kutscherhosen — es war Daniel.
    „Wer seid Ihr, Sir?“ fragte der
Grünbejackte. Er schüttelte den Kopf über die Antwort.
    „Unser Herausforderer spricht
kein Englisch.“
    Auf der Seite der Vornehmen
rief jemand: „Es ist Daniel. Squire Trelawneys Mann.“
    Aus der Menge: „Er ist ein
Sklave. Jem kämpft nicht gegen Sklaven. Das schickt sich nicht!“ Bravorufe und
Buhrufe ertönten. Jem regelte die Angelegenheit, indem er die Faust hob. „Ich
werde gegen ihn kämpfen, wer immer er ist. Und wegen dem Englisch, wir sind
nicht hier, um zu quasseln, oder, Kumpel?“ Und damit streckte er seine große
Pranke aus und schlug Daniel auf die Knöchel.
    Fast bevor der Grünbejackte
Zeit hatte, sich aus dem Ring zu verdrücken und die Sekundanten ihre Würfel und
Karten hinlegen und in die Ecken kommen konnten, waren die beiden schon in
Kampfstellung und hieben aufeinander ein wie Hirsche, deren Geweihe sich in den
Brunftkämpfen verfangen.
    Jem landete den ersten Schlag
auf Daniels Arm. Der schüttelte ihn ab und versetzte Jem einen saftigen Hieb
auf die Schultern. Jetzt waren sie Brust an Brust, jetzt sprangen sie
voneinander fort, der Atem pfiff ihnen aus dem Mund.
Jetzt näherten sie sich wieder, hämmerten aufeinander ein; jetzt umkreisten sie
einander und suchten nach einem Weg, die lebenswichtigen Organe des Gegners zu
treffen. Als die erste Runde zu Ende war, schwieg die Menge. Sie wußte, daß sie
einen wirklichen Kampf vor sich hatte. Als die beiden wieder anfingen, nahm ich
die Chance wahr, weiter um den

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