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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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war, als wollte man eine Flutwelle mit einem Brett aufhalten, dachte
ich, als ich auf der Suche nach Betsy zwischen die vornehmen Leute tauchte, die
wie Kühe unherirrten. Diejenigen, die hinten standen und das Unheil kommen
sahen, waren klug genug, flotten, aber würdigen Schrittes in Richtung ihrer
Pferde und Kutschen zu gehen und dabei nervöse Anweisungen wie „Spann an James,
wende den Wagen“ zu rufen.
    Wieweit das beachtet wurde,
kann ich nicht sagen, denn die Diener bewegten sich, wenn sie nicht in dem
Durcheinander steckenblieben, auf sicheres Gelände zu. Aus kleinen Schritten
wurden große, das Gehen wurde zum Rennen. Die Elite der handeltreibenden
Bristoler Gesellschaft fiel in Schritt, Trab und schließlich Galopp, die
Rockschöße wehten.
    Röcke wurden bis zu den Knien,
dann bis zur Taille hinaufgezogen, und gutgeformte Knöchel, Waden und Schenkel
wurden zur Schau gestellt, als die Leute wartenden Fahrzeugen entgegenflogen.
Sie schnauften und keuchten, sie hatten die Finger krampfhaft um Geldscheine
und Münzen gepreßt oder ließen sie in der Aufregung zu Boden rollen, als sie,
den wachsenden Tumult der Menge in den Ohren, um ihr Leben rannten.
    Vergeblich riefen Ned Barker
und seine Kameraden den Bergleuten zu, daß sie anhalten und sich beruhigen
sollten. Sie wurden beiseite geschoben, und die Masse strömte weiter. Einmal in
Bewegung gesetzt, konnte niemand sie aufhalten. Die Entfernung zwischen ihnen
und der fliehenden guten Gesellschaft begann kleiner zu werden. Der Anblick der
in die Flucht geschlagenen Elite versetzte die Männer in der vordersten Reihe
in Aufregung. „Hierher, Jungs! Dort ist Argent, der Maschinen-Mann! Und da sein
verdammter Erfinder!“ — „Wir stopfen sie in den Kolbenzylinder!“ brüllte
jemand, und die Antwort kam: „Fangt den Maschinen-Mann!“
    „Nee“, schrie ein anderer,
„fangt diejenigen, die im letzten Sommer die Zollschranken aufgestellt haben!“
Und die Antwort: „Ja, Ja. Die Zollschranken-Männer!“
    Und: „Fangt die, die im letzten
Jahr die Getreidepreise erhöht haben!“
    „Ja, fangt die Lumpen! Fangt
die Ausbeuter!“
    Mit jedem neuen Schlachtruf
begann die Menge sich in einzelne trampelnde Gruppen aufzuspalten, ein Manöver,
das phantastisch anzusehen war. Ich beobachtete es von einer Ecke der „Drei
Federn“, die ich erreichte. Der kleine Tom zu sein, hatte seine Vorteile.
    Ein noch tollerer Anblick: Was
die Bergleute teilte, vereinte die Kaufleute. Sie vergaßen, daß sie sich je
über Fragen der Politik oder Religion entzweit hatten, und flohen wie ein Mann
oder eine Frau — Whigs Seite an Seite mit Torries, Quäker und Methodisten mit
Anhängern der High Church, Selbständige und Angestellte, Zollhausbesitzer, Getreidehändler,
Glasfabrikanten, Kapitäne, Agenten, Spekulanten, Landgewinnler, Planer,
Überseekaufleute — sie alle rannten, dichtgedrängt wie ein Eliteregiment der
Kavallerie. Fielen wie Frachtgut auf Kutschen, sprangen durch offene Türen,
tauchten mit dem Kopf voran durch Fenster, kletterten wie Affen auf Dächer und
Kutschersitze.
    Sie stießen Pferdeknechte und
Kutscher beiseite, ergriffen selbst die Zügel und peitschten die Pferde wie
gewöhnliche Knechte. Aus einem würdigen Rückzug wurde eine verzweifelte wilde
Flucht. Es ging im Galopp nach Bristol zurück. Man hatte fast eine Stunde
gebraucht, um mittags rauszufahren. In der Dämmerung kamen sie in der hübschen
Zeit von zwanzig Minuten zurück. Der erste, der aufsaß und an der Spitze der
Fliehenden ritt, war der Stadtrichter, begleitet vom Master der „Wagemutigen
Kaufleute“. Unsere Gruppe saß abfahrbereit in der Kutsche, mit Daniel auf dem
Kutschbock, voller blauer Flecken, aber erholt, die Zügel in den Händen.
    „Wo ist Betsy?“ rief ich ihm
zu. Er schien mich nicht zu hören, sondern brachte die Pferde mit einem lauten
Ruf und Anrucken des Geschirrs auf die Straße.
    „Betsy!“ brüllte ich.
    „Tom“, sagte eine Stimme hinter
mir, und da war sie in ihrem weißen Kleid und kämmte ihr lockiges Haar aus.
    „Betsy, komm!“ schrie ich,
ergriff sie bei der Hand und zog sie fort, gerade als die Veranda mit Fußboden
und Geländer von stampfenden Füßen zu Kleinholz zertrampelt wurde. Jetzt
rannten wir alle zusammen, denn zu halten bedeutete den Tod, und ich fand Dr.
Liversey an meiner Seite. Er hatte die Kutsche verpaßt, als er anhielt, um
einer Frau vom Gras hochzuhelfen . Dort war Ned Barker
mit Jem Morris zur Seite, dessen Gesicht

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