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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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saubergewischt, doch voller
Platzwunden und Schwellungen war.
    „Rennt woanders lang!“ rief der
Doktor ihnen zu. „Ihr habt Euer Bestes getan. Es ist nicht Eure Schuld, was
geschehen ist.“
    „Nein, Sir“, keuchte Barker.
„Ich muß mit den anderen rennen, komme was wolle, um Schlimmeres zu verhüten.“
Und er rannte weiter.
    „Der Stadtrichter lief gut!“
rief ich dem Doktor lachend zu. Er schüttelte den Kopf und stieß keuchend
hervor: „Schätze den Herrn nicht falsch ein. Der rannte nicht, um seine Haut zu
retten, sondern um ein Überraschungspäckchen für die Bergleute vorzubereiten.
Ich zweifle nicht, daß ich heute abend gebraucht
werde.“
    Vor uns tauchten die alten
Stadtmauern auf, und dahinter füllte die untergehende Sonne den Himmel mit
blendendem Glanz. Doch in der Lücke, wo einst das alte Tor gestanden hatte, sah
ich undeutlich Polizisten aufmarschiert, Knüppel in den Händen, den
Stadtrichter zu Pferde und den Bürgermeister ihm zur Seite. Als die letzte Dame
und der letzte Herr hindurchgelaufen waren und sich in Sicherheit gebracht
hatten, füllten die Polizisten die Lücke.
    „Er wird die Aufruhrakte
vorlesen“, sagte der Doktor.
    Das mag seine Absicht gewesen
sein, doch kein Wort kam über die Lippen des Stadtrichters, als die Menge die
Polizisten samt allem überrannte und den Bürgermeister über eine Hecke fliegen
ließ. Schnell wie der Wind eilte der Stadtrichter davon.
    Was für ein Mann. Er hatte ein
weiteres Überraschungspäckchen in Reserve. Als die Menge durch das Lawford-Tor
und in die Straßen stürmte, und die Gute Gesellschaft vor ihnen
auseinanderstob, schien die untergehende Sonne auf die Säbel und Musketen der
Dragoner, die am Ende eines Platzes aufmarschiert waren.
    Betsy und ich packten den
Doktor bei beiden Armen und zwängten ihn durch einen engen Torweg in einen
Garten, als wir den ersten Befehl an die Soldaten hörten.
    Wir waren über eine Mauer auf
der anderen Seite des Gartens geklettert, als wir das Krachen der ersten Salve
hörten.
    Die Lustbarkeiten des Tages
waren vorüber.

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16 .
Jim Hawkins Erzählung
     
     
    Die Nacht brach herein. Die
Bergleute rannten in wilder Flucht durch das Lawford-Tor, die Dragoner wild
hinter ihnen her. Unsere kleine Gruppe teilte sich. Dr. Livesey und Betsy
gingen zur Zunfthalle, um zu sehen, wie man den Verletzten helfen könnte. Ich
wurde vom Doktor zum Haus an der Heißen Quelle geschickt, um zu sehen, wie es
den anderen ergangen war.
    Es gab keinen Grund zur
Beunruhigung. Der Squire schlürfte Portwein am Fenster über dem Fluß. Er hatte
eine Stunde damit verbracht, die Wettschulden von denen einzusammeln, die, Mr.
Argent eingeschlossen, vorschnell auf die arme Molly Brindle gesetzt hatten. Er
war entzückt über Betsy. Sie wäre ein Juwel, ein Geschenk des Himmels, erklärte
er. Er kannte nur die halbe Wahrheit. Er hatte sie und Mr. Argent nicht wie
Verschwörer gesehen. Und wenn ich es ihm sagte, würde es etwas ändern? Beim
Barte des Propheten, nein! Heute morgen hatte er
wutschnaubend und beleidigt in der Halle der Kaufleute gesessen. Heute abend saß er beim Portwein in seinem Haus, grinste übers
ganze Gesicht und murmelte: „Achthundert Guineen.“ Er war nicht so übermäßig
mit Daniel zufrieden, belohnte ihn aber mit zehn Guineen. Ich glaube, das war
mehr Geld, als Daniel in seinem Leben gesehen hatte. Was er davon hielt, konnte
ich nicht wissen, denn er konnte es mir nicht sagen. Ich fand ihn, wie er die
Pferde hinter dem Haus versorgte. Der Koch hatte Gänsefett auf seine
Platzwunden gestrichen, und er nickte mir zu, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Wieder im Haus fand ich den
Doktor mit Betsy zurückgekehrt, er trank einen Schoppen mit dem Squire. Trotz
all des Musketenlärms war, Gott sei Dank, niemand ums Leben gekommen. Die
Soldaten hatten Befehl, über die Köpfe der Menge zu feuern, und ohnehin, sagte
Dr. Livesey, feuern untrainierte Truppen immer hoch.
Und er, der in den Napoleonischen Kriegen gekämpft hatte, mußte es ja wissen.
Betsy und er hatten eine Menge Bergleute mit Schädelbrüchen behandelt — die
Dragoner hatten mit dem flachen Ende ihrer Säbel auf sie eingeschlagen. Und die
Ärzte in der Stadt hatten sich mit einem Dutzend Fällen von Hysterie unter den
Vornehmen befaßt, Preis je eine Guinea. Doch nicht alle Nachrichten waren so
gut.
    Ned Barker und eine Handvoll
anderer, Jem und Molly eingeschlossen, die versucht hatten, die Bergleute aus
dem Schußfeld

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