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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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taten und traf seine eigenen Vorbereitungen für die Reise, konnte aber
frühestens in einer Woche fertig sein.
    Der
Squire war begeistert wie ein Junge, der einen Streich gespielt hat und nicht
erwischt wurde.
    Und
als wir die Mole an der Flußmündung erreichten — einen einsamen Ort mit
schlickigen Watten, Unkraut und ein paar verfallenen Katen — und den
mitgenommenen alten Schoner dort vertäut fanden, platzte er fast vor Stolz. Er
war der erste, der die schmale Planke zum Hauptdeck hinauflief, und ehe irgend etwas anderes getan werden konnte, mußte er uns
zeigen, wie gescheit er bei der Ausstattung gewesen war.
    „Sie
werden uns nicht noch einmal überrumpeln“, erklärte er. „Schaut.“ Er zeigte
aufs Heck. „Pulver und Waffen achtern unter den Heckkabinen verstaut. Über dem
Kabinendach eine zweite Drehbasse, die Hagelgeschosse feuert. Laß nur jemanden
eine Meuterei versuchen. Und mittschiffs, schaut...“
    „Eine
Apfeltonne“, schrie Master Jim.
    „Eine
Apfeltonne, Jim, mein Junge, nur um uns daran zu erinnern, daß Verschwörungen
sich nicht auszahlen. Alles fair, gerade heraus und an Deck auf dieser Reise.“
    Die
Sonne war fast untergegangen und unsere Ausrüstung sicher verstaut. Unter Deck
gingen wir in unsere Quartiere.
    Die
Mannschaft war so klein, wie Käptn Gray gewagt hatte, sie zu halten, und von
jedem Mann an Bord wurde erwartet, daß er eine Wache übernahm.
    Wir
aßen zusammen, brachten noch einen Toast auf die Reise aus und schlüpften dann
in die Hängematten, die Worte des Squire in den Ohren: „Aufstehen bei Anbruch
der Dämmerung. Wir segeln mit der Morgenflut.“
    Ich
wachte im Halbdunkel von lauten Rufen auf und blickte mich in dem kleinen Raum
um, den ich achtern mit Master Jim teilte. Seine Hängematte war leer. Von oben
kam das Getrappel vieler Füße. Das Schiff hob sich leicht mit der steigenden
Flut. Die andern machten das Schiff zum Segeln klar, und ich lag noch in der
Koje.
    Rasch
schlüpfte ich in die Hosen, stopfte das Hemd rein und rannte zur Kajütentreppe.
Beim Laufen stieß ich mir den Kopf heftig an einem Balken. Ich mußte noch
lernen, mich meinem neuen schaukelnden Zuhause anzupassen. Ich trat an Deck
hinaus ins graue Licht der Dämmerung. Die Sonne war noch nicht zu sehen, doch
eine Brise zog an dem kleinen Stück Segeltuch, das an den Masten hinaufkroch.
Ich schaute um mich.
    Auf
der Hafenseite des Schiffes, wo die Laufplanke uns noch mit dem Land verband,
liefen Leute an der Reling zusammen. Matrosen, die gerade dabei waren
abzulegen, standen da und glotzten dumm mit den Tauen in der Hand. An der
Spitze der Gangway stand der Squire mit rotangelaufenem Gesicht und
vorquellenden Augen. Neben ihm stand Kapitän Gray, der verwirrt aussah.
„Ablegen!“ brüllte der Squire.
    „Nein,
beidrehen“, kam eine bekannte joviale Stimme von der Mole. „Macht Platz für den
Eigner.“
    Eigner?
    Ich
eilte an die Seite und kletterte in die Wanten, um zu sehen, was los war und wäre
beinah mit dem Kopf zuerst ins Wasser zwischen Schiff und Land gefallen.
    Denn
dort auf der Mole neben einem Wagen mit Gepäck waren Ned Barker, Jem Morris,
Molly Brindle und zwei andere Bergleute. Hinter ihnen stand Wilton-Stilton, der
Anwalt, mit seinen Papieren unter dem Arm.
    Und
hinter ihm, in voller Größe und freudestrahlend, stand Mr. Argent.

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22 .
Über die Planke
     
     
    „Himmel
Sakrament, er gibt nie auf!“ Neben mir an der Reling stand der gute
Wensleydale, rieb sich den Schlaf aus den Augen und starrte auf Mr. Argent und
seine Partner hinab.
    „Mr.
Somerscale, Sir“, sagte ich. „Daß Ihr ihm die Kugellager weggenommen habt, hat
nichts geändert.“
    Er
sah ärgerlich aus, sagte aber: „Wart’s ab, mein Junge.“
    Was
ich tat. Es war auch alles, was man tun konnte, wenn es um Mr. Argent ging. Die
beiden feindlichen Mächte, die eine an Bord, die andere an Land, waren für
einen Augenblick still und schätzten einander ab.
    Ich
nahm an, daß Squire den Befehl: „Wehrt die Entermannschaft ab!“ geben würde.
Doch Jem Morris verdarb die Großartigkeit der Situation, als er Daniel an der
Reling erblickte und ihm mit dem Daumen das Zeichen gab: recht so!
    „Eigner?“
rief der Squire. „Was soll das, zum Teufel?“
    Er
drehte sich zur Mannschaft und rief: „Ablegen!“ — „Anhalten!“ brüllte Mr.
Argent, und sie ließen die Taue noch einmal sinken. Er hatte etwas an sich, das
die Leute zwang zu tun, was er sagte. Mr. Wilton zog ein

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