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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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auf eine Antwort zu warten, schlüpfte er davon.

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23 .
Die Apfeltonne
     
     
    Wir
hatten schwere See, was die Qualitäten der alten Hispaniola jedoch nur bestätigte. Alle Männer und Frauen an
Bord schienen sich wohlzufühlen, und sie hätten auch mehr als anspruchsvoll
gewesen sein müssen, wenn es anders gewesen wäre, denn meiner Meinung nach ist
niemals eine Gesellschaft an Bord so verwöhnt worden, seit Noah in See stach.
    Mit
Molly Brindle zusammen erfüllte ich in der Kombüse jedermanns Wünsche:
Hammelrippen, Rindsragout, Klöße, Linsensuppe, Pastete. Bei passenden
Gelegenheiten wurde vor- und mittschiffs doppelter Grog ausgegeben, während
achtern die gemeinsamen Weinvorräte von Squire und Mr. Argent die höheren Ränge
beglückten. Und dann stand noch die offene Apfeltonne da, aus der jeder, der
Lust hatte, sich bedienen konnte.
    An
ruhigen Tagen gab es Schaukämpfe zwischen Jem und Daniel auf dem Hauptdeck. Ned
Barker und Joby, der Gärtner vom Herrenhaus, stellten sich mit
catch-as-catch-can zur Schau. Die Schwarzen und die Matrosen tanzten zur Fiedel
des Maats und zur Flöte, die der gute Stilton-Wilton zwischen seinen Papieren
hervorfischte. Wir sangen Shanties und Choräle unter der Leitung von Ben Gunn,
dem nur untersagt war, seine berühmte Pantomime aufzuführen, in der er Käptn
Flint nachmachte (den Piraten, nicht den Papagei). Ich machte beim Singen mit,
aber leise, denn ich war im Stimmbruch, und meine Stimme hüpfte die Tonleiter
rauf und runter, mal wie eine Möwe, mal wie eine Ente, doch leider nie wie eine
Nachtigall.
    Der
Erfinder war mit seinem neuesten Projekt beschäftigt, dem Schiffsantrieb durch
Dampfkraft. Aber er nahm sich die Zeit, uns eine Vorrichtung für die Kombüse zu
machen, die die Töpfe ruhig hielt, wenn die See rollte. Ihr einziger Fehler
war, daß die Töpfe bei ruhigem Wetter umkippten und der Porridge ins Feuer
lief. Aber den guten Wensleydale konnte nichts erschüttern. Zu mir oder jedem,
der es hören wollte, sagte er: „Der Gebrauch der Vernunft wird alle Probleme
lösen.“ Da ich mit „Vernunft“ ein Tau über den Hintern bekommen hatte, hatte
ich meine Zweifel, kam aber schließlich zu dem Schluß, daß er recht hatte, wenn die Erde im übrigen aufhörte, sich zu
drehen.
    Wilton
schritt das Deck ab, Bleistift hinterm Ohr, Papier in der Hand und arbeitete
Anteile aus — gemäß dem Preisgesetz, der Regelung über Schatzfunde, Formen der
Partnerschaft, gemäß allem, was man ihm nennen mochte. Alles mußte zu einem
juristischen Süppchen zusammengekocht werden, da wir alle Arten Leute an Bord
hatten.
    Mr.
Argent war in seinem Element, als er Lady Alice auf dem Schiff herumführte und
ihr die Ohren mit Seemannsgeschichten füllte, die alle wahrer waren, als sie
sich je vorstellen konnte. Manche waren schockierend für meine Ohren und ließen
den Newgate-Kalender wie „So macht es Fräulein Susanne“ erscheinen. Doch kein
Erröten tönte die milchweiße Blässe ihrer Wangen, wie Master Hawkins vielleicht
in seinem romantischen Abenteuerroman sagen würde. Doch sie lachte viel, gab
Mr. Argent einen Klaps aufs Handgelenk und ließ besagten Master Jim aus dem
einen oder anderen Grund grün werden.
    Wenn
Dr. Livesey sich nicht um unser Inneres kümmerte, suchte er sich einen ruhigen
Platz in der Sonne und las. Er hatte ein neues Buch von einem Schweden, der
behauptete, so sagte der Doktor, daß jedes Lebewesen, ob es kroch, lief, flog,
biß, summte, brüllte oder stach, sich in ein System einordnen ließ; daß jedes
zu seiner eigenen Art gehörte und sich außerdem, aufgrund weiterreichender
Ähnlichkeit, in Regimenter und Armeen einordnen ließ.
    „Wenn
wir dort ankommen“, sagte der Doktor, „werde ich nicht nach Silber suchen, denn
das ist gewöhnliches Zeug, das sich gut auf einem Tisch oder um den Hals einer
Dame macht, doch sich eigentlich immer gleichbleibt. Ich werde Pflanzen und
Tiere für meine Sammlung suchen.“
    „Recht
so, Doktor“, sagte ich, „wenn Ihr ein wenig auf Erkundung gehen wollt, so fragt
nur Tom, und er wird Euch einen Happen zum Mitnehmen zurechtmachen.“
    Jim
Hawkins, der zufällig in diesem Augenblick vorbeikam, sah mich seltsam an, als
er diese Worte hörte, sagte aber nichts.
    Da
Mr. Argent ihm seine Biene entführt hatte, um es ordinär zu sagen, beschäftigte
er sich damit, daß er dem Doktor half, und ich sah sie oft zusammen im Gespräch
über des Doktors Buch. Auch ich war mit

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