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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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beschäftigt. Denn Betsy kam zu mir, als wir richtig auf See waren, und fragte,
ob ich ihr helfen würde, lesen zu lernen. Da ich in dieser Kunst gut beschlagen
war, war ich nur allzu froh.
    Und
wenn das Exemplar des Handbuches der Navigation, das sie anbrachte und das
voller Eselsohren war, auch nicht so aufregend wie der Newgate-Kalender war, so
schien sie nur um so eifriger darauf aus, es zu lesen. Ich war ohnehin voller
Eifer. Wir fanden einen gemütlichen Platz im Windschatten des großen Beibootes.
Dort waren, wir, die Arme umeinander geschlungen, in die Zeilen vertieft und
buchstabierten die Wörter.
    An
einem schläfrigen Tag, als die Segel träge über unseren Köpfen herunterhingen
und die Sonne warm auf uns schien, fand ich mich Wange an Wange mit Betsys
kastanienbraunem Gesicht, ihr lockiges Haar kitzelte meine Wangen. Wer kann es
mir verdenken, daß das süße Erinnerungen an die kleine Tilly und das Kuscheln
und Schmusen auf der Hintertreppe zu Hause weckte? Ich schaute Betsys Stupsnase
an und ihren geschmeidigen Körper und rief mir plötzlich des Squires Worte ins
Gedächtnis: „Vielleicht kannst du sie eines Tages zur Frau haben... wir werden
sie nicht fragen...“ Der Gedanke: Sie gehört dir, Tom, schoß mir durch den
Kopf, als ich ihre Wange in die Hand nahm und ihren Kopf zurückbog, damit ich
sie um so besser küssen konnte.
    Im
nächsten Augenblick hatte sie mich auf den Rücken geworfen, saß rittlings auf
mir und quetschte mir die Luft ab. Sie beugte sich herab und biß mir in die
Nasenspitze. Und ein Liebesbiß war das nicht. Sie sagte sehr langsam und
eindringlich: „Ich bestimme — wann das Küssen anfängt — und wann das Küssen —
aufhört!“ Dann ließ sie mich hochkommen und lächelte spitzbübisch. „Will dir
was sagen, Tom. Ich kämpf mit dir um einen Kuß. Drei Würfe, wer zwei von dreien
gewinnt.“
    Ich
machte große Augen und zog ab, während ihr Gelächter mir rund ums Schiff
folgte. Danach lasen wir nicht mehr zusammen, doch ich ging zu Ned Barker und
bat ihn, mich ringen zu lehren und verbrachte die Zeit mehr damit, den
Hüftschwung als die Kreuzpeilungen zu lernen. Während wir trainierten, pflegte
er mich listige, beiläufige, kleine Dinge zu fragen, deren Bedeutung mir erst
später klar wurde. Ich sah ihn ein paarmal mit Daniel reden, während Joby
übersetzte, was ich seltsam fand, denn im allgemeinen hielten sich die Bergleute und die Schwarzen des Squire voneinander fern.
    Ja,
es war seltsam, und es gab andere merkwürdige Dinge für jemanden zu sehen und
zu hören, der ein Gehalt dafür bekam (wer auch immer es zahlte), daß er Augen
und Ohren offenhielt. Rund herum wuchs die Aufregung, als wir dem Ende der
Reise näherkamen. Wir sollten jetzt bald die Insel anlaufen, eine Landegruppe
absetzen und uns dann nach Kingston, Jamaica, begeben, das ein paar hundert
Meilen nordöstlich unseres Kurses lag, um diejenigen der Mannschaft an Land zu
bringen, die ausgezahlt wurden, bevor es mit voller Fahrt wieder zurück zur
Schatzinsel ginge. Alle waren bester Laune, weil wir dem Ende des ersten Teiles
unseres Abenteuers so nahe waren.
    Es
kam der Tag, an dem Kapitän Gray bekanntgab, daß wir nur ein paar Meilen von
der Insel entfernt wären und dort im Morgengrauen vor Anker gehen würden.
    Ich
arbeitete bis nach Sonnenuntergang mit Molly in der Kombüse und machte den
Proviant für unsere Landegruppe fertig.
    Schließlich,
als es fast Mitternacht war, wünschte Molly mir Gute Nacht, und ich war allein.
    Ich
trödelte an Deck herum und blickte angestrengt durch die Dunkelheit, da ich
hoffte, einen dunkleren Schatten zu entdecken, der anzeigen könnte, wo die
Insel lag. Doch ich konnte nichts sehen.
    Ich
konnte nichts anderes tun als schlafen zu gehen, obwohl ich dazu zu aufgeregt
war. Auf dem Weg nach unten kam ich dicht an der Apfeltonne vorüber und hörte
dabei die gedämpften Stimmen von zwei älteren Männern, die miteinander
sprachen. Bevor ich ein Dutzend Wörter gehört hatte, lauschte ich voll
übermäßiger Angst und Spannung. Um besser zu hören, kroch ich ganz in die Tonne
hinein, saß dort im Dunkeln und lauschte an einem Astloch. Und da begriff ich,
daß das Leben aller ehrlichen Menschen an Bord von mir allein abhing.

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24 .
Die Meuterer
     
     
    „Nun,
John?“
    „Ja,
John.“
    „Wir
können uns nicht weiter so treffen, die Männer argwöhnen sonst einen
Schatzschwindel.“
    „Genau
den haben wir vor. Einen

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