Die zweite Fahrt zur Schatzinsel
lange, bis ich schlief.
Nach einer Stunde wachte ich von einem gewaltigen Lärm auf. War es ein Traum?
Einen Augenblick später ertönte es jedoch wieder, das schwere Dröhnen einer
Kanone zu meiner Rechten. Es konnte nur der lange Neunpfünder der Hispaniola sein. Doch worauf
schossen sie?
Ich bestimmte meine Position so
gut ich konnte, teils durch den Kanonendonner, teils durch die Sonne, und brach
wieder auf. Ich ging am Rand der Sumpflöcher entlang und sprang von einem
bemoosten Stein zum andern, über üppiges, grünes Gras, duckte mich unter den Zweigen
der Bäume durch und schob mich durch die Büsche. Ein weiterer Kanonenschuß
korrigierte dann meine Marschlinie. Das Unterholz wurde dünner, und ich schritt
kühner aus. Ein rundes Geschoß pflügte krachend nicht ein Dutzend Yards von mir
entfernt durch die Bäume. Ich kam hinaus in offenes Land und sah, keine
Viertelmeile entfernt, die überwucherten Wände der Palisade und darüber die
rote Flagge der Verteidigung flattern.
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TEIL IV
Mein
Inselabenteuer
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29.
Überraschung
für Mr. Argent
(Bericht
von Dr. Livesey fortgesetzt — aus seinem Tagebuch)
27. August 17—. Gestern Nacht,
zwei Meilen von unserem Ziel, der Schatzinsel, eine Tragödie. Der kleine Tom
Carter, Jim Haw-kins’ Lehrling, unser Koch und Faktotum, der Liebling aller,
unter merkwürdigen Umständen über Bord gefallen. Auch die Apfeltonne über Bord
gegangen. Rollte sie über die Reling, als er sich einen Apfel nahm? Jedoch
weder übermäßig hoher Seegang noch allzu starker Wind.
Kein Versuch gemacht, ihn zu
retten. Jim Hawkins bemerkte seine Abwesenheit zu spät. Eine weitere
Schwierigkeit als Folge unseres plötzlichen Kurswechsels. Statt eine
Landegruppe an Land abzusetzen, peilen wir Kingston, Jamaica, an, das wir bei
gutem Wind in fünf Tagen erreichen sollten.
28. August 17—, Sprach heute
mit Squire Trelawney und schlug vor, einen Erinnerungsgottesdienst für Tom zu
halten. Squire fand, wir sollten warten, „bis diese Angelegenheit erledigt
ist“. Das hörte sich mir ein wenig gefühllos an, und ich sagte ihm das. Er sah
aus, als wäre ihm unbehaglich zumute, sprach aber nicht weiter darüber. Etwas
Seltsames in seinem Verhalten.
Sprach mit Somerscale, dem
Erfinder, oder Wensleydale, wie die Mannschaft ihn mit dem Spitznamen des armen
Tom nennt. Somerscale nicht allzu glücklich darüber, aber gerührt über den Tod
des Kleinen Tom. „Er könnte mich nennen, wie es ihm gefällt, wenn er uns
wiedergegeben würde“, sagte er.
Somerscale befragte mich über
die Sümpfe auf der Schatzinsel. Seiner Meinung nach könnten die abgegebenen
Gase zur Lichterzeugung und zu anderen Zwecken benutzt werden, in Haushalt und
Industrie. Alles, was man braucht, sagt er, ist „der Gebrauch der Vernunft“.
Plus, sollte ich meinen, die Verwendung des Betrages von einem guten Teil der
Silberbarren, falls und wenn wir sie heben.
29. August 17—. Immer noch kein
Wort vom Squire, warum wir den Kurs gewechselt haben. Mr. Argent jedoch nicht
dagegen. Wenn ich ein Zyniker wäre, was ich nie zu sein hoffe, würde ich sagen,
die beiden hecken etwas aus. Sie sind so leutselig miteinander. Kann das ein
Schachzug gegen die Unzufriedenheit unter den Dienern und Bergleuten sein?
Auch sie scheinen dick
miteinander verschworen. Ein Gefühl in den Knochen, daß diese Reise sich als
genauso gefährlich wie die letzte erweisen mag. Was der Himmel verhüten möge!
Ned Bar-ker hat mich vertraulich angesprochen, als ich einen seiner Leute wegen
eines Hautleidens behandelte. Würde ich als Vermittler zwischen ihnen und Mr.
Argent und vielleicht zwischen Squire und seinen Dienern agieren? Sie wollen
aus der Arbeitsverpflichtung entlassen werden und Lohn für ihre Arbeit. Eine
schwerwiegende Forderung, jedoch eine, über die man reden könnte. Somerscale
stimmt dem zu. „Frei angestellte Arbeitskräfte arbeiten besser als
zwangsverpflichtete oder Sklaven“, sagt er. Er ist ebenso ein praktischer wie
ein „vernünftiger“ Mann.
30. August 17—, Sowohl Squire
Trelawney wie Mr. Argent wiesen mich rundweg ab, als ich sie in Sachen Ned
Barker und Bergleute ansprach. Squire war mürrisch, Argent arrogant. Die beiden
verbringen eine Menge Zeit damit, heimlich miteinander zu reden. Sie stehen
einander näher denn je. Argent macht es noch schlimmer, indem er Lady Alice
schamlos den Hof macht. Ich fürchte, sie erwidert das mit dem gleichen
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