Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
Vom Netzwerk:
wenig von der Küste entfernt war. Er richtete ihn meisterhaft, und das
Boot, das in voller Breitseite auf die Küste zuschaukelte, bot eine Zielscheibe
wie ein Scheunentor.
    „Feuer!“ rief der Kapitän.
    Genau da bewegten die schwarzen
Frauen das Boot so stark rückwärts, daß das Heck vollständig unter Wasser
gesetzt wurde. Der Kanonendonner krachte im selben Augenblick. Wo die Kugel
entlang ging, wußte niemand genau, aber es muß über ihren Köpfen gewesen sein.
Jedenfalls sank das Boot am Heck um ein paar Fuß Wassertiefe. Einige machten
richtige Kopfsprünge und kamen durchweicht und gurgelnd wieder hoch. Aber
niemand hatte sein Leben verloren. Als Daniel wieder an Bord der Hispa-niola gehievt und mit seinem
dankbaren Meister vereint wurde, wateten die anderen so schnell sie konnten an
Land und ließen das Boot mitsamt ihrer ganzen Ausrüstung auf dem sandigen Grund
des Meeres zurück.
    Sie verschwanden außer Sicht-
und Hörweite, doch nicht bevor uns einer von ihnen ein letztes Zeichen ihres
Widerstandes gegeben hatte.

--------------------------

31 .
Die
Silberbarren
     
     
    (Bericht
von Dr. Livesey fortgesetzt)
     
    Zwei Stunden später erreichte
unsere Gruppe voll bewaffnet den Strand und drang mit einer gewissen Vorsicht
in den Wald vor. Wir hatten Josh Hall, den Maat, Ben Gunn und Daniel an Bord
zurückgelassen. Da sie den langen Neunpfünder und die kleinere Drehbasse
hatten, war das genug, um das Kapern des Schiffes hinter unserem Rücken zu
verhindern. Obwohl wir das Gefühl hatten, daß die Meuterer, von denen keiner
steuern oder einen Kurs berechnen konnte, das nicht versuchen würden.
    „Ich schwöre“, sagte der
Squire, „daß die Schufte sich in der Palisade verkrochen haben und vorhaben,
uns dort Widerstand zu leisten. Was sagt Ihr? Sollen wir den Platz stürmen?“
    Silver äußerte Bedenken.
    „Es sind zu viele.
Schwerwiegender, wir wissen nicht, was für Waffen sie haben. Noch
schwerwiegender, wenn wir zu viele von ihnen töten, wer holt uns die
Silberbarren rauf?“
    Das zeugte von gesundem
Menschenverstand, und Kapitän Gray stimmte zu. Zuerst, sagte er, müssen wir den
Schatz sichern, eine stark bewaffnete Wache dort aufstellen und dann das Schiff
zurückgewinnen und Mittel und Wege ersinnen, um die Bergleute und Schwarzen zum
Gehorsam zu bringen.
    Ein Schuß aus dem langen
Neunpfünder sollte diesen Zweck erreichen, meinte der Squire. Silver nickte
dazu, und wir brachen ohne weiteren Verzug auf, die beiden Ältesten unseres
Trupps an der Spitze, der Squire mit seinem Stock, den rechten Fuß in einem
Hausschuh. Silver unterstützte sein künstliches Bein (die Kugellager waren von
Somerscale wieder eingesetzt worden) mit seiner Krücke.
    Anfangs wurde unser
Vorwärtskommen sehr durch den zähen, morastigen Boden und die verfilzten
Sumpfpflanzen verzögert. Doch nach und nach wurde der Hügel steiler und
steiniger und ) der Wald lichter.
    Silver führte uns, und ich
bemerkte, daß er das „Fernrohr“ deutlich linker Hand liegen ließ. Ich nahm an,
daß er die Stelle vermied, wo Flint das Gold vergraben hatte, und der Boden mit
alten Knochen und traurigen Souvenirs von seinem letzten blutigen Versuch, sich
den Schatz anzueignen, übersät war.
    Er schien mir, mit Trelawney
wetteifernd, seine Schritte zu beschleunigen, bis wir weit über die Stelle
hinaus waren, wo das alte Versteck des Schatzes östlich von uns lag und die
Palisade mit den zusammengewürfelten Meuterern westlich von uns.
    Um zehn Uhr vormittags, als wir
nach meiner Berechnung etwa drei Meilen gegangen waren, und das „Fernrohr“ ein
Stückchen hinter uns lag, ordnete Gray eine Pause an. Als Silver und Squire
protestierten, teilte er ihnen trocken mit, daß er keine Leute hätte, sie den
ganzen Weg zum Schiff zurückzutragen. So machten wir auf einer kleinen
Hochebene inmitten dichter Gruppen grüner Muskatnußbäume halt, den weit
ausladenden Schatten der Kiefern zwischen uns und der zunehmenden Sonnenhitze.
Und hier bekamen wir den ersten von mehreren Schocks.
    Als wir dabei waren, uns ins
Gras zu setzen und unsere Vorräte auszupacken, stieß Silver einen Schrei aus
und zeigte auf den Boden, sein Gesicht war so bleich wie Talg. Ein paar Yards
weiter lag ein wirrer Haufen blutgefärbter Federn, als ob ein Fuchs hier
kürzlich sein Mahl verlassen hätte.
    „Das war Nanny“, murmelte
Silver.
    „Was?“ drängte Squire ihn, „was
gibt es zwischen Euch und Nanny? Welche alten Sünden spüren Euch

Weitere Kostenlose Bücher