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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Contoli?“
    Anke nickte.
    „Herr Bender hat Sie schon angekündigt. Ich freue mich, Sie kennenzulernen, treten Sie näher.“
    Anke zeigte ihr strahlendstes Lächeln. Sie hatte sich extra vorher Zeit genommen und war nach Hause gefahren, um sich für dieses Treffen dezent zu kleiden, aber hatte schließlich nur ihre Jeans mit einem Blazer kombiniert und ihre Locken im Nacken zusammengebunden.
    Der pensionierte Richter Arnold Moretti, wie sie selbst italienisches Blut in den Adern, hatte sich bereit erklärt, ihr über den Fall Maron zu berichten. Anke fand ihn sofort sympathisch. Seine braunen Augen wirkten gutmütig, irgendwie gnädig, als könne er fast alles verzeihen. Richter Moretti hatte damals im Fall Irmgard Maron das Urteil gesprochen.
    Seine Frau servierte Tee und Plätzchen und setzte sich anschließen zu ihnen. Der Richter holte tief Luft, nachdem er fast die halbe Tasse Tee geleert hatte und begann zu berichten:
    „Es ist lange her, aber weswegen ich mich so gut erinnere, liegt daran, dass die Frau völlig verstört war, zumal auch noch ihre Tochter zu der Zeit mit einem Suizidversuch in der Klinik lag.“
    „ Ach“, entfuhr es Anke. Sie biss sich auf die Lippen.
    Der Richter ignorierte ihre knappe Äußerung und fuhr fort. „Ich habe damals großes Mitleid mit der Angeklagten und ihrer Tochter empfunden, über das, was den beiden widerfahren war.“
    Anke hatte vorher nicht gewagt zu fragen, ob sie das Gespräch aufnehmen dürfte, deswegen lief ihr Gerät in der kleinen Handtasche auf ihrem Schoß.
    „ Frau Maron hatte die Negative und einen Teil der Fotos gefunden, die der Getötete in all den Jahren von ihrer Tochter gemacht hatte. Fast zeitgleich rief ihre Tochter sie an, um ihr alles zu erzählen. Ich möchte hier jetzt nicht weiter ins Detail gehen. Am Telefon - bedenken Sie - am Telefon hat sie dann ihrer Mutter über das jahrelange Leid des Missbrauchs erzählt. Ein sensibler Augenblick, in dem ein Mensch sich doch die Nähe einer liebenden, verständnisvollen Person wünscht. Sich wünscht, in den Arm genommen und getröstet zu werden, nichts dergleichen. Es war für Mutter und Tochter eine unbefriedigende Situation. Beide schmorten in ihren Emotionen. Irmgard Maron hatte kurz darauf das Objekt der Auslösung vor sich, Eva nur in ihren Gedanken. Die eine tötete, die andere versuchte bald darauf, sich selbst zu töten.“ Der Richter hielt inne, nahm einen Schluck Tee und sah Anke an. „Können sie das nachempfinden?“
    Anke nickte. Sie hatte einen Mann mit Gefühl vor sich. Das rührte sie.
    „Frau Contoli, haben Sie Kontakt mit Frau Maron, wie geht es ihr?“
    Anke räusperte sich, es fiel ihr schwer, dem Richter den traurigen Umstand mitzuteilen.
    „Sie ist schon seit sechs Jahren tot.“
    Der Richter wiegte seinen Kopf, nahm noch einen Schluck Tee und stellte die Tasse bedächtig zurück auf den Tisch.
    „Das ist alles sehr bedauerlich. Nun hat die Tochter in Folge auch einen Menschen, ihren Mann, getötet. Ich verfolge den Fall. Ein Mord, dessen Ursache wiederum in seelischem Mord zu suchen ist.“
    Diese Formulierung würde Wolf gefallen, dachte Anke. Sie war ergriffen von der Feinfühligkeit und der Empathie des Richters.
    „Wessen genau wurde Frau Maron beschuldigt?“
    „ Ihr Pflichtverteidiger hatte versucht, auf Notwehr zu plädieren, aber im Laufe der Verhandlung haben wir herausgefunden, dass keine Notwehr vorgelegen hat. Der Getötete hatte sie nicht angegriffen. Aber er hatte im Streit den Missbrauch ihrer Tochter zugegeben und auch noch, laut ihrer Aussage, sehr obszön ausgeschmückt. Was glaubwürdig war. Er hatte sie damit zum Zorn gereizt und hierdurch auf der Stelle zur Tat hingerissen. Minder schwerer Fall des Totschlags.“  „Und wann passierte das mit Eva? Der Suizidversuch?“
    „ Nicht sofort, erst einige Wochen später. Mit ihrer verkorksten Vergangenheit konfrontiert, hat sie durchgedreht und sich die Pulsadern aufgeschnitten. Doch dann Furcht bekommen und einen Arzt angerufen. Der hat sie eingewiesen. Bald darauf stand ihre Mutter vor Gericht, mit all den Eindrücken.“ Richter Moretti sah erst seine Frau, dann Anke an, ehe er sagte. „Ich empfand ein Jahr zur Bewährung angemessen.“
    Danach herrschte eine Weile Schweigen. Anke nippte an ihrem Tee. Der Richter sah nachdenklich die Wand ihm gegenüber an, als denke er streng an vergangene Zeiten. 
    „Wissen Sie vielleicht, wo Frau Maron anschließend hingezogen ist?“, fragte Anke vorsichtig

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