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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Ahrweiler, bei Frau Heimann. Eva hatte eine Halbschwester mit Namen Elke.
    Im ersten Stock öffnete sich die Flurtür. Eine Frau mit einem schwarzen Bubikopf und einer randlosen Brille lächelte sie an.
    „Sind Sie Frau Hanßen?“
    Die Frau nickte und bat Anke herein. „Sie haben Glück, ich bin noch alleine.“
    Die Frau war kleiner als Anke und sehr dünn, aber sie wirkte zäh. In ihrem Gesicht erkannte Anke etwas Energisches.
    Das Wohnzimmer war gemütlich und nicht überladen eingerichtet. Anke nahm in einem der geschmackvoll gemusterten Stoffsessel platz. Auf dem ovalen Tisch stand eine geöffnete Flasche Rotwein und ein gut gefülltes Glas. Frau Hanßen ging zur Glasvitrine und wandte sich halb Anke zu.
    „Trinken Sie einen Schluck mit mir?“
    „ Gerne, aber nur einen kleinen. Ich muss noch fahren.“
    „ Es ist ein trockner Franzose“, erklärte Frau Hanßen. Anke nahm das Glas entgegen. Augenblicklich fiel ihr Wolf ein. Er würde sauer sein. Sie hatte ihm nicht mal Bescheid gesagt. Aber jetzt war es eh egal.
    „ Ich will Sie nicht lange stören...“
    „ Oh nein, Sie stören nicht, ich freue mich über die Abwechselung. Seit dem Tod von Elke Seitz trinke ich jeden Abend meinen Rotwein.“ Frau Hanßen hob ihr Glas und nahm einen kräftigen Schluck. „Und ich frage mich, ob ich jemals damit wieder aufhören kann.“ Dann ging sie zum Wohnzimmerschrank und holte einen weißen Schuhkarton hervor, stellte ihn auf den Tisch vor Anke und hob den Deckel ab. Anke blickte auf jede Menge Fotos.
    „ Ich habe immer gern fotografiert, ein Hobby von mir“, erzählte Frau Hanßen. Fast zärtlich fächerte ihre Hand durch die Bilder. „Vor allem, als die Frau Seitz schwanger war, bin ich oft bis abends geblieben und habe sie richtig betreut. Schauen Sie, ich habe hier einige Aufnahmen von ihr.
    „ Sie war schwanger?“
    Plötzlich hörten sie Schlüsselgeräusch an der Flurtür.
    „Mein Mann kommt, dann können wir das hier vergessen.“
    Schnell stülpte sie den Deckel wieder auf und verstaute den Karton.
    „Rufen Sie mich morgen früh an, da bin ich wieder alleine, wir können uns irgendwo treffen. Wir stehen im Telefonbuch.“
    „ Bringen Sie die Bilder mit“, raunte Anke ihr schnell zu und schob sich an Herrn Hanßen vorbei zur Tür heraus. Er wirkte nicht mehr ganz nüchtern.
     
    ***
     
    Der melodiöse Klang des Telefons schreckte Wolf vom Sofa hoch. Einen Moment schaute er verwirrt. Der Fernseher lief. Er musste eingenickt sein. Benommen wankte er zur Kommode, wo er das Telefon vermutete. Aber Fehlanzeige, verflucht, wo hatte der das Ding hingelegt? Er schlurfte zur Basisstation, aber in der stand es auch nicht. Nach dem sechsten Klingeln schaltete sich der Anrufbeantworter ein.
    „ Ich bin’ s“, erklang Ankes Stimme. „Du bist wahrscheinlich tierisch sauer auf mich, jetzt komm, nimm schon ab.“
    Endlich fand er es zwischen den Kissen auf dem Sofa. „Und wie“, knurrte er hinein.
    „Also, wenn du noch einigermaßen fit bist, komme ich noch, ansonsten ...“
    „ Lass uns morgen zusammen frühstücken, bring Brötchen mit, meine erste Sitzung ist erst um elf.“
    „ Was ist mit dir?“, fragte Anke besorgt? „Du klingst so komisch. Bist du o.k.?“
    „ Kaputt wie Hund, schlaf gut, mein Schatz.“
    Er hörte Anke darauf hin noch etwas in den Hörer nuscheln. Wolf hatte das Gefühl, für heute nichts mehr aufnehmen zu können. Der gut sechs Seiten lange Bericht seiner Patientin Eva Seitz ging ihm schon wieder im Kopf herum. Er dachte an die Schilderung, wie sie sich Ronald Seitz genähert hatte, aber keine Silbe über seine tote Frau verlor. Dabei schien Eva doch genau über deren Ableben informiert gewesen zu sein, wie er zwischen den Zeilen gelesen hatte. Es gab also eine Person in ihr, die kalt und berechnend war, wenn es um Ziele und Vorteile ging. Dafür setzte Eva oder wer immer die Person in ihr war, sogar den verabscheuten Sex ein. Aber wieso hatte Eva ausgerechnet diesen Mann gewollt, dessen Frau gerade erst verstorben war? Es gab doch genug andere, die sie sich hätte aussuchen können. Es beschlich ihn das Gefühl, je mehr Informationen außerhalb der Sitzungen durch Anke auf ihn einströmten, umso mehr glaubte er allmählich, sich zu verzetteln, aber dennoch würden Ankes Beiträge für ihn hilfreich sein. Warum nur hatte sich Eva gerade diesen Mann ausgesucht? Es musste auch in irgendeiner und ihm noch unbekannten Weise mit ihrem Schicksal zusammenhängen. Und wahrscheinlich

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