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Die zweite Haut

Die zweite Haut

Titel: Die zweite Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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des alten Westens durchquert, wo so viele wunderbare Filme gedreht wurden. John Wayne und Montgomery Clift in Red River , wo ihnen Walter Brennan links und rechts die Schau gestohlen hat. Rio Bravo . Und Mein großer Freund Shane spielte in Kansas – oder nicht? –, Jack Palance legte Elisha Cook jr. um, und das Jahrzehnte bevor der Wirbelsturm Dorothy nach Oz beförderte. Ringo , Der Scharfschütze , Der Marshal , Der große Bluff , Denen man nicht vergibt , Ein Fremder ohne Namen , Nevada , so viele hervorragende Filme, die zwar nicht alle in Texas, aber zumindest im Geist von Texas spielten, mit John Wayne und Gregory Peck und Jimmy Stewart und Clint Eastwood, Legenden, mythische Orte, die jetzt real geworden sind und jenseits des Highway warten, wenn auch von Regen und Nebel und Dunkelheit verhüllt. Man konnte fast glauben, daß diese Geschichten jetzt in Wirklichkeit in den Grenzstädten gespielt wurden, durch die er fuhr, und daß er Buch Cassidy oder Sundance Kid oder ein anderer Revolverheld eines früheren Jahrhunderts war, ein Killer, aber eigentlich kein schlechter Kerl, von der Gesellschaft mißverstanden und wegen dem, was man ihm angetan hatte, gezwungen zu töten, Kopfgeldjäger auf seinen Fersen …
    Erinnerungen von Kinoleinwänden und Spätfilmen im Fernsehen – die bei weitem den größten Teil der Erinnerungen ausmachen, die er besitzt –, überfluten seinen gequälten Verstand, beruhigen ihn, und eine Zeitlang ist er so vollkommen in diesen Phantasiegebilden verstrickt, daß er zu wenig auf seine Fahrweise achtet. Allmählich bemerkt er, daß seine Geschwindigkeit auf vierzig Meilen die Stunde gesunken ist, Lastwagen und Pkws donnern an ihm vorbei, erschüttern mit ihren Druckwellen den Honda und spritzen schmutziges Wasser auf die Windschutzscheibe, worauf ihre Heckleuchten in der Dunkelheit verschwinden.
    Er redet sich ein, daß das geheimnisvolle Schicksal, das ihn erwartet, so gewaltig sein wird wie jedes, das John Wayne in seinen Filmen suchte, und gibt Gas.
    Auf dem Beifahrersitz türmen sich leere und halbvolle Lebensmittelverpackungen, zusammengeknüllt und verschmiert und voller Krümel. Sie fallen auf den Boden unter dem Armaturenbrett und füllen den gesamten Fußraum auf der Beifahrerseite auf.
    Aus dem Durcheinander zieht er eine frische Packung Krapfen. Um sie hinunterzuspülen, macht er eine warme Dose Pepsi auf.
    Westwärts. Immer weiter westwärts.
    Eine Identität wartet auf ihn. Er wird jemand sein.

15
    Später am Sonntag, zu Hause, nach Riesenschüsseln Popcorn und zwei Videos, brachte Paige die Mädchen zu Bett, gab ihnen einen Gutenachtkuß und zog sich zur offenen Tür zurück, wo sie Marty beobachtete, wie er sich zu dem Ereignis des Tages setzte, das er am höchsten schätzte. Märchenstunde.
    Er fuhr mit dem Gedicht über den bösen Zwillingsbruder des Nikolaus fort, und die Mädchen waren sofort wieder fasziniert.
    »Rentiere schweben herab aus der Nacht.
    Was hat ihnen nur solche Angst gemacht?
    Ihr furchtsames Bangen wird noch bestärkt,
    die klugen Tiere haben längst schon gemerkt,
    dieser Weihnachtsmann ist ein fremdes Ding,
    ein völlig Verrückter, ein Eindringling.
    Sie hätten sich längst schon ins Zeug gelegt
    und diesen Irren von der Erde gefegt.
    Doch Nikolaus’ Zwilling, der braust durch die Lüfte,
    trägt eine Peitsche an seiner Hüfte.
    Dazu noch Pistolen, Granaten und mehr:
    ein häßliches, tödliches Strahlengewehr!«
    »Strahlengewehr?« sagte Charlotte. »Dann ist er ein Außerirdischer.«
    »Sei nicht albern«, wies Emily sie zurecht. »Er ist der Zwillingsbruder des Nikolaus, wenn er ein Außerirdischer wäre, müßte der Weihnachtsmann auch einer sein, und das ist er nicht.«
    Mit der blasierten Herablassung einer Neunjährigen, die schon längst gemerkt hat, daß es gar keinen Nikolaus gibt, sagte Charlotte: »Em, du mußt noch viel lernen. Daddy, was macht dieses Strahlengewehr? Einen in Matsch verwandeln?«
    »In Stein«, sagte Emily. Sie zog eine Hand unter der Bettdecke hervor und zeigte den polierten Stein vor, auf den sie zwei Augen gemalt hatte. »Das ist mit Peepers passiert.«
    »Sie schweben aufs Dach, herab aus der Luft,
    dieser Nikolaus ist ein gemeiner Schuft.
    Er beugt sich herunter und flüstert im Nu
    den Rentieren folgende Warnung zu:
    ›Ihr habt doch Verwandte da unten am Pol,
    unschuldige Seelen, sie fühlen sich wohl.
    Drum bleibt mir schön hier und fliegt nicht von hinnen,
    solange ich in dem Haus da

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