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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Lektion erhalten hatte – eine Lektion in Demut und Geduld. Das große Warten aber hatte gerade erst begonnen ...
     
    Als die Fernortung eine anfliegende Nomade nstadt meldete, reagierte Farr in einer Mischung von Erleichterung und Besorgnis. Erleichterung empfand er, weil es die erste Stadt von draußen seit vielen Monaten war, was seine unausgesprochenen Befürchtungen zumindest teilweise relativierte. Besorgnis deswegen, weil sich schnell herausstellte, dass dieser Besuch vielleicht nicht ganz unproblematisch verlaufen würde.
    Die Stadt identifizierte sich als »Mario Morcelli«, was sich zunächst nach einem weniger gelungenen Scherz anhörte. Für eine Zirkusstadt war es jedoch ein üblicher Name, so dass Farr sich sogar einbild ete, ihn irgendwann schon einmal gehört zu haben. In seiner fast dreißigjährigen Dienstzeit auf Pendragon Base hatte er nicht wenige derartige Unternehmungen kennen gelernt, deren Aufenthalt auf dem Stützpunkt stets für Aufsehen und zumeist auch für eine gewisse Unruhe gesorgt hatte.
    Das lag in erster Linie daran, dass der Begriff »Zi rkus« von einigen Betreibern recht großzügig ausgelegt wurde und häufig genug für ein Sammelsurium von Amüsierbetrieben stand, das von illegalen Casinos über betont freizügige Varieteveranstaltungen bis hin zur gewerbsmäßigen Prostitution reichte. Für die Mannschaften bedeuteten diese Angebote eine willkommene Abwechslung, für die lizenzierten Dienstleister dagegen ein Ärgernis und massiven Einkommensverlust. Dazu kamen die üblichen Begleiterscheinungen wie Schlägereien, Taschendiebstähle und Infektionen aller Art, so dass zumindest die disziplinarisch Verantwortlichen die Zirkusleute lieber gehen als kommen sahen.
    Zum Glück schien es sich bei den Morcellis um ein Unternehmen der solideren Art zu handeln. Das zumindest versicherte ihm der Direktor und Bü rgermeister in Personalunion, nachdem Farr ihn über die Zentrale um eine Unterredung gebeten hatte. Der Mann hieß Emilio Morcelli, war Anfang Fünfzig und machte einen durchaus sympathischen Eindruck.
    »Wir haben seit ein paar Wochen Probleme mit dem Rotatron-Antrieb«, erklärte Morcelli mit ku mmervoller Miene. »Vielleicht können sich Ihre Techniker das Ganze einmal ansehen. Was die Bezahlung anbetrifft, muss ich allerdings zugeben, dass unsere Mittel begrenzt sind. Wir können für Ihre Leute aber die eine oder andere Gratisvorstellung organisieren, wenn das für Sie akzeptabel sein sollte, Sir.«
    »Durchaus, Mr. Morcelli«, erwiderte Farr ebenso höflich. Normalerweise hielten Stadtobere techn ische Dienstleistungen für selbstverständlich. »Ich muss Sie allerdings bitten, sämtliche Vorstellungen oder sonstige Dienstleistungen Ihrer Leute im Vorfeld mit mir abzustimmen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Wir haben in dieser Hinsicht nicht nur positive Erfahrungen gemacht.«
    »Das tut mir leid, Sir!« Der dunkelhaarige Mann errötete tatsächlich, was Farr noch mehr für ihn ei nnahm. »Aber ich kann Ihnen im Namen aller versichern, dass Vorfälle dieser Art mit dem Zirkus Morcelli undenkbar sind. Unsere Familie betreibt dieses Geschäft seit über fünfhundert Jahren und hat einen Ruf zu verlieren.«
    »Das freut mich, Mr. Morcelli«, erwiderte Farr zufrieden. »Meine Leute werden Ihnen umgehend einen adäquaten Landeplatz im zivilen Bereich z uweisen. Die Technik wird sich um Ihr Rotatron kümmern, sobald die Triebwerke abgekühlt sind.«
    »Recht herzlichen Dank, Sir!« Emilio Morcelli ve rabschiedete sich mit einer Verbeugung, die eines Zirkusdirektors würdig war.
    Colonel Farr schaltete den Monitor ab und ließ sich mit dem Offizier vom Dienst verbinden: »Ma rtens, wir bekommen Besuch – einen Wanderzirkus ... Nein, so schlimm wird’s nicht werden ... Lassen Sie ihn bitte nach C4 einweisen und organisieren Sie den Wachdienst. Es sollte allerdings nicht zu martialisch aussehen ... Danke!«
    Direktor Morcelli machte zwar einen äußerst h onorigen Eindruck, aber es war dennoch besser, er behielt die Neuankömmlinge unter Kontrolle.
    Als er am Abend Miriam davon erzählte, reagierte sie nicht sofort. Die Leitung blieb still, obwohl er ihr Bild auf dem Monitor sehen konnte, so dass er schon fürchtete, die Audio-Verbindung sei zusamme ngebrochen.
    »Hast du sie gesehen, diese Zirkusleute?«, fragte sie dann. Ihre Stimme klang seltsam, fast spröde wie zerriebenes Glas.
    »Bis jetzt nicht, aber ihr Rotatron ist tatsächlich beschädigt. Es war also kein

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