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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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hrere fast laublose Bäume ihre kahlen Äste empor. Und auf diesen Ästen hockten – Engel .
    Das jedenfalls war Farrs erste Assoziation beim A nblick der zartgliedrigen Geschöpfe, aus deren Schulterblättern tatsächlich weiße Engelsflügel wuchsen. Ihre Oberkörper wirkten graziös und fast vollkommen menschlich, wenn da nicht die verkümmerten Ärmchen gewesen wären, die in winzigen Vogelklauen endeten. Die unteren Extremitäten erschienen etwas kräftiger, ähnelten aber dennoch eher Storchenbeinen als menschlichen Gliedern. Ähnliches galt für die vergleichsweise kleinen Köpfe, die mit ihren gebogenen Schnäbeln eindeutig vogelartig wirkten, jedoch von einem dichten Haarschopf eingehüllt wurden, der die Geschöpfe bei flüchtigem Hinsehen tatsächlich fast wie Engel aussehen ließ.
    »Sie schlafen glücklicherweise schon«, flüsterte Morcelli seinem Gast zu. »Die Vorstellungen stre ngen sie immer sehr an.«
    »Wieso ›glücklicherweise‹?«
    »Weil sie sonst wohl Ihre Uniform wechseln müssten, Colonel. Die Harpyien nehmen Störungen zumeist sehr ungnädig auf.« Morcellis Stimme klang eher bedauernd dabei als amüsiert.
    »Es sind Chimären, nicht wahr«, sagte Farr später, als sie die schlafenden Vögel wieder der Dunkelheit überlassen hatten. Es war nicht unbedingt eine Fr age.
    »So nennt man das wohl«, erwiderte der Direktor unglücklich. »Ich weiß, dass es nicht richtig ist, mit diesen bedauernswerten Geschöpfen Geschäfte zu machen, aber die Vorstellungen sind – so merkwü rdig das klingen mag – das einzige, was ihnen Spaß zu machen scheint.«
    »Sind sie schon länger bei Ihrer Truppe?«, wollte Farr wissen.
    »So lange ich denken kann, Colonel. Sie gehörten schon zu Zeiten meines Großvaters dazu und, soviel mir bekannt ist, noch einige Generationen länger.«
    »Dann müssten sie uralt sein.«
    »Natürlich nicht, Sir. Ihr Nachwuchs stellt sich mit der Zuverlässigkeit eines Uhrwerks ein, und ein paar Jahre später sterben die Eltern.«
    »Das klingt nach genetischer Programmierung«, brummte Farr. »Hat man Ihnen erzählt, woher sie ursprünglich stammen?«
    »Nicht direkt, weil niemand gern darüber spricht, aber es war wohl während eines Gastspiels auf diesem Planeten ...«
    »Golea, meinen Sie?«, fragte Farr gespannt.
    »Genauso hieß er!«, bestätigte der Direktor verblüfft. »Aber woher wissen Sie ...?«
    Allmählich fügten sich die Teile des Puzzles z usammen.
    »Das ist im Moment ohne Belang«, wich Farr aus. »Übrigens ist es mir auch völlig gleichgültig, ob Sie oder Ihre Vorfahren gegen irgendwelche Gesetze der Föderation  verstoßen haben.«
    »Höre ich da nicht ein ›Aber‹ heraus, Colonel?«, erkundigte sich Morcelli keineswegs beruhigt.
    »Das stimmt. Es gibt in der Tat ein ›Aber‹, Dire ktor Morcelli«, erwiderte Farr und betonte jede einzelne Silbe. »Und es betrifft unter Umständen genau diese unglücklichen Kreaturen aus dem Genpool der Goleaner. Vielleicht täusche ich mich, aber wenn nicht, dann könnte das Überleben sehr vieler Menschen von Ihren Spaßvögeln abhängen.«
    »Aber wie denn ...?«, stammelte der Italiener, nu nmehr vollkommen verunsichert.
    »Das werde ich Ihnen sagen, Direktor: Lassen Sie die Chimären während Ihres Aufenthaltes hier nicht mehr aus den Augen.  Solange sie sich normal ve rhalten, besteht kein Grund zur Beunruhigung, aber bei der geringsten Auffälligkeit möchte ich, dass Sie mich informieren. Umgehend.«
    Farrs eindringlicher Ton verfehlte seine Wirkung nicht. Die Verwirrung, die Morcelli eben noch em pfunden hatte, wich offenbar der Einsicht, dass der Oberst gute Gründe für sein ungewöhnliches Anliegen hatte.
    »Selbstverständlich, Sir«, beeilte sich der Zirku schef zu versichern. »Besteht denn eine direkte Gefahr?« Er biss sich auf die Lippen. »Ich meine, muss ich meine Leute irgendwie vorwarnen?«
    »Nein, das würde sie nur beunruhigen und allerlei Gerüchten Vorschub leisten. Allerdings sollten Sie – sobald das Rotatron instandgesetzt ist – dafür Sorge tragen, dass die Stadt im Notfall kurzfristig abheben kann. Wie lange hatten Sie denn vorgehabt zu ble iben?«
    »Etwa zehn Tage, maximal zwei Wochen ... aber unter diesen Umständen ... Meinen Sie, wir sollten eher ...?«  Der Direktor sah alles andere als glücklich aus.
    »Nicht doch, Mr. Morcelli«, wiegelte Farr ab. »Wir sprechen hier über reine Vorsichtsmaßnahmen, wie sie auf Militärstützpunkten nun einmal üblich sind.« Er zog

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