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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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hatten, ohne dass sie jemals auf die Idee gekommen wären, sie einmal mit eigenen Augen zu sehen. Und so war der Auftritt der Morcellis für die Männer von Pendragon Base nicht nur eine Zirkusvorstellung, sondern zugleich ein Stück nie erlebter Kindheit.
    Die Sensation aber waren die Clowns, ein Trio von Spaßmachern, das als »Die drei Harpyien« angekündigt wurde und sich entsprechend aufführte. Die drei maskierten Komiker flatterten in Vogelkostümen durch die Manege, kreischten mit Papageienstimmen Schimpfworte und Obszönitäten, spritzten mit Wasserpistolen und bewarfen sich gegenseitig und zuletzt auch das Publikum mit Gegenständen, die wie Exkremente aussahen, sich aber dann als süßes Konfekt erwiesen. Das Publikum wieherte vor Vergnügen, wenn eines der Vogelwesen ins Trudeln geriet und von dumpfem Trommelschlag begleitet in den Sand der Manege stürzte. Als die wilde Verfolgungsjagd schließlich endete, und die drei Unglücksvögel sich gegenseitig den Staub aus dem Gefieder klopften, während die Kapelle »Yellow Submarine« schmetterte, schwollen Gelächter, Beifall und Jubelrufe des Publikums fast zu Orkanstärke an.  
    Colonel Raymond Farr lachte nicht.
    Er hatte genauer hingeschaut und bemerkt, dass sich die drei Spaßvögel in einer Weise bewegten, wie es Menschen kaum möglich war. Es gab keine versteckten Drähte, die sie emporziehen konnten, und so mussten sie sich tatsächlich durch die Kraft ihres Flügelschlags in der Luft gehalten haben. Außerdem hatten sie etwas Seltsames, tatsächlich beinahe Vogelhaftes an sich, angefangen von den ruckartigen Bewegungen ihrer Köpfe über den starren Blick ihrer Augen bis zu den grotesk dünnen Waden, die wie Stecken aus den übergroßen Clownsschuhen ragten. Das papageienhafte Kreischen konnte beabsichtigt sein, dennoch hatten die Worte und Verwünschungen, die sie ausstießen, etwas Eingelerntes an sich, so wie Kinder die Schimpfworte Erwachsener nachsprechen, ohne deren Bedeutung zu verstehen.
    In seiner Verwirrung hatte Farr nach Direktor Morcelli Ausschau gehalten, und als er ihn schlie ßlich ausfindig gemacht hatte, waren sich ihre Blicke kurz begegnet. Natürlich konnte er sich auf Grund der Entfernung auch getäuscht haben, aber Farr hatte tatsächlich den Eindruck, dass dem Zirkuschef der Auftritt seiner Schützlinge nur wenig Freude bereitete. Morcelli hatte sehr ernst dreingeschaut, fast so, als wäre ihm das Ganze peinlich.
     
    »Mr. Morcelli, könnte ich Sie einen Augenblick allein sprechen?«
    Die Premierenfeier war bereits in vollem Gange und das Probenzelt erfüllt von Stimmengewirr, G elächter und dem Klingen der Gläser.
    »Selbstverständlich, Colonel.« Der stämmige Itali ener, dem Frack, Seidenhemd und Fliege wie auf den Leib geschneidert schienen, erhob sich und hakte seinen Gast unter. Sie verließen das Zelt durch einen Nebenausgang und traten hinaus auf den Festplatz, der neben dem Hauptzelt auch den Wagen der Tierschau, den Kassenhäuschen und weiter hinten einer ganzen Reihe von Wohnwagen Platz bot.
    »Noch einmal vielen Dank, Colonel, für Ihre Gas tfreundschaft. Ihre Leute sagen, sie könnten das Rotatron bis morgen früh in Ordnung bringen. Aber so eilig haben wir es nach dem Erfolg der Premiere eigentlich gar nicht mehr. Vielleicht gestatten Sie uns doch noch die eine oder andere Vorstellung?«
    »Von mir aus gern, Mr. Morcelli«, erwiderte Farr nachdenklich. »Aber das hängt leider nicht nur von unseren Wünschen ab.«
    »Wie meinen Sie das, Sir?«
    »Leider darf ich Ihnen im Moment nicht mehr s agen, Mr. Morcelli«, wehrte Farr ab. »Aber Sie können mir im Gegenzug vielleicht etwas über Ihre Spaßvögel erzählen. Ich habe sie bei der Feier eben gar nicht entdecken können ...«
    »Sie haben es also bemerkt, Sir.«
    Farr nickte.
    »Das ist eine traurige Geschichte und leider kein Ruhmesblatt für die Familie«, erklärte der Direktor bekümmert. »Kommen Sie, Colonel. Ich muss Ihnen etwas zeigen.«
    Farr folgte ihm hinüber zur anderen Seite des Platzes, wo sich Wagen an Wagen reihte. Im Schein der Laternen konnte man bunte Aufschriften von zumeist fremdartig klingenden Namen erkennen. Es roch nach frischer Farbe, Öl und gelegentlich nach den Ausdünstungen von Tieren.
    »Hier ist es«, erklärte sein Gastgeber mit g edämpfter Stimme und hob die Plane eines Wagens so weit an, dass Farr hineinschauen konnte.
    Es war ein sehr großer Wagen, dessen vordere Front vergittert war. Im Hintergrund drängten me

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