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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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überzeugt. »Wir vermissen sie.«
    »Wenn das so ist«, wandte der Kapitän ein, »müssten die anderen dich doch auch vermissen, während du hier bist?«
    »Das ist doch etwas ganz anderes.« Der Junge l ächelte. »Sie wissen, dass ich zurückkomme und das, was ich erfahren habe, mit ihnen teile. Wir teilen alles miteinander...«, er zögerte, als sei ihm plötzlich etwas eingefallen, und fügte kleinlaut hinzu » ... fast alles jedenfalls.«
    Der alte Mann versuchte sich vorz ustellen, wie es wäre, selbst Teil eines so umfassenden Bewusstseins zu sein. Es gelang ihm nicht. Wenn es keine Geheimnisse, keine auf die eigene Person bezogenen Hoffnungen und Träume mehr gab, wie bewahrte der Einzelne dann seine Individualität? Immerhin waren ja zumindest die Besucher in der Lage, zeitweise sogar ihre Körperlichkeit zurückzugewinnen. Setzte das nicht eine Art Transfermechanismus voraus, oder konnten die Betreffenden ihre früheren Körper durch pure Willenskraft wiedererstehen lassen? Und woher war dann dieses offensichtlich uralte Geschöpf gekommen, das sich in Helens Körper verborgen gehalten hatte?
    Es gab zahllose ungeklärte Fragen, die jedoch alle in eine einzige mündeten: War dieser Ort tatsäc hlich das, was er zu sein vorgab, oder spielte etwas oder jemand ein Spiel mit ihm – ein Spiel, in dem Helen, Jimmy und Simon nur leere Hüllen waren, Spielfiguren, die einem fremden Willen gehorchten ...
    In diesem Augenblick fragte Simon etwas, das so weit jenseits der Überlegungen des Kapitäns lag, dass er einen Augenblick fassungslos war.
    »Wie ist das eigentlich, Danny, wenn man jema nden liebt?«
    Mit Danny war natürlich er selbst gemeint, auch wenn es Ewigkeiten her war, dass ihn jemand so angesprochen hatte, und Simons Frage war keine swegs so profan, wie sie ihm im ersten Augenblick erschienen war. Wie erklärte man einem zwölfjährigen Jungen ein Gefühl, das er niemals kennen lernen wird?
    Der Kapitän überlegte lange, versuchte sich z urückzuversetzen in die Zeit ihrer Jungenfreundschaft und fand schließlich etwas, das vielleicht als Ansatzpunkt taugte: »Erinnerst du dich noch an die kleine Dunkelhaarige, die immer mit uns herumgezogen ist, weil sie die Mädchenspiele nicht mochte?«
    »Ja«, der Junge nickte eifrig. »Sie hieß Elvira ...«
    Gut , dachte der alte Mann. Er hat sie also nicht vergessen.
    »Und wie war das, Simon, wenn sie dich für i rgend etwas, das du gesagt oder getan hast, angelächelt hat?«
    »Es war ... nett.« Der Junge zöge rte und wurde rot. »Und ich habe mich gefreut.«
    »Nein, es war nicht einfach nur nett , du Schafskopf!«, ereiferte sich der Kapitän. »Wir Jungs waren damals alle in Elvira verknallt, und wenn sie einen von uns angelächelt hat, dann wurde der gleich ein ganzes Stück größer, und die anderen waren stinksauer. Erinnerst du dich noch daran?«
    Der Junge nickte, aber sein Blick war in die Ferne gerichtet, und um seine Mundwinkel spielte ein sel tsam entrücktes Lächeln.
    »Sehr gut«, murmelte der alte Mann. »Und nun stell dir vor, die anderen wären weit weg, und nur Elvira wäre noch da, und ihr Lächeln gehörte allein dir. Du schaust sie an, sonnst dich in der Wärme ihres L ächeln und weißt auf einmal, nein, du weißt es nicht nur, du fühlst es in jeder Zelle deines Körpers: Sie gehört zu dir und du wirst bei ihr bleiben, was immer geschieht, ihre Freude und ihren Schmerz teilen und dich sogar auf einen Wink von ihr zum Narren machen, weil du ...«, die Stimme des Kapitäns klang mit einem Mal alt und müde, » ... ohne sie nicht mehr leben möchtest. Verstehst du das, Simon?«
    »Ja ... vielleicht«, erwiderte der Junge mech anisch, den Blick noch immer in die Ferne gerichtet, als könne er dort tatsächlich Elvira Sanchez sehen und einen Schimmer ihres Lächelns erhaschen ...
    In seiner Versunkenheit ähnelte S imon noch mehr dem Jungen von damals, und einen Moment lang dachte der Kapitän daran, ihm den Arm um die Schultern zu legen, als könne er ihn vor irgend etwas beschützen.
    Doch als der Junge ihm das Gesicht zuwandte, war alle Verträumtheit aus seinem Blick geschwu nden.
    »Danke, dass du mich erinnert hast, alter Junge «, sagte er in leicht ironischem Unterton, der allerdings nicht zum nervösen Zucken seiner Mundwinkel passen wollte. »Aber es war nur ein Traum. Sie ist tot, nicht wahr?«
    Der alte Mann nickte. Elvira Sa nchez war nicht mehr lange mit ihrer Clique herumgezogen. Sie fand andere Freunde und verlor ihr

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