Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
Vorstellung zuzulassen.
»Wer, glaubst du, wird die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, wenn es keine übergeordnete Instanz gibt? Die Zentrale etwa?«
»Ich glaube nicht«, gab Vincent zu. »Die Gole aner sind geflohen.« Er wusste immer noch nicht, worauf der andere hinauswollte. Was hatten die Goleaner mit Gott oder den Seelen zu tun?
»Im Augenblick nichts, Vincent«, erwiderte der Fremde, als hätte er seine Gedanken gelesen. »Auch wir können Dinge nicht ungeschehen machen. Aber wir können euch die Hoffnung wiedergeben, das Jenseits – und Gott.«
»Wie bitte?« Vincent glaubte sich verhört zu haben. Meinte der Fremde tatsächlich ein Leben nach dem Tod?
»Natürlich.« Wieder begegneten sich ihr Blicke, und das blaue Leuchten durchflutete Vincents B ewusstsein und löschte die Zweifel aus: Es war möglich . Sonst wären sie nicht hier.
»Aber wie ...?«, murmelte Vincent mit belegter Stimme und räusperte sich.
»Die Datensphäre«, erwiderte der Fremde, als erkläre der Begriff alles. »Sie ist der Ort, an dem alle Ereignisse und Handlungen aufgezeichnet, kategorisiert und analysiert werden. Und sie enthält eine virtuelle Welt, nein, nicht nur eine, sondern eine ganze Reihe von Welten, die für die Seelen der Verstorbenen vorgesehen sind. Das ist natürlich nur möglich, wenn das Bewusstsein der Betreffenden bereits vor dem Tod und Zerfall seiner Hirnstrukturen gespeichert worden ist. Die Kopie wird allerdings erst dann aktiviert, wenn das ursprüngliche Bewusstsein erloschen ist, der Besitzer also hirntot ist. Im besten Fall schläft man ein und erwacht wenig später mit einem virtuellen Körper in einer anderen Welt ...«
»... die aber nicht real ist«, wandte Vincent ein.
»Und wer sagt dir, dass das, was du im Augenblick siehst und erlebst, die Realität ist?«, erwiderte der Fremde freundlich. »Du bist nur gewohnt, daran zu glauben, dass deine Welt tatsächlich existiert. Im übrigen fühlst du dich doch während deiner Ausflüge auch ganz wie zu Hause, oder etwa nicht?«
»Woher w ...«, presste Vincent hervor und spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht schoss. Konnten diese ... ihm fiel kein geeignetes Wort ein ... ihn tatsächlich auch dort beobachten?
»Vor Gott gibt es keine Geheimnisse«, erklärte der Fremde ernst, beinahe feierlich. »Er kennt dich besser als du selbst. Wie sonst könnte sein Urteil g erecht sein?«
»Welches Urteil?«
Der Mann am Feuer zuckte mit den Schultern. »Ist das wirklich so schwer zu erraten, Vincent? Als Jäger solltest du eigentlich wissen, wovon ich spreche. Niemand, der reinen Herzens ist, muss dieses Urteil fürchten.«
»Und die anderen?« Vincent biss sich auf die Li ppen, aber es war zu spät.
»Die schon.«
Es klang wie eine Drohung. Alles hatte seinen Preis, auch das ewige Leben. Die Schöpfer der neuen Welt erwarteten, dass sich die Menschen ihrem Urteil unterwarfen. Aber welche Rolle spielte der Fremde dabei?
»Wer bist du wirklich?«, fragte Vincent und spannte die Muskeln an, um das Zittern seiner Hä nde zu unterdrücken, »und weshalb nennen sie dich Mr. Echo, oder ist das dein richtiger Name?«
»Ein Anagramm«, erklärte der Fremde mit einem fast jungenhaften Lächeln, »das durch einen Übe rtragungsfehler leider unauflösbar geworden ist. Jahus – nicht Janus – Echo war als verschlüsselter Hinweis gedacht, denn der Sohn des alten Gottes der Menschen hieß ursprünglich Jehoschua.«
Er ist verrückt , dachte Vincent und war gleichzeitig froh darüber, seinem Gegenüber nicht in die Augen sehen zu müssen. Glaubte er tatsächlich, dem Gott der Menschen ähnlich zu sein – einem Gott, den es vielleicht niemals gegeben hatte?
»Wir können nicht glauben , Jäger«, wies ihn der Fremde umgehend zurecht, als hätte er seine Zweifel laut ausgesprochen. »Und unsere Motive sind weniger altruistisch, als du vielleicht annimmst. Der Niedergang der Menschheit stellt auch für uns eine Bedrohung dar. Die Wiederkehr Gottes könnte dieser Entwicklung Einhalt gebieten, das zeigen alle Analysen. Aber ein Gott, an den niemand glaubt, kann nichts bewirken. Deshalb bitten wir dich um deine Unterstützung, Vincent.«
Dann bist du also der Erwählte, Vincent Blac kwood . Die Pythia hatte es vorhergesehen ...
»Und wie soll diese Unterstützung aussehen?«, erkundigte sich Vincent nach einer Weile, ohne den Blick zu heben.
»Was wir brauchen, ist ein Signal, du kannst es auch Zeichen nennen, das die Menschen aufrüttelt. Gott
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