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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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ewusster junger Mann mit stabiler Konstitution. Er stand Autoritäten kritisch gegenüber und neigte weder zum Aberglauben noch zu übermäßigem religiösen Eifer. Sein IQ war durchschnittlich, dafür galt er als unternehmungslustig und aufgeschlossen. Wie bei seinen Vorgängern gab es keinerlei Anhaltspunkte für psychische Labilität.
    Dennoch hatte auch er ihnen nicht geglaubt.
    Der junge Mann hatte die technischen Anlagen des Schiffes zwar staunend, aber keinesfalls überängstlich in Augenschein genommen. Er war auch nicht davongelaufen, als ihn Pater Alfredo in Gestalt einer holografischen Projektion angesprochen hatte, obwohl ihn deren spezielle Eigenschaften natürlich verunsicherten. Dennoch war die Unterhaltung in den erwarteten Bahnen verlaufen – bis der Pater schließlich auf die »Bona Spes« und ihre Aufgabe zu sprechen kam. Mario Sciutto hatte ihn angeschaut wie jemanden, der nicht mehr Herr seiner Sinne ist, und dann angefangen zu lachen: Die Erde im Bauch eines großen Schiffes, das zwischen den Sternen herumfliegt, haha, Pater, darauf muss der Mensch erst mal kommen, hahaha ...«
    Da alle Überzeugungsarbeit nicht fruchtete, hatte Pater Alfredo seinen Gast schließlich in den Lei tstand der »Bona Spes« geführt, ihn auf einem der Pilotensessel Platz nehmen lassen und die Monitore in Rundumsicht angeschaltet. Mario Sciutto hatte sich alles mehr oder weniger interessiert angeschaut und dann bemerkt, dass jeder mittelmäßige Kunstmaler solche Bilder mit ein paar Sternen darauf zeichnen könne. Er wisse zwar nicht, was der Pater mit diesen Spielchen bezwecke, aber wenn das Ganze eine Prüfung seiner Glaubensfestigkeit sein solle, dann habe er die wohl bestanden.
    So war ihnen einmal mehr keine andere Möglic hkeit geblieben, als bewegte Bilder einzusetzen. Auf den Bildschirmen erschien nun eine im Zeitraffertempo zusammengefasste Darstellung aller wesentlichen Stationen des bislang absolvierten Fluges. Bereits die ersten Aufnahmen mit den Heckkamera-Bildern der hinter der »Bona Spes« zurückbleibenden Erde wischten das selbstgewisse Lächeln von den Lippen des jungen Mannes. Mit vor Staunen geweiteten Augen verfolgte er den Flug des Schiffes durch den Asteroidengürtel und sah die Sonne zu einem winzigen Lichtpunkt zusammenschrumpfen. Als die »Bona Spes« dann auf Sprunggeschwindigkeit beschleunigte und die Sterne zu flackern begannen, presste er die Finger in die Polster, dass seine Knöchel weiß wurden, und zuckte erschrocken zusammen, als das Schiff in den lichtlosen Hyperraumtunnel eintauchte. Der Lichtblitz beim Wiedereintritt blendete ihn für Sekundenbruchteile, war aber offenbar nur der Auslöser für eine sehr viel weitergehende Reaktion, denn Mario Sciuttos Gesichtszüge schienen plötzlich wie eingefroren. Er starrte mit weit geöffneten Augen ins Leere und reagierte weder auf visuelle Reize noch auf Pater Alfredos besorgte Fragen. Offenbar drangen sie nicht einmal mehr bis zu seinem Bewusstsein vor. Seine Vitalparameter und ein eilends ausgeführtes EEG bestätigten diesen Eindruck. Der junge Mann stand unter Schock – ein Phänomen, das den Patres nur zu vertraut war, denn es ähnelte der Reaktion der anderen Testpersonen aufs Haar. Ihr Bewusstsein verweigerte sich der Realität.»Unter den gegebenen Umständen dürften sich weitere Experimente dieser Art wohl erübrigen«, eröffnete Pater Laurentius, ein stattlicher Mann mit dunklen Augen und Römernase, die Diskussion. Damals war er der dienstälteste der Patres gewesen, weshalb er bei ihren Zusammenkünften auch weiterhin das Wort führte.
    »So ist es«, stimmte Pater Martin zu, der mit se inem bartlosen Gesicht und dem kurzgeschnittenen Blondhaar noch immer etwas jungenhaft wirkte. »Was die Frage nach Alternativen noch drängender macht.«
    »Vielleicht sollten wir doch auf den Klerus z urückgreifen«, schlug Pater Sixtus, sein Gegenüber, vor. »Dadurch würden wir auch die meisten Gemeindemitglieder erreichen.«
    »Und wie soll das praktisch aussehen?«, erku ndigte sich Pater Alexandro spöttisch. Die roten Flecken auf seinen Wangen suggerierten Bluthochdruck, aber körperliche Gebrechen lagen längst hinter ihnen. »Liebe Brüder, was ihr bislang geglaubt und gepredigt habt, ist leider nur die halbe Wahrheit. So befindet ihr euch mit euren Schäflein nicht etwa auf Mutter Erde, sondern in einer Art Rettungsboot mitten im Nichts. Wir wussten das natürlich von Anfang an, wollten es euch aber nicht sagen, weil es uns an

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