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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Margarita, die ältere Frau, bewahrte dagegen Haltung. Sie stand stumm und ließ das einlaufende Boot nicht aus den Augen.
    Das Summen wurde lauter, als das Boot in das Hafenbecken einlief und dabei ein fischgrätenartiges Wellenmuster wie eine Schleppe hinter sich herzog. Bug und Bordwände ließen weiterhin keinen Blick in die Plicht zu, aber die Gestalt im Heck erschien Morietti jetzt noch fremdartiger als zuvor. Wenn der Fremde tatsächlich eine Rüstung trug, dann musste sie ihm auf den Leib geschmiedet worden sein. Sie bedeckte nicht nur seinen Rumpf, sondern den g esamten Körper wie eine metallene Haut und ging nahtlos in eine Art Helm über, dessen geschlossenes Visier das Gesicht verbarg.
    Das ist kein Mensch , dachte der Wirt und bekreuzigte sich. Aber wenn die Gestalt am Ruder kein Mensch war, was war sie dann? Und was hatte sie mit dem Jungen gemacht?
    Das Summen erstarb, als das Boot langsamer wurde und schließlich anlegte. Die Menge drängte nach vorn und wogte noch rascher zurück, als der Fremde sich mit unvermuteter Behändigkeit bückte, ein Tau ergriff und es in Richtung des nächsten Po llers warf. Dort blieb es liegen, bis sich nach einer endlos anmutenden Schrecksekunde einer der Umstehenden ermannte und es befestigte.
    Einen Augenblick lang verschwand die metallene Gestalt aus Moriettis Blickfeld, und als sie wieder auftauchte, ging ein Seufzen durch die Reihen der Umstehenden. Der Metallmensch musste über g ewaltige Kräfte verfügen, denn er trug den reglosen Körper des jungen Sciutto so leicht auf den Armen wie eine Puppe aus Stroh.
    Ungläubig beobachtete der Wirt, wie der Fremde mit einem gewaltigen Satz, der den Gesetzen der Schwerkraft Hohn sprach, die Distanz zwischen Boot und Kaimauer überwand und plötzlich unmi ttelbar vor den beiden Frauen stand. Die Ältere – Donna Margarita – wankte und wäre zweifellos gestürzt, wenn nicht ein Helfer hinzugeeilt wäre und sie im letzten Moment gestützt hätte. Die junge Alice zeigte dagegen keinerlei Reaktion. Sie kniete noch immer am Boden und wimmerte leise. Der metallene Hüne schien einen Moment unschlüssig, dann aber beugte er sich mit seiner Last nach vorn und legte sie vorsichtig auf dem Boden ab. Stille senke sich herab, Totenstille; selbst das Wimmern der jungen Frau war verstummt. Plötzlich aber sprang sie auf, warf sich über den leblosen Körper ihres Mannes und bedeckte sein Gesicht mit Küssen und Liebkosungen.
    Wieder ging ein Raunen durch die Reihen , und sogar jene, die selbst gar nichts gesehen hatten, beeilten sich, die unglaubliche Nachricht weiterzugeben: Er hat sich bewegt ... vielleicht ist er gar nicht tot ...
    Jemand rief nach einem Arzt, aber das war nicht mehr nötig, denn Dottore Belucci bahnte sich bereits mit seiner ledernen Arzttasche den Weg durch die Menge. Doch bevor er sich um seinen Patienten kümmern konnte, ließ ihn eine dröhnende Stimme erschrocken innehalten. Zweifellos war der Metal lmensch der Urheber, aber einen schrecklichen Augenblick lang erschien sie Morietti wie das Gebrüll eines vorzeitlichen Ungeheuers. Und so dauerte es noch einige Sekunden, bis er das Gehörte bewusst wahrnahm: »... wird bald wieder zu sich kommen. Die Verwaltung entschuldigt sich für den Vorfall und versichert, dass alle Maßnahmen ergriffen werden, um derartige Zwischenfälle in Zukunft zu verhindern.«
    Welche Verwaltung? , fragte sich der Wirt verständnislos. Wovon redete der Fremde überhaupt? Ein Blick in die Gesichter der Umstehenden verriet ihm, dass auch sie es nicht wussten. So war es vor allem die ohrenbetäubende Lautstärke, die den Worten des Metallmannes Nachdruck verlieh. In gewisser Weise nährten sie allerdings auch die Hoffnung, dass der junge Sciutto tatsächlich noch am Leben war. Aber was war ihm überhaupt zugestoßen?
    In das aufbrandende Gemurmel rief jemand (es war wohl Pietro, der Säufer, der sich seinen Mut schon vorher angetrunken hatte): »Und was habt ihr mit ihm gemacht?«
    Das aufgeregte Getuschel aus der Umgebung des Urhebers verriet, dass nicht jeder mit dem forschen Ton der Frage einverstanden war. Der Metallmann überragte auch die Größeren der vor ihm Stehenden um mehr als Haupteslänge, und seine herkulische Statur ließ es wenig geraten scheinen, ihn direkt herauszufordern. Dennoch ließ er sich zu einer Antwort herab, die trotz ihrer beeindruckenden Lautstärke fast ein wenig verlegen klang: »Nichts, aber durch einen Defekt in den Sensorfeldern wurde sein Eindringen

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