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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Ein Boot näherte sich dem geschützten Bereich – ein Segler aus Riva, der exakt dem Kurs folgte, den der letzte Besucher genommen hatte. Offenbar war es kein Fischerboot, sondern ein Schiff der Hafenmeisterei, das mehrere Passagiere an Bord hatte. Noch waren die Besucher nicht identifiziert, aber eines war jetzt schon gewiss: Sie kamen aus freiem Willen!
    Keiner der Patres sprach, während sie die Bilder betrachteten, die ihnen die Schiffsintelligenz auf eine virtuelle Leinwand projizierte. Doch dieses Mal täuschte der ernste Ausdruck ihrer Gesichter, denn ihre Herzen waren leicht und voller Dankbarkeit. Es war, als sei eine Last von ihnen genommen worden – die Last eines Zweifels, den sie sich niemals ei ngestanden hatten und der doch allgegenwärtig gewesen war. Jetzt, da ihre Gebete erhört worden waren, schämten sie sich ihres Wankelmuts. Wie hatten sie auch nur einen Moment lang annehmen können, Er habe sie alleingelassen?
    »Nun geh schon, Bruder Alfredo«, brach Pater La urentius schließlich das Schweigen und nickte dem Jüngeren auffordernd zu. »Wir wollen doch unsere Gäste nicht warten lassen!«
     
    Sie waren sieben an Bord der »Gabbiano«, sechs Männer und eine Frau. Die junge Alice hatte sich nicht abweisen lassen, obwohl die Familie alles unternommen hatte, um sie zurückzuhalten. Es ziemte sich nicht für eine Frau, sich in Männerangelegenheiten zu mischen, erst recht nicht für eine Frau, die ein Kind unter dem Herzen trug. Aber die junge Frau war konsequent geblieben. »Wenn ihr mich nicht mitnehmt, bleibt Mario auch hier!«, hatte sie kurzerhand erklärt, während – und das war die eigentliche Überraschung gewesen – ihr Mann nur mit den Achseln gezuckt hatte, ohne einen Kommentar dazu abzugeben.
    Mario Sciutto hatte sich verändert, obwohl er nach Auskunft von Dottore Belucci körperlich vollko mmen wiederhergestellt war. Wie es um sein Erinnerungsvermögen bestellt war, musste dagegen offenbleiben, denn seine Schilderungen des Geschehens warfen mehr Fragen auf, als sie beantworteten. Mittlerweile bedrängten die anderen ihn auch nicht mehr, zumal sie ahnten, welche Überwindung es ihn kostete, sie dorthin zu begleiten. Aber sie waren auf seine Unterstützung angewiesen, war er doch der einzige, der Kurs und Anlegeort kannte. Noch lag das Ziel im Nebel verborgen, aber mit ein wenig Phantasie ließ sich der dunkle Streifen Land bereits erahnen. Es war jetzt nicht mehr weit.
    »Der Herr sei uns gnädig«, murmelte Dottore B ariello, als der Dunstschleier zerriss, und bekreuzigte sich. Die anderen taten es ihm nach, und für einen Augenblick fielen Anspannung und Furcht von ihnen ab. Selbst Mario, der die ganze Zeit über mit versteinerter Miene dagesessen hatte, erwachte plötzlich aus seiner Lethargie.
    »Wir sind da«, sagte er mit belegter Stimme und räusperte sich. »Vermutlich erwarten sie uns schon.«
    »Da vorn ist jemand!«, rief Roberto, der Gehilfe des Hafenmeisters, wie zur Bestätigung vom Bug her, und dann sahen es auch die anderen: mehrere hochgewachsene Gestalten, die sich wie eine Reihe stummer Wächter am Strand postiert hatten. Einzelheiten waren aus der Entfernung kaum auszumachen, aber für Morietti, den Wirt, bestand keinerlei Zweifel, dass es eines dieser Geschöpfe gewesen war, das den Jungen zurück in die Stadt gebracht hatte.
    Fast schien es, als hätten die Metallmenschen ihre Ankunft erwartet, denn sie veränderten weder Standort noch Haltung, als das Boot näher kam. Die Küste war mittlerweile nur noch einem Steinwurf entfernt und wies, wenn der Augenschein nicht trog, eine ungewöhnliche Beschaffenheit auf. So gab es offenbar weder Sand noch Geröll am Strand, nur eine glatte graue Fläche, die fast aussah, als bestü nde sie aus einem einzigen Stück. Es musste sich um Stein oder ein anderes festes Material handeln, denn die Metallmenschen hatten keinerlei Spuren darauf hinterlassen. Sie standen noch immer reglos, und die geschlossenen Visiere ließen keinerlei Rückschluss auf ihre Wahrnehmungen oder Absichten zu. Ihre stumme Präsenz wirkte auf Morietti einschüchternder als jede feindselige Geste.
    Mit einer Spur Neid betrachtete der Wirt die be iden jungen Leute, die sich wie Kinder bei den Händen hielten, während das Boot wie von unsichtbarer Hand gezogen dem Ufer entgegenglitt. Sein Unbehagen hatte jedoch tiefere Wurzeln als simple Furcht. Morietti glaubte nicht, dass die Metallwesen ihnen etwas antun würden, aber er ahnte, dass diese

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