Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Kreuzigung

Die zweite Kreuzigung

Titel: Die zweite Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
starten kann, muss der Krieg zu Ende sein. Aber ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie brisant die Sache ist. Soldat Clark, im Laufschritt marsch zu den Fahrzeugen! Holen Sie Leary und Skinner! Räumen Sie einpaar Munitionskisten aus und bringen Sie so viele her, wie Sie tragen können.«
    Max versuchte zu protestieren.
    »Sir, denken Sie nicht …?«
    »Ich bin nicht hier, um zu denken. Das überlasse ich Leuten wie Ihnen. Aber die Verantwortung hier trage ich, und ich fälle die Entscheidungen. Wenn die Tuareg die Sachen in ihre dreckigen Finger bekommen, dann werfen sie sie vielleicht irgendwo hin, oder sie nehmen, was nicht niet- und nagelfest ist, und verscherbeln es in Ghadames für ein Butterbrot. Das sind Muslime, denen diese Dinge nichts bedeuten.«
    In diesem Moment hörten sie ein Geräusch von der Treppe her. Als sie sich umdrehten, sahen sie, dass sich ein schwankendes Licht näherte.
    »Ich denke, A’isha hat Angst vor diesem Ort«, sagte Donaldson.
    Aber es war nicht A’isha. Gerald hielt den Strahl seiner Taschenlampe auf den Eingang zur Krypta. Zuerst waren ein Paar Füße zu sehen, gefolgt von einer dunkelblauen Robe. Ein Tuareg mit verhülltem Gesicht kam in Sicht. Er hatte Mühe, das Gewirr von Licht und Schatten, das Weiß der Grabstätten und die Gestalten der vier Engländer dazwischen zu unterscheiden.
    Auch Gerald brauchte ein paar Sekunden, um den Ankömmling zu erkennen. Dann entdeckte er die grob genähten Ledertäschchen über der Schulter, die den Koran und ein paar Talismane enthielten. Der Mann hob die linke Hand, um seine Augen vor dem Licht abzuschirmen, und eine
masbaha,
der Rosenkranz aus Bernstein, wurde an seinem Handgelenk sichtbar. Es war der Anislem, Scheich Harun agg Da’ud. Als er vortrat, um dem Lichtscheinauszuweichen, streckte er die rechte Hand nach vorn, und Gerald sah, dass er eine Waffe darin hielt, den Dienstrevolver, den er zuvor dem Anführer der Tuareg zum Geschenk gemacht hatte.
    »Scheich Muhammad!«, rief Gerald. »
Al-salam ’alaykum
. Sie sehen uns hier an einem sehr merkwürdigen Ort. Einem heiligen Ort. Dem Grab des Propheten Jesus.«
    Gerald hatte kurz überdacht, dass Jesus im Koran geehrt wurde – nicht als Sohn Gottes, sondern als ein sterblicher Prophet, der in seiner Bedeutung gleich nach Mohamed rangierte. Wenn er Scheich Harun davon überzeugen konnte, dass dies ein heiliger Ort für einen der großen Propheten des Islam sei, dann waren drohende Schwierigkeiten vielleicht noch abzuwenden. Aber er sollte enttäuscht werden.
    »Dieser Ort gehört nicht euch. Hier sind die Gräber unserer Vorfahren. Das ist die Heilige Stadt Wardabaha. Ihr habt die Gräber des Königs und der Königin der Stadt betreten. Ihr habt kein Recht, hier zu sein. Verlasst diesen Ort sofort und kehrt nie wieder hierher zurück.«
    »Dieser Ort ist von meinem Volk errichtet worden«, erklärte Gerald leidenschaftlich. Er gehört der Christenheit. Es ist, wie ich bereits sagte, das Grab des Propheten Jesus.«
    Der Scheich trat ein paar Schritte zwischen die Grabstätten. Die Lampe in seiner linken Hand schwankte und warf Schatten über die Bernsteinkugeln. In seinem dunklen Gewand war er nahezu unsichtbar, wenn kein Lichtstrahl auf ihn fiel, und auch dann konnte man nur seine misstrauischen Augen sehen.
    »Gehen Sie«, sagte er. »Gehen Sie sofort, oder Sie werden bestraft werden.«
    »Ich denke, wir sollten reden. Mein Freund hier hat denSohn von Musa agg Isa geheilt. Wir haben unsere Freundschaft gegenüber den Kel Tamasheq bewiesen. Wir haben uns gegenüber den Menschen von Ain Suleiman loyal gezeigt.«
    Der Anislem ließ ein Geräusch wie ein Räuspern hören, das wohl Verachtung angesichts von Geralds Worten zum Ausdruck bringen sollte.
    »Musa agg Isa ist tot. Auch seine Frau, die euch geholfen hat, lebt nicht mehr. Wir haben sie bestraft, und Allah wird sie in der anderen Welt bestrafen. Si Musa hat Ungläubigen erlaubt, an diesen Ort vorzudringen. Seine Frau hat euch den Weg zum Heiligtum unserer Vorfahren gewiesen. Euer Mann hat den Willen Allahs missachtet, als er das Kind vor dem sicheren Tod rettete. So viele Vergehen konnte ich nicht ungestraft durchgehen lassen. Ich befehle jetzt in Ain Suleiman. Wenn ihr sofort geht und schwört auf alles, was euch heilig ist, nie wieder hierher zurückzukehren, dann dürft ihr lebend abziehen. Anderenfalls wird keiner von euch seine Heimat wiedersehen. Eure Knochen werden im Wüstensand bleichen, bis sie zu Staub

Weitere Kostenlose Bücher