Die zweite Kreuzigung
war. Ilona antwortete nicht, drückte aber Sarahs Hand. Dann mussten sie fort.
Sie hatten genügend Fahrzeuge, dass alle Platz fanden. Das Kloster gab ihnen warme Kleidung und Proviant mit.
»Wohin fahren wir?«, fragte Ethan.
»Zurück nach Transsilvanien. Keine Sorge, ich werde Sienicht nach Sâncraiu oder auch nur in die Nähe bringen. Wir fahren nach Sighişoara. Sie werden es mögen, die Stadt wirkt sehr mittelalterlich, und viele Touristen kommen dorthin. Sie können sich frei bewegen, und die Leute werden denken, Sie seien nur Reisende, die sich den berühmten Stadtturm anschauen wollen. Sarah und Sie können dort Hand in Hand auf dem Festungsplatz spazieren gehen wie ein verliebtes Paar.«
»Warum nennen Sie uns so?«
»Als ich Sie beide vorhin in der Kirche gesehen habe, spürte ich, dass da etwas zwischen Ihnen ist. Glauben Sie nicht, nur weil ich ein Mönch bin, hätte ich keinen Sinn für solche Dinge. Unsere Priester dürfen heiraten wie Ihre anglikanischen. Aber vielleicht irre ich mich ja.«
»Und weshalb Sighişoara?«
»Die Kirche besitzt dort ein Exerzitienhaus weit außerhalb der Stadt. Die letzte Gruppe ist vor einer Woche abgereist, und bis Ende Januar wird dort niemand erwartet. Bei schlechtem Wetter auch dann noch nicht. Ich brauche eine Basis, von der aus ich arbeiten kann. Dort werden andere zu uns stoßen, die wir benachrichtigen. Wir müssen wissen, was Aehrenthal unternimmt. Wenn er Sie nicht findet, dann kommt er auch nicht an den Ort der verschwundenen Stadt heran. Dadurch gewinnen wir Zeit.«
Ethan schüttelte den Kopf.
»In der Jagdhütte bei Sâncraiu hat Sarah angefangen, ein Tagebuch zu führen. Es ist dort zurückgeblieben, als wir überstürzt aufbrechen mussten. Mit dem Tagebuch wollte sie wieder zu sich selbst finden und aufarbeiten, was sie erlebt hat. Heute Morgen ist ihr etwas eingefallen. Sie hat dort den Brief meines Großvaters erwähnt und die Tatsache, dass die Ortsangaben darin stehen. Sie glaubte, derBrief liege noch in England in der Bibliothek von Woodmancote Hall, wo wir ihn gefunden hatten. Aber ich habe ihn bei mir. Wir sind im Besitz der Koordinaten von Ain Suleiman.«
DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Zu den Waffen
Wolfshöhle
Castel Lup
Sâncraiu
Rumänien
An alle Soldaten der Longinus-Legion, alle Pauperes commilitones Christi Templique Solomonici, die armen Soldaten von Christus und dem Tempel des Salomon, Ritter des Ordo Novi Templi, Kämpfer der Pfeilkreuzlerpartei, der Vaterländischen Front, alle Götter und Dämonen des neuen Reiches, Illuminati des Neuen Tages, arische Vorkämpfer einer neuen Moral, alle, die ihr euch mit Herz und Seele dafür einsetzt, den Tag der Gerechtigkeit, die Neue Ordnung, den Endsieg zu erringen:
Adolf Hitler hatte recht. Er hatte recht, was die Kommunisten betrifft, die Homosexuellen, die Zigeuner, die linken Intellektuellen, die sogenannten Schriftsteller, Dichter, Maler und Jazzmusiker. Aber was sehen wir heute um uns herum? Rechte für Homosexuelle, Rechte für Frauen, als ob sie Männer wären, Rechte für Intellektuelle, Rechte für »Künstler«. Das ist das Ergebnis der Angriffe von Briten, Amerikanern und Sowjets während des Weltkrieges auf das Reich. Überall Unzucht, Korruption und tödliche Krankheiten, die Huren, Schwule und Vergewaltiger verbreiten. Wir erleben den Aufstieg Russlands, das Gespenst des kommunistischen Chinas, die neureichen arabischen Staaten, die Arroganz Israels.
Vor allem hatte Hitler recht, was die Juden betrifft. Von allen Rassen sind sie die perfideste, von allen Völkern das korrupteste, von
allen Nationen sind sie am meisten von Lüge, Verschwörung und Doppelspiel zerfressen. Über sie lesen wir in
Mein Kampf
und in
Den Protokollen der Weisen von Zion,
wo ihre Ränke, ihre Gerissenheit und ihre teuflischen Verschwörungen enthüllt werden. Gibt es einen Krieg, den sie nicht provoziert, eine Rebellion, die sie nicht angezettelt haben? Gibt es eine Verschwörung, die sie nicht ausgeheckt, einen Mörder, den sie nicht bewaffnet, einen Brunnen, den sie nicht vergiftet, und ein Kind, dessen Blut sie nicht vergossen hätten, um daraus Matze für das Passah-Fest zu machen?
Hitler hatte recht, was die Juden betrifft, aber seine Feinde haben ihn im Krieg geschlagen und ihm alle Macht genommen. Er hat sechs Millionen dieser Teufel vernichtet, aber er lebte nicht lange genug, um diese Aufgabe zu vollenden.
Sie ist jetzt uns zugefallen. Das wird unser erster Erfolg
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