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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ohne Reittiere war es sinnlos. »Boron«, sagte Varosch dann leise. »Dein Diener bezeugt ein Verbrechen und erhebt Anklage.«
    Ich sagte nichts, aber mir lief es kalt den Rücken herunter. Ich wusste nicht, ob es in Bessarein einen Tempel des Boron gab, aber falls dem so war, wollte ich nicht in der Haut der Verbrecher stecken.
    Wir waren schon wieder auf dem Rückweg, als mir etwas einfiel. »Sagt, Zokora, wie gut habt Ihr die Gesichter der Leute in der Karawane gesehen?«
    »Gut.«
    »Könnt Ihr sie beschreiben?«
    »Ja. Der Anführer war groß und hager, buschige Augenbrauen, verwitterte Haut, kurzer grauer Bart und …«
    »Haltet ein. Ich frage, weil es oft in Städten Zeichner gibt, die für ein paar Kupferstücke Bilder fertigen. Ich wollte nur wissen, ob Ihr sie gut genug dafür beschreiben könnt. Werdet Ihr die Gesichter vergessen?«
    »Havald. Ich bin sechshundertsiebzig Jahre alt, und ich kann dir beschreiben, wie der erste Mensch aussah, den ich jemals gesehen habe.«
    »Das beruhigt mich.«
    »Da wäre ich nicht so sicher. Er trug ein schmutziges Fell, hatte verfilzte Haare, ging gebückt, schwang eine Steinkeule, bohrte mit dreckigen Fingernägeln in der Nase und aß das, was er dort fand. Einer deiner Vorfahren, ganz gewiss. Es gibt eine Ähnlichkeit in der Augenpartie.«
    »Danke, Zokora«, sagte ich hoheitsvoll.
    »Es war mir ein Vergnügen«, sagte sie, und ich war mir sicher, ein Lächeln in ihrer Stimme zu hören.
    Ein paar Stunden später wachte Faraisa auf und tat das, was Säuglinge am besten können. Sie fing an zu schreien. Alle Versuche, sie zu beruhigen, schlugen fehl. Sieglinde sagte, sie kenne sich mit kleinen Kindern aus – sie hatte eine wesentlich jüngere Schwester –, und versuchte es mit allen Mitteln. Ein geknotetes Tuch, mit Wasser getränkt, brachte den größten Erfolg, das Kind nuckelte daran und schrie nicht mehr, sondern weinte nur leise und herzerweichend und das ohne Unterlass.
    Als wir am Abend rasteten, fand ich mich in deutlicher Entfernung vom Lager wieder, meine Pfeife in der Hand, und bat die Götter um Geduld. Ich hörte Schritte hinter mir, mittlerweile konnte ich die Geräusche unterscheiden: Janos und Varosch.
    »Es geht einem ganz schön an die Nieren«, sagte Janos.
    »Dass sie nicht wenigstens einmal aufhört«, seufzte Varosch. »Nur für einen kleinen Moment, um in Ruhe dreimal atmen zu können! Sie verausgabt sich vollständig dabei, weint und weint und weint. Wo nimmt sie die Kraft her?«
    »Ich glaube, Kinder sind so.«
    »Ich weiß, ich habe selbst jüngere Geschwister.« Varosch ließ sich neben mir in den Sand fallen.
    »Ich weiß nur, dass ihre Mutter alles tun würde, um zu ihr zurückzukehren. Dieses Weinen … Das Kind ist gewohnt, dass man sich um es kümmert«, sagte Janos leise. »Kannst du dir vorstellen, dein eigenes Kind zu betäuben und im Sand zu vergraben?«
    »Nein. Sie muss verzweifelt gewesen sein«, sagte ich. Allein der Gedanke ließ mich schaudern.
    »Vielleicht dachte sie, das Kind wäre tot besser dran?« Varosch klang nicht so, als ob er das selbst glaubte.
    »Und gibt ihr Bernstein mit ins Grab? Nein. Es war ein Bestechungsversuch für diejenigen, die das Kind finden. Ich möchte wetten, dass sie ununterbrochen für ihr Kind betet, seitdem sie entführt wurde. Es steckt mir quer im Hals, dass wir nichts tun konnten.« Janos sprach leise, aber in seiner Stimme hörte ich einen fragenden Unterton.
    »Ich konnte keine andere Entscheidung treffen«, erklärte ich und zog an meiner Pfeife. Ich hatte versucht, mir mit meinen Fingern ein Bild von Faraisa zu machen, aber es war mir nicht gelungen. Nur das Gefühl von samtiger Haut blieb zurück.
    »Ihre Gebete wurden erhört. Es ist ein Beweis für das Wirken der Götter. Denkt darüber nach, wie gering die Wahrscheinlichkeit war, dass wir sie fanden«, sagte Varosch leise. »Es heißt oft, dass die Götter daneben stehen und nichts tun, wenn der Mensch in Not ist«, fuhr er fort. »Aber manchmal denke ich mir, dass wir nur nicht sehen, was sie für uns tun, dass sie das Wohl vieler bedenken müssen, wenn sie die Not einzelner zulassen.«
    »Na, im Moment lassen sie die Not vieler zu«, sagte Janos. »Ich habe die Armeen von Thalak nie gesehen, aber in meinen Gedanken stelle ich sie mir als einen endlosen schwarzen Wurm vor, der mit tausend Füßen unsere Reiche in den Staub trampelt. Und manchmal träume ich, dass sich unsere Toten aus dem Staub erheben und mit diesen Armeen in

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