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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Zwei weitere Leichen liegen zur Rechten, sie sind an Stöcken auf den Sand gespannt worden, drei Leichen im Wasser. Sie wurden nachts überfallen, ich sehe Bettrollen und Schlaflager. Zuerst wurde eine Salve Pfeile abgeschossen, dann ritten die Angreifer in das Lager und verwendeten ihre Schwerter. Ich denke, alle Leichen sind Verteidiger. Wenn ein Angreifer sein Leben ließ, haben sie ihn mitgenommen.«
    »Danke, Poppet«, sagte ich. Ich hatte die Hand an Seelenreißer, als ich das Lager betrat, aber wie üblich konnte er Tote kaum wahrnehmen. Sie interessierten ihn nicht. Aber ich konnte das Blut riechen, jedes Schlachtfeld roch so. Noch etwas hatte dieser Ort mit anderen Schlachtfeldern gemein, die ich kannte: die fast unnatürliche Stille.
    »Die Leute hier tragen auch diese seltsamen langen Umhänge«, sagte Varosch leise. »Ich glaube, das sollten wir bald auch übernehmen.« Ich sah durch Seelenreißer, wie er sich bückte und etwas aufhob. »Diese Mütze mit dem hellen Leinentuch schützt vor der Sonne. Auf jeden Fall besser als eine Kettenhaube oder ein Helm.«
    »Der wiederum schützt zwar nicht vor der Sonne, ist aber sonst ganz gut für andere Dinge«, meinte Janos lachend. Seine Laune wurde durch einen Toten mehr oder weniger wohl nicht getrübt. Räuberhauptmann oder nicht, Janos war ein harter Mann. Außer wenn er mit Sieglinde zusammen war.
    Mich jedoch bedrückte der Tod dieser Unbekannten. Bessarein, das erste der sieben Königreiche – und das Erste, was wir davon sahen, waren Ruinen, Mörder und jetzt ihre Opfer. Das sah mir nicht nach einem reichen und mächtigen Land aus, das bereit wäre, uns zu helfen. Wir waren vor einem Krieg geflohen, um Hilfe zu suchen, und nun das. Befand sich dieses Land auch im Krieg? Mit solch trüben Gedanken wanderte ich durch das Lager.
    Dann sah ich den Umriss am Boden, besser im Boden. Ich eilte dorthin, mein Fuß verfing sich in einer Zeltschnur, und ich fiel. Unter meinen Händen fühlte ich Stoff, eines der niedergetrampelten Zelte, von denen Poppet gesprochen hatte.
    »Hierher!«, rief ich. »Schnell, hier lebt noch etwas!«
    Ich zerrte an dem Stoff, versuchte ihn zur Seite zu ziehen, dann waren die anderen da und halfen. Die Reste des Zelts wurden zur Seite gerissen.
    »Janos gräbt. Es ist nicht tief, er hat eine Lederplane gefunden«, berichtete Poppet. »Er zieht sie zurück … Es ist ein Kind. Ein Säugling. Es sieht aus, als ob er tot wäre.«
    »Nein, das Kind lebt«, sagte ich und verschloss mich gegen Seelenreißers Gier nach diesem jungen Leben.
    »Havald hat recht«, rief Leandra, die sich neben Janos kniete und den Säugling vorsichtig aus seinem Grab hob. »Aber es schläft sehr tief.«
    Zokora kniete sich neben Leandra und roch an dem Kind. »Es wurde betäubt, damit es nicht schreit und wenig Luft braucht. Solantes Gnade mit der Mutter.«
    »Ich kann keine weibliche Leiche finden«, sagte Varosch. »Nur Männer.«
    »Das kann nicht sein«, sagte Leandra. »Das Kind wird noch gestillt. Niemand nimmt ein Kind dieses Alters allein mit auf Reisen.«
    »Dann wurde die Mutter entführt«, sagte Zokora. »Aber sie konnte das Kind noch verstecken.« Und selbst in Seelenreißers Sicht erschien sie mir seltsam weich, als sie das Kind musterte.
    »Vielleicht hatten sie eine Ziege«, grübelte Janos. Er erhob sich, und ich sah, wie er sich suchend umdrehte.
    »Es ist in gutes Tuch und Seide eingewickelt«, stellte Leandra fest. »Es trägt eine Kette um den Hals, zu groß für einen Säugling, eine Kette für eine erwachsene Frau. Es gibt ein Symbol aus Gold.«
    »Wahrscheinlich ein Haussymbol. Vielleicht findet sich bei einem der anderen ein Hinweis. Untersucht auch die Tücher«, meinte Zokora. Sie hielt Leandra die Arme entgegen, und sorgfältig legte meine Liebste das Kind in die Hände der Dunkelelfe. Es hätte befremdlich wirken sollen, Zokora mit einem Säugling, aber das tat es nicht. Sie fing an, das Kind zu wiegen, und Poppet meinte leise, sie hätte nie einen zärtlicheren Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen. »Auf jeden Fall ist es kein gewöhnliches Kind.«
    »Hier ist noch etwas«, sagte Leandra leise. »Eine Hand voll Kugeln aus einem seltsamen Material, ich habe so etwas schon einmal gesehen, aber mir fällt der Name nicht ein.«
    Janos trat an sie heran. »Bernstein. Üblicherweise, oder jedenfalls bei uns, ist er von großem Wert. Die Kleine hat ihre Mitgift dabei.«
    »Es ist ein Mädchen?«, fragte ich.
    »Ja. Es ist ein Mädchen.«

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