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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Zokora hob das Kind an, und Leandra wickelte es vorsichtig aus den Tüchern. »Es scheint mir gesund, nur tief im Schlaf.«
    »Was ist das?«, fragte Janos und bückte sich. »Das ist eben herausgefallen.« Er musterte das, was er in der Hand hielt. »Ein Streifen aus dem feinsten Papier, das ich jemals in der Hand hielt«, sagte er dann. »Es steht etwas darauf, aber ich kann es nicht lesen.«
    »Zeig her«, sagte Sieglinde. Sie streckte die Hand aus. »Ihr Name ist Faraisa aus dem Haus des Baums«, las sie.
    »Wieso kann ich das nicht lesen?«, fragte Janos. »Ich dachte, das Imperium hätte überall dieselbe Schrift.«
    »Ja«, antwortete Sieglinde. Sie trat an das Baby heran und strich mit der Hand über dessen Kopf. »Aber jedes Königreich hatte auch seine eigene Sprache. Faraisa bedeutet Die Leuchtende .«
    »Was machen wir jetzt, Havald?«, fragte Varosch leise. »Begraben wir die Toten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wir entfernen die Leichen aus dem Wasser. Sieglinde, du kennst die Schrift?«
    »Ja, genauer gesagt, Serafine kennt sie.«
    »Dann mach ein Zeichen für verseuchtes Wasser. Ich bin sicher, es gibt eines. War sonst noch etwas bei den Leichen zu finden, Janos?«
    »Nein, sie wurden geplündert. Jedem wurde die Kehle durchgeschnitten, die Angreifer wollten sichergehen, dass es keine Überlebenden gibt.«
    »Einige Leichen sind teilweise entkleidet«, teilte mir Poppet mit. »Das, was sie noch anhaben, ist aus kostbarem Stoff.«
    »Reiche oder Adlige.«
    »Adlige«, sagte Zokora. Sie wickelte das Kind wieder sorgfältig in seine Tücher und reichte es Leandra zurück. »Ihr Menschen tragt gern Ringe als Zeichen eures Werts. Unpraktisch, man kann irgendwo hängen bleiben. Eine Tätowierung ist besser, sie kann auch nicht gestohlen werden.« Sie kniete sich neben einen der Toten und fing an, ihn zu durchsuchen.
    »Worauf wollt Ihr hinaus?«, fragte ich.
    »Dieser Mann hier ist der Älteste. Ihm wurden an der linken Hand drei Finger abgetrennt, die Finger liegen hier im Sand. Er trug wohl kostbare Ringe.«
    »Oder zumindest wichtige. Siegelringe vielleicht«, spekulierte Janos.
    Ich wandte mich an Leandra. »Wird Faraisa überleben?«
    »Ich hoffe es. Wir können ihr keine Milch geben, nur Wasser. Wenn wir Gasalabad bald erreichen und eine Amme finden, dann schon. Dauert es länger …« Sie zögerte. »Ich kenne mich mit Kindern nicht aus, ich weiß nicht, wie lange sie ohne Milch überleben.«
    »Zokora«, fragte ich vorsichtig. »Habt Ihr vielleicht …«
    Ich konnte gerade so erkennen, wie sie den Kopf schüttelte. »Ich bin noch lange nicht so weit«, sagte sie dann mit überraschend sanfter Stimme.
    »Dann sollten wir uns beeilen. Lasst uns aufbrechen«, sagte ich.
    Im Stillen bat ich Soltar um Gnade für die Seelen der Gefallenen. Uns fehlten die Zeit und das Wasser, sie zu begraben, ich konnte nur hoffen, dass sie ihre Ruhe fanden.
    »Ich habe noch etwas gefunden«, sagte Zokora. »Es lag unter dem alten Mann.« Sie kam zu mir und reichte mir einen Dolch. Meine Finger glitten über ein reich verziertes Heft und eine leicht gekrümmte Klinge. »Sind das Edelsteine?«
    »Farbige Steine, ja«, sagte Zokora.
    »Rubine und Smaragde«, sagte Janos. »Und ein Symbol auf dem Heft, wie das an der Kette des Säuglings.«
    »Ihr Vater oder vielleicht auch Großvater«, sagte Sieglinde. »Gibt es eine Möglichkeit, die Karawane noch einzuholen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ziehen nicht in unsere Richtung und sind beritten. Wenn wir es nicht schaffen, sie einzuholen, stehen wir ohne Wasser da. Und zu Fuß … Ich habe mich dagegen entschieden.«
    »Aber eine der jungen Frauen muss die Mutter sein«, sagte Sieglinde. Ich trat an Leandra heran und strich Faraisa leicht über das Gesicht. Ihre Haut war warm und samten. Sie roch, wie nur Säuglinge riechen konnten, ein neues Leben inmitten all dieser Toten. In diesem Moment schwor ich mir, dass Faraisa leben würde.
    »Ich weiß«, sagte ich. Ich hob den Kopf und blickte aus blinden Augen in Richtung der anderen. »Ich glaube, jeder von uns möchte die Verbrecher zur Rechenschaft ziehen. Aber wir können es nicht. Wir sind fremd hier, und wir können nur versuchen, Gasalabad zu erreichen. Und zwar so zeitig, dass Faraisa überlebt.«
    »Mit der Gnade der Götter wird uns das auch gelingen«, sagte Varosch. Der Tonfall seiner Stimme war bitter, und die Art, wie er stand, verriet mir, dass er gern gegen meine Entscheidung protestiert hätte. Aber

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