Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
Armen hielt und nur geradeaus schaute. »Warum, Sohn eines Aufschneiders, sollte ein hoher Herr mit so wenig Gefolge reisen und gar mit einem Kind? Wäre es nicht sicherer im Harem? Gebt zu, Ihr verschweigt etwas!«
»O nein, Herr Oberst, niemals würde ich mich erdreisten. Unser Gewissen ist so rein wie die Milch einer Jungfrau, es ist nur so, dass mein Herr abergläubisch ist. Er denkt, der kleine Wurm soll seine neue Mutter selbst erkennen.«
»So eine Mär habe ich noch nie gehört, o Sohn der Lügen, und deshalb glaube ich sie Euch, denn niemals würde jemand auf die Idee kommen, von Jungfrauenmilch zu schwärmen, hätte er sie nicht selbst gekostet.«
»O Meister des Schwertes, du wirst bestimmt einst die Wache des Kalifen befehligen, bist du doch ein Mann von außergewöhnlicher Menschenkenntnis und tiefer Weisheit.«
Immer wieder hatte ich das Geräusch von Münzen gehört, und irgendwie schien man sich wohl handelseinig geworden zu sein, denn der Soldat lächelte zu mir hoch, widmete Helis einen langen Blick und hob die Hand. Auf diese Geste hin öffneten sich die Tore der Stadt Gasalabad vor uns.
Als wir einritten, gab mir Armin einen weißen Stein, auf dem ein Symbol eingraviert und mit Tusche unterlegt war.
»Bewahrt diesen Stein gut auf, Esseri, er kennzeichnet Euch als einen höchst ehrenwerten Gast der Stadt und öffnet Euch die meisten Tore ohne Fragen.«
Ich beugte ich mich zu Armin hinüber. »Was hat uns das jetzt gekostet?«
»Sieben Silberstücke.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. »Ist das nicht ein wenig viel? Wieviel hätte es gekostet, wäre ich einfach eingeritten und hätte nach Einlass gefragt?«
»Ein Kupferstück oder so.«
Ich sah Armin fassungslos an. »Willst du uns am ersten Tag gleich ruinieren? Was sollte das Ganze?«
»Nun, mehrere Dinge. Zum einen ist dieser Soldat unser Freund fürs Leben und wird sich an uns wohlwollend erinnern. Wenigstens solange er nicht über den Rang eines Obersten aufsteigt. Als General wird er unbestechlich sein, das gebietet ihm seine Ehre. Zum anderen weiß er nun, dass Ihr eine oder mehrere Frauen sucht. Er wird keine Fragen stellen, sollten wir mit ihnen überhastet die Stadt verlassen. Zur Not wird er bezeugen, dass sie mit uns einreisten. Mit eigenen Augen wird er sie dann gesehen haben. Er weiß, dass Ihr wirklich ein Fürst seid und den Kettenmantel unter Eurem Burnus tragen dürft. Und nicht zuletzt weiß er nun, dass ein Kind eine Mutter braucht. Solange Ihr niemanden auf offener Straße grundlos erschlagt, wird die Wache ein Auge zudrücken. Der Tarif dafür ist je Vorfall sieben Silberstücke, der Preis unseres Einlasses.«
Ich konnte gerade noch verhindern, dass meine Kinnlade nach unten fiel. »Wie lernt man solche Verhandlungen, und wie konntest du all das in einer Unterhaltung unterbringen? Oder kanntest du ihn?«
»Nun, es braucht Jahre. Ich kannte ihn nicht. Aber es hilft, wenn beide Handelspartner in der Diebesgilde sind und ihre Zeichen richtig deuten können«, sagte er bescheiden.
Ich schaute sprachlos zurück, wo sich die großen Tore wieder hinter uns schlossen. Der Gardist hatte uns nachgesehen und nickte mir freundlich zu.
»Du bist Mitglied in der Diebesgilde? Und der Mann da auch?«
»Ja. Alle Gaukler sind es, auch wenn wir nicht stehlen. Es ist ein Schutz für uns, so werden wir nicht selbst bestohlen. Abgesehen davon hält uns sowieso ein jeder für Diebe.« Er sah mich an und grinste. »Es heißt, dass die Götter den Gauklern die Gabe schenkten, unsichtbar zu stehlen und niemals mit Beute erwischt zu werden. Ich kann Euch das Geheimnis nennen, o Herr des Unglaubens.«
»Dann nenn es mir.«
»Stiehlt man nicht, kann man nicht erwischt werden! Was ist ein Gaukler ohne Hände? Keiner von uns würde stehlen, wenigstens nicht ohne triftigen Grund!«
Als ich in Gasalabad einritt, wurde ich von Eindrücken und Gerüchen fast erschlagen. Die Straßen, obwohl breiter als die von Kelar, waren so dicht gedrängt und so verstopft, dass es fast schneller gewesen wäre, unsere Pferde zu Fuß zu führen. Überall eilten Händler hin und her, boten junge Männer und Frauen Waren aus Körben an, die sie entweder an einem Joch trugen oder, im Fall der Frauen, auf dem Kopf balancierten. Oft genug sah ich Stadtwachen in ihren lackierten Lederrüstungen und mit ihren langen Stäben, die in metallenen Kugeln endeten. Sänften schwammen im Strom der Menschen mit, hier und da ritt auch ein Adliger mit gelangweiltem
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