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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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nicht ausgehungert, wie ich zuerst dachte, sondern drahtig. Er hatte sich unten aus dem Lager eine Hose gegriffen und sie mit einer Schnur um die Hüften gebunden, war also halb nackt, aber er saß da, als wäre er gekleidet wie ein Fürst. Eine stattliche Anzahl Tätowierungen schmückte seinen braungebrannten Oberkörper, weiße Stellen markierten die Körperteile, an denen er wohl Bänder oder auch Schmuck getragen hatte. Seine Hände waren feingliedrig, aber kraftvoll, und seine dunkelbraunen Augen fanden die meinen und hielten meinem Blick stand.
    »Wie ich schon sagte, ich bin Armin di Basra, Flötenspieler, Akrobat und Herzensbrecher. Wenigstens früher einmal. Heute ist mein Herz entzwei. Ich stamme aus Janas, und es ist wahr, dass dort die süßesten Datteln wachsen und die hübschesten Mädchen zu Hause sind. Aber es ist nicht die volle Wahrheit, denn ich bin mehr. Bis vor nicht allzu langer Zeit besaß ich einen Zirkus. Ihr hättet uns sehen sollen, Esseri, wie wir unsere Kunststücke vorführten, halsbrecherische Akrobatik am Hochseil, Flammenspucken, Jonglieren, Taschenspielertricks und Wahrsagerei! Wir waren berühmt bis über die Grenzen des Reiches hinaus. Seit fünfzig Jahren bestand der Zirkus, mein Vater führte ihn vor mir, und wir boten unsere Künste vor Fürsten, Kalifen und Königen feil. Das größte aller Kunststücke aber war die Dressur! Und davon war es besonders der letzte Akt: ein junges Mädchen und ihr Ritt auf einer Sandkatze!« Er sah meinen Blick und lächelte. »Ihr wisst nicht, was das ist? Eine Sandkatze ist die Königin der Wüste. Eine Katze so groß wie ein Pony, mit goldenem Fell, sechs mächtigen Pranken … ein königliches Tier in der Tat, aber es ist ihre Schläue, die sie so gefährlich macht. Nur Könige und Kalifen dürfen sie jagen, und noch nie zuvor wurde eine dieser Katzen gefangen genommen, sie starben lieber. Aber hier war sie, Helis, meine Schwester, kaum sechzehn Jahre alt, und ritt auf einem solchen Tier. Die Sandkatze ist majestätisch, Esseri, und von herzerweichender Schönheit und Perfektion. Kein anderes Tier kommt ihr gleich, noch nicht einmal der majestätische Greif.«
    Ich nickte, denn ich sah den Schimmer in seinen Augen, das Leuchten darin, als er von diesem Tier sprach.
    »Niemals zuvor gab es eine solche Dressur. Der Emir von Gasalabad begehrte dieses Wunder zu sehen und lud uns in seine Stadt ein. So geschah es auch, vor mehr als einem Jahr errichteten wir unsere Manege dort auf dem großen Markt und begeisterten für einen Mond Jung und Alt, Adel und Gemeine, Freie und Unfreie. Mit reich gefülltem Beutel brachen wir auf, um nach Janas zurückzukehren. Helis strahlte, denn wir hatten nun genug für ihre Mitgift, sodass sie bei ihrer Rückkehr angemessen heiraten konnte.«
    Ich suchte nach meiner Pfeife und war mir nicht sicher, ob ich sie ebenfalls eingesteckt hatte, doch ich fand sie und auch den Rest von meinem Tabak. Hinter Armin sah ich, wie die Mädchen mit einer kleinen Schaufel den letzten Rest von Ordun in einen Sack bugsierten. Eines der Mädchen bemerkte meinen Blick, lächelte verlegen und zog den Sack mit spitzen Fingern durch die Tür nach draußen, während die andere einen Eimer über die Stelle ausgoss und mit einer Bürste anfing heftig den Boden zu schrubben.
    Mit der Leiche des anderen Mannes wurde weniger zimperlich verfahren, sie ergriffen ihn an jeweils einem Stiefel und zogen ihn einfach hinaus auf den Hof.
    Ich holte meine Pfeife heraus, doch Armin hielt mir seine Hand entgegen. »Lasst mich dies für Euch tun.« Ich zögerte kurz und reichte ihm Pfeife und Tabak. Sorgfältig stopfte er die Pfeife und öffnete dann ein Porzellandöschen, das auf unserem Tisch stand. In dem Döschen glimmte eine Glut. Daneben lagen feine Kienspäne, einen davon entzündete er und hielt mir meine Pfeife wieder hin. Ich nahm sie und zog an ihr, während er mir sorgfältig Feuer gab. Er hatte gut gestopft. Ich nickte dankend.
    »Nun, so weit kam es nicht«, fuhr er fort. »Wir waren keine vier Tagesreisen weit weg, als uns in der Nacht eine Gruppe Räuber überfiel. Gaukler müssen zäh sein, und wir sahen es nicht ein, unser Hab und Gut diesen gottlosen Banditen zu überlassen. Wir schlugen sie zurück, aber dann fanden wir heraus, dass es eine Täuschung war. Helis war entführt worden und die Sandkatze, die Königin der Wüste, tot, ohne die Spur eines Kampfes. Mein Bruder Golmuth – er ist nur ein Jahr jünger als ich – übernahm die

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