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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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meinen Bruder zu eilte und ihn offensichtlich davon abhielt, mir deswegen auf die Pelle zu rücken. Irgendwie war das eine merkwürdig tröstende Geste.
    Kaum, dass ich gezahlt hatte, verließ ich den Laden und flüchtete nach Hause.

    Ich konnte selbst nicht glauben, dass ich mir abends freiwillig diese bekloppten Klebestreifen um meine Arme wickelte und damit die Treppe nach unten lief. Das Treffen mit Daniel hatte mich gestresst und eine Runde zu laufen, bevor ich ins Bett kroch, schien mir die passende Lösung zu sein.
    Kaum war ich in der Halle angekommen, sah ich Frederik, der an den Briefkästen stand. »Guten Abend«, sagte ich so gelassen wie möglich. Er musste ja nicht gleich wissen, dass ich mich freute, ihn zu sehen.
    Er drehte sich um und lächelte, als er die Leuchtstreifen an meinen Armen bemerkte. »Hi. Freut mich, dass du die Reflektoren trägst.«
    Unsicher sah ich zu ihnen herunter. »Wie kommt es eigentlich, dass du die bei dir herumliegen hattest?«
    »Geschenk von der Firma«, entgegnete er mit einem Achselzucken. Als er meinen neugierigen Gesichtsausdruck bemerkte, fuhr er fort: »Ich arbeite bei einer Firma, die Sportartikel vertreibt.«
    »Als was?«
    Langsam kam er auf mich zu geschlendert. »Ich beantworte deine Fragen, wenn du meine beantwortest.«  
    Meine Mundwinkel sanken nach unten. Plötzlich vibrierte die kleine Gürteltasche, die ich trug. Ich hatte mein Handy dabei, weil ich darüber beim Laufen Musik hörte und es die Distanz maß, die ich zurücklegte. Dann und wann konnte es allerdings auch vorkommen, dass ich anhielt und mir Notizen machte.  
    Gequält verzog ich das Gesicht. »Ich schwöre, dass es an dir liegt. Sonst klingelt mein Handy nie.«
    Seine hochgezogenen Augenbrauen bezeugten seinen Unglauben, während ich das Telefon aus der engen Tasche fummelte. Elena, meine Zwillingsschwester. Sie sollte doch eigentlich noch in ihren Flitterwochen sein.
    »Hi.«
    Elena verlor keine Zeit und fuhr mich an: »Klar, ein einziges Mal bin ich so weit weg und dann hast du einen Mann?« Sie rief den letzten Teil so laut, dass ich Angst hatte, Frederik könnte sie hören. Er hatte sich bereits lässig gegen die Wand gelehnt und beobachtete mich interessiert.
    »Krieg dich wieder ein«, zischte ich in den Hörer.
    »Oh mein Gott, ist er etwa bei dir? Ich dachte, Daniel lügt.« Elena war außer sich und ich fürchtete, dass sie jederzeit zu hyperventilieren beginnen könnte.  
    »Nein! Nein! Und ich will nicht darüber reden.« Dieser Kommentar bescherte mir ein trockenes Lachen von Frederik. Böse drehte ich mich um und versuchte, ihn mit einem eisigen Blick verstummen zu lassen.
    »Das war er! Du hast wirklich einen Mann an deiner Seite und mir nichts davon erzählt.« Jetzt wechselte Elena zu gekränkt und ich knirschte mit den Zähnen. »Ich will ihn kennenlernen«, verlangte sie.
    »Auf keinen Fall!«, stieß ich hervor.
    »Oh doch. Nächste Woche veranstalten Daniel und Mo ihre Einweihungsparty, bis dahin sind wir zurück. Entweder du bringst ihn mit oder ich erzähle Mama davon. Und dann hetze ich dir jeden Single-Mann auf den Hals, den ich kenne!«
    Mit einem Knurren legte ich auf und rief laut: »Scheiße. Scheiße. Scheiße!« Dazu stampfte ich mit dem Fuß auf – für einen Moment hatte ich Frederiks Anwesenheit vergessen.
    Hätte er nicht sein Lachen unterdrücken müssen, als er mich fragte, hätte ich ihm die Frage vielleicht sogar abgenommen. »Alles in Ordnung?«
    Die Lust, laufen zu gehen, war mir gründlich vergangen und ich stiefelte schwer atmend die Treppe hinauf. Ich würde meinen Bruder einfach umbringen, so sah es aus.
    »Wo gehst du hin?«
    Obwohl ich in meiner Wut fast die Treppe hoch rannte, hielt Frederik mühelos mit mir Schritt. »Ein Messer holen.«
    Er gluckste vergnügt. »Und dann?«
    »Meinen Bruder erstechen.«
    Vor meiner Wohnungstür packte er mein Handgelenk. »Jetzt warte doch! Was ist denn los?«
    Ich ließ mich mit dem Rücken gegen die Wand sinken und starrte auf den Teppich. »Ich war heute Kondome kaufen, dabei habe ich leider meinen Bruder getroffen und jetzt ist meine ganze Familie aus dem Häuschen, weil da ein Mann ist.« Müde rieb ich mir über das Gesicht. »Ich muss ich mir schleunigst etwas einfallen lassen, damit ich für eine beknackte Party nächste Woche ein beknacktes Date habe.«
    Mit einem seltsamen Lächeln beugte Frederik sich vor und stützte die Hände neben meinem Kopf ab. »Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich

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