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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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beleidigt sein sollte oder nicht.«
    Verwirrt sah ich ihn an. »Wieso?«
    »Du könntest mich doch einfach fragen, ob ich dich begleite. Machen Callboys so etwas nicht sowieso?«  
    Sein breites Grinsen ging mir gehörig auf die Nerven. »Hör auf, dich andauernd als Callboy zu bezeichnen«, stieß ich gereizt hervor und ignorierte mit einem unguten Gefühl, dass sein beknacktes, selbstgerechtes Grinsen noch breiter wurde. Was zum Henker hatte das zu bedeuten?
    Statt einer Antwort knabberte er an meiner Unterlippe. »Weißt du eigentlich, was für einen bezaubernden Hintern du in dieser Hose hast?«
    Sein Ablenkungsmanöver verunsicherte mich – es war mir aber lieber, als weiterhin über das Dilemma mit meiner Familie nachzudenken. »Nackt sieht mein Hintern noch besser aus.«
    »Ich weiß«, antwortete er schlicht und verschloss meinen Mund mit seinem. Meine Hände machten sich selbstständig und glitten über seinen Körper. Wenigstens hatte ich Kondome gekauft, das einzig Tröstende in meiner momentanen Situation.
    In Sekundenschnelle wurde ich zu Wachs in seinen Händen und wimmerte an seinen Lippen. Da löste er sich von mir und raunte: »Frag mich.«
    Ich wusste sofort, dass er auf das Date anspielte und schluckte schwer. »Das geht nicht. Dann bekommt das hier zu viel Bedeutung.«
    Seine Augenbrauen wanderten nach oben. »Ist das so?«
    Atemlos nickte ich, streichelte seine Brust. Meine Augen hingen an seiner vollen Unterlippe, ich wollte ihn viel lieber küssen statt weiter zu reden. »Ja. Es wird alles kompliziert und dann-« Ich brach ab und versuchte, den dumpfen Schmerz in meiner Brust zu ignorieren.
    »Quatsch. Du brauchst ein Date und ich bin frei verfügbar. Bei Gelegenheit kannst du dich revanchieren, wenn ich mal eine Begleitung brauche.«
    Traurig schüttelte ich den Kopf und schob ihn von mir weg. »Nein.« Dann schlüpfte ich blitzschnell in meine Wohnung und verriegelte die Tür hinter mir.
    Doch ich fand keine Ruhe. Zuerst zog ich mich um, um meine Nerven zu beruhigen, dann lief ich nervöse Kreise im Wohnzimmer. Frederik war nett, aber ich konnte und wollte meiner Familie keinen Mann vorstellen. Beziehungen brachten nichts als Ärger und Schmerz.
    Entschlossen setzte ich mich an den Schreibtisch und zog die unterste Schublade meines Rollcontainers auf. Der Bilderrahmen lag mit der Rückseite nach oben. Obwohl meine Finger leicht zitterten, nahm ich den Rahmen heraus und drehte ihn um. Sofort lag ein bitterer Geschmack auf meiner Zunge, der mich eindringlich daran erinnerte, warum ich keine Beziehung wollte. Bevor ich wusste, was geschah, tropfte eine Träne auf das Glas. Sentimentalität war nun wirklich nicht mein Ding. Schnell wischte ich sie weg und ließ das Foto wieder in der Schublade verschwinden.  
    Ich brauchte keinen Mann und meiner Familie würde ich das schon klarmachen.

    Ganze zwei Tage hielt ich meinen Vorsatz durch. Leider behinderte mich mein kleiner, innerer Konflikt beim Schreiben und nachdem ich in dieser Zeit insgesamt dreiundsechzig Wörter zu Papier gebracht hatte, war dieser Zustand nicht mehr annehmbar.  
    Außerdem konnte selbst ich nicht noch mehr Frustkäufe im Internet vor mir selbst rechtfertigen.
    Krampfhaft versuchte ich, mir einzureden, dass mir die Meinung meiner Schwester egal war und Frederik mir sowieso nur einen Gefallen tun wollte. Auf keinen Fall wollte er außerhalb des Bettes etwas mit mir zu tun haben.
    Aber vielleicht sollte ich sichergehen und ihn fragen, bevor ich nie wieder ein anständiges Buch schreiben konnte, weil seine verdammten Augen mich verfolgten. Mit einem schweren Seufzen erhob ich mich aus dem Schreibtischstuhl und starrte die Wohnungstür finster an. Jetzt würde ich doch nachgeben und mit ihm reden. Wohl war mir bei dem Gedanken, ihn mit zu meiner Familie zu nehmen, allerdings überhaupt nicht. Davor mussten wir erst ganz klare Richtlinien abstecken. Obwohl ich schon ahnte, dass auch Regeln nichts bringen würden, versuchte ich mir einzureden, dass es mir dann besser gehen würde.
    Ich zog die Tür auf und starrte erschrocken in Frederiks verblüfftes Gesicht, er hatte klopfen wollen; seine Hand schwebte noch in der Luft.  
    Vor einer Sekunde war ich noch aufgewühlt gewesen, jetzt stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. »Hallo. Ich wollte gerade zu dir.«
    Frederik lehnte sich mit einer Hand gegen den Türrahmen. »Was für ein Zufall. Ich wollte gerade zu dir.« Dann kam er herein und blieb unschlüssig stehen.  
    Ich

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