Die zweite Nacht
fühlen.«
»Andere Männer wären schon schreiend weggerannt, sobald sie dich in dieser umwerfenden Jogginghose gesehen hätten, die du dein Eigen nennst«, bemerkte er gelassen und ich stöhnte gequält auf.
»Okay, dann sag mir, was ich tun soll«, forderte ich von ihm und konnte nicht glauben, dass es schon so weit mit mir gekommen war.
Frederik schwieg einen Moment und sah nach unten zu Schröder, der seinen Blick gelangweilt erwiderte. »Wie lange kennen wir uns jetzt?«
Ich dachte kurz nach und kaute dabei auf meiner Unterlippe herum. Elenas Hochzeit! An dem Tag hatten wir uns zum ersten Mal gesehen und waren im Bett gelandet, aber wann war das gewesen? Gut, dass Elena gerade nicht hier war – sie wäre ausgeflippt, wenn sie mitbekommen hätte, dass ich das Datum bereits wieder vergessen hatte.
So sehr ich auch grübelte, ich kam einfach nicht darauf. »Ich weiß es nicht«, entgegnete ich verlegen.
»Drei Monate und elf Tage«, lautete die sehr präzise Antwort von Frederik, die mich für einen Moment sprachlos machte. Mir erschien der Zeitraum sehr viel länger als nur läppische drei Monate.
»Das hast du aber genau im Kopf«, brummte ich und versuchte so, meine Verlegenheit zu überspielen.
»In diesen drei Monaten und elf Tagen haben wir genau zwei Nächte miteinander verbracht. Wobei ich finde, dass die erste nicht wirklich zählt, weil du mich immerhin am frühen Morgen rausgeworfen hast.«
Ich errötete und wich seinem Blick aus.
»Also lass es mich so ausdrücken: Von 102 Tagen weniger als zwei Nächte miteinander verbracht sind nicht einmal zwei Prozent. Du findest mich sicherlich altmodisch, aber für eine Ehe finde ich das etwas dürftig.«
»Wie viele Nächte hältst du denn für angemessen?«, erkundigte ich mich interessiert.
Und schon wieder bekam ich von einem männlichen Wesen einen vorwurfsvollen Blick zugeworfen und schon wieder stellte ich fest, dass Schröder Frederik ähnelte. Wie war das möglich?
»Im Idealfall wohl 100 Prozent. Aber bei dir würde ich mich wahrscheinlich auch mit weniger zufriedengeben, wenn ich dafür mal durchschlafen dürfte.«
Ich stand auf und sofort beäugte Schröder mich misstrauisch. Sein Herrchen guckte nicht unbedingt anders. »Wohin willst du?«
»Mein Kissen holen, sonst kann ich nicht vernünftig schlafen. Außerdem hat diese ganze Prozentrechnung mich müde gemacht.«
Am nächsten Morgen kitzelte ein Sonnenstrahl mich an der Nase und ich machte mir sofort ernsthafte Sorgen um den Zustand meiner geistigen Gesundheit. War ich im Laufe der letzten Nacht zu einem emotionalen Wrack verkommen?
Vorsichtig öffnete ich ein Auge und stellte erleichtert fest, dass es sich bei dem Sonnenstrahl um Schröders Zunge handelte, die offenbar meine Nasenspitze lieb gewonnen hatte. Keine Ahnung, was ich getan hatte, doch kaum hatte ich beide Augen geöffnet, sprang Schröder mit einem schrillen Kreischen vom Bett. Ich zuckte zusammen und mit einem Ruck richtete Frederik sich auf.
Er sah einfach zu bezaubernd aus, wie er so verwirrt in die Welt blinzelte. »Um Himmels Willen! Was war das?«, keuchte er und seine Stimme klang vom Schlafen noch so rau, dass ich mich am liebsten auf ihn geworfen hatte.
Belustigt fragte ich: »Müsstest du das nicht am besten wissen?«
Sein Gesicht erinnerte mich prompt daran, dass er kein Morgenmensch war. »Woher bitte soll ich das wissen?«
»Na, das war immerhin dein Kater«, stellte ich klar.
Frederik zog eine Grimasse. »Sehr witzig. Jetzt sag schon, was war das?«
»Schröder! Ehrlich! Er saß gerade hier auf dem Bettrand und hat an meiner Nase geleckt. Als ich aufgewacht bin, hat er sich erschreckt oder so.« Ich sah mich um, aber natürlich fehlte von dem Vieh jede Spur.
»Ich habe noch nie gehört, dass Schröder so klingt. Außerdem weiß er, dass er nicht ins Schlafzimmer darf.« Langsam und mit einem sehr dramatischen Schnaufen ließ Frederik seinen Oberkörper wieder auf die Matratze sinken.
»Du wusstest ja auch, dass ich nur Sex will. Klär mich auf, hat dich das irgendwie abgehalten?«, entgegnete ich sarkastisch.
Sehr mit sich zufrieden schmunzelte der Mann mit geschlossenen Augen und klopfte sich schließlich auf die Brust. »Wenn du magst, darfst du dich hierhin legen.«
Stur schüttelte ich den Kopf und beäugte den mir angebotenen Platz. Eigentlich sah er von hier nicht schlecht aus und mein Kopfschütteln hatte Frederik nicht gesehen, weil er schon fast wieder schlief.
Die Verhandlung
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