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Die zweite Stufe der Einsamkeit

Die zweite Stufe der Einsamkeit

Titel: Die zweite Stufe der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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hatte. „Drogen“, sagte ich nachdenklich. „Die Greeshka müssen eine organische Droge produzieren; etwas, das Freude stimuliert. Die Shkeen verfallen ihr willig und sterben glücklich. Das Glück ist real, glauben Sie mir. Wir haben es gefühlt.“
    Lyanna schien jedoch skeptisch, und Gourlay schüttelte heftig den Kopf. „Nein, Robb. Das ist es nicht. Wir haben mit den Greeshka experimentiert und …“
    Er mußte meine hochgezogenen Augenbrauen bemerkt haben. Erhielt inne.
    „Was haben denn die Shkeen dazu gesagt?“ fragte ich.
    „Wir haben es ihnen nicht erzählt. Es hätte ihnen nicht gefallen, überhaupt nicht. Der Greeshka ist nur ein Tier, aber für sie ist er ein Gott. Und die Götter anderer Leute läßt man besser in Ruhe, nicht wahr? Das haben wir eine lange Zeit auch so gehandhabt, aber als Gustaffson übertrat, wollte es der alte Stuart genau wissen. Es waren seine Befehle. Aber es hat uns nicht weitergebracht. Keine Substanzen, die einer Droge gleichgekommen wären, keine Sekrete, nichts. In Wirklichkeit sind die Shkeen nur die einzige einheimische Rasse, die sich so einfach unterwirft. Sehen Sie, wir haben einen Winsler gefangen, ihn festgeschnallt und ihm einen Greenshka angesetzt. Ein paar Stunden später haben wir ihn losgemacht. Der verdammte Winsler hat verrücktgespielt: gekreischt, geheult und das Ding auf seinem Kopf angegriffen. Er hat sich fast den eigenen Schädel in Fetzen gerissen, bis er es herunter hatte.“
    „Vielleicht sind nur die Shkeen dafür empfänglich?“ sagte ich. Ein armseliger Rettungsversuch.
    „Nicht nur“, sagte Valcarenghi mit einem schmalen, dünnen Lächeln. „Da sind auch noch wir.“
     
    Lya war im Röhrenlift eigenartig still, fast in sich gekehrt. Ich nahm an, daß sie über die Unterhaltung nachdachte. Aber die Tür unseres Apartments war kaum hinter uns zugeglitten, als sie sich mir zuwandte und mich fest umarmte.
    Ich hob eine Hand und streichelte sanft über ihr braunes Haar, ziemlich verdutzt über diese unerwartete Umarmung. „Hey“, murmelte ich, „was ist passiert?“
    Sie schenkte mir ihren Vampirblick, großäugig und schutzbedürftig. „Liebe mich, Robb“, sagte sie mit einem sanften, plötzlichen Drängen. „Bitte. Schlaf mit mir – jetzt gleich.“
    Ich lächelte, aber es war ein verwirrtes Lächeln, nicht mein übliches lüsternes Schlafzimmergrinsen. Lya gibt sich normalerweise verführerisch und verrucht, wenn sie erregt ist, aber jetzt war sie ganz bedrückt und verwundbar. Ich blickte nicht durch.
    Aber jetzt war nicht die richtige Zeit für irgendwelche Fragen, und ich stellte auch keine.
    Und wir liebten einander, wir liebten einander wirklich, mehr als es die armen Normalen je können. Wir vereinten unsere Körper, wurden eins, und, ich spürte, wie sich Lya verkrampfte, als ihr Geist heraustastete, mich suchte. Und wir bewegten uns zusammen, und ich öffnete mich ihr, tauchte ein in die Flut aus Liebe und Begehren und Angst, die mir aus ihrem Geist heraus entgegenströmte.
    Dann war es vorbei; es endete so schnell, wie es begonnen hatte. Ihre Lust brodelte in einer wilden roten Welle über mich hinweg. Und ich wurde hinterhergerissen, ritt auf einem Wellenkamm, und beide kamen wir zum Orgasmus, und Lya klammerte sich an mir fest, ihre Augen schmale Schlitze, als sie alles in sich hineintrank.
    Danach lagen wir in der Dunkelheit und ließen den Lichtschimmer der Sterne von Shkea durch das Fenster hereinfluten. Lya kuschelte sich an mich, den Kopf an meiner Brust, während ich sie streichelte.
    „Das war schön“, sagte ich erschöpft und verträumt, und lächelte in die sternenerfüllte Dunkelheit.
    „Ja“, antwortete sie. Ihre Stimme war weich und leise, so leise, daß ich sie kaum hörte. „Ich liebe dich, Robb“, flüsterte sie.
    „Mhmmm“, machte ich. „Und ich liebe dich.“
    Sie schob meinen Arm weg und rollte sich herum, stützte den Kopf in eine Hand, sah mich an und lächelte. „Das tust du“, sagte sie, „Ich hab’s gelesen. Ich weiß es. Und du weißt auch, wie sehr ich dich liebe, nicht wahr?“
    Ich nickte, lächelte.
    „Natürlich.“
    „Wir haben es gut, weißt du. Die Normalen haben nur Worte. Arme kleine Normale. Sie sind immer voneinander getrennt, versuchen sich zu erreichen, aber das können sie nicht. Selbst wenn sie miteinander schlafen, selbst wenn sie kommen – sie sind immer für sich allein. Sie müssen sehr einsam sein.“
    Irgend etwas daran war … beunruhigend. Ich sah Lya an,

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