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Die zweite Stufe der Einsamkeit

Die zweite Stufe der Einsamkeit

Titel: Die zweite Stufe der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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daß du mit der Seite anstatt der Spitze getroffen wirst. Aber es war sehr gut gemacht. Mein Kompliment, Ed. Das war gutes Leichenführen. Wie auch der Rest. Es ist nicht leicht, eine Fünfer-Mannschaft zu koordinieren, fünf Leichen, die verschiedene Dinge zu tun haben. Sehr schön, Ed. Ich habe dich unterschätzt. Hätte nie gedacht, daß du ein so guter Führer bist.“
    Cochran starrte ihn vom Boden der Barkasse herauf an, sein Grinsen war verschwunden. Dann löste sich sein Blick von ihm, zuckte zwischen den Wänden hin und her, die sich um sie herum drängten.
    Kabaraijian winkte wieder mit dem Schraubenschlüssel, die Handfläche war dort, wo er ihn umfaßt hielt, verschwitzt. Die andere Hand berührte kurz die Schulter. Die Blutung hatte aufgehört. Er setzte sich langsam und ließ seine Hand auf dem Motor ruhen.
    „Willst du mich nicht fragen, warum ich es weiß, Ed?“ sagte Kabaraijian. Cochran, finster, sagte nichts. „Ich werde es dir trotzdem sagen“, fuhr Kabaraijian fort. „Ich habe dich gesehen. Ich habe dich durch die Augen meiner Leiche gesehen, und ich habe dich hier im Boot kauern sehen; ich habe gesehen, wie du hier auf dem Boden lagst und über den Rand spähtest, wie du versucht hast, mich auszumachen. Du hast überhaupt nicht tot ausgesehen – nur verdammt schuldig. Und plötzlich habe ich begriffen. Du warst der einzige mit einer freien Sicht auf das ganze Zeug am Strand. Du warst der einzige in der Höhle.“
    Er hielt unbeholfen inne. Seine Stimme wurde ein bißchen brüchig und weich. „Nur warum? Warum, Ed?“
    Cochran sah wieder zu ihm auf. Er zuckte mit den Schultern. „Geld“, sagte er. „Nur Geld, Matt. Was sonst?“ Er lächelte, nicht sein übliches Grinsen, sondern ein angespanntes, festes Lächeln. „Ich mag dich, Matt.“
    „Du hast eine komische Art, das zu zeigen“, sagte Kabaraijian zu ihm. „Wessen Geld?“
    „Das von Bartling“, sagte Cochran. „Ich brauche wirklich Geld, dringend. Meine Schätzwerte waren niedrig, ich habe nichts gespart. Wenn ich Grotto verlassen muß, heißt das, ich muß meine ganze Mannschaft verkaufen, nur um die Passage bezahlen zu können. Dann wäre ich wieder ein Mietführer. Das wollte ich nicht. Ich habe schnelles Geld gebraucht.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich wollte versuchen, ein paar Wirbelsteine zu schmuggeln, aber die Idee hast du mir ziemlich madig gemacht. Und gestern abend hatte ich eine andere Idee. Ich hab’ nicht daran geglaubt, daß dieser Unsinn funktionieren würde – von wegen uns zu organisieren und Bartling zu überbieten, aber ich konnte mir vorstellen, daß er interessiert wäre. Deshalb habe ich ihn besucht, nachdem ich die Schänke verlassen habe. Dachte, er würde vielleicht ein wenig für die Information bezahlen und vielleicht sogar eine Ausnahme machen – und mich bleiben lassen.“
    Er schüttelte mürrisch den Kopf. Kabaraijian blieb stumm. Schließlich fuhr Cochran fort. „Ich bekam ihn zu sehen – ihn und drei Leibwächter. Als ich es ihm erzählt hatte, wurde er hysterisch. Du hast ihn schon erniedrigt, und jetzt dachte er wohl, du hättest etwas vor. Er … er hat mir ein Angebot gemacht. Eine Menge Geld, Matt. Eine Menge Geld.“
    „Ich freue mich, daß ich nicht billig war.“
    Cochran lächelte. „Nah“, sagte er. „Bartling wollte dich wirklich packen, und ich hab’ ihn bezahlen lassen. Er gab mir den Überlagerungs-Kasten. Wollte ihn nicht selbst anfassen. Er sagte, er habe ihn für den Fall anfertigen lassen, daß ihn die ‚Matschköpfe’ mit ihren ‚Zombies’ angreifen.“ Cochran griff in die Jackentasche und holte eine kleine, flache Patrone heraus. Sie sah wie ein Zwilling des Reglers an seinem Gürtel aus. Er warf sie leicht durch die Luft, Kabaraijian zu.
    Aber Kabaraijian machte sich nicht die Mühe, sie aufzufangen. Der Kasten segelte an seiner Schulter vorbei und schlug mit einem Platschen ins Wasser.
    „He“, sagte Cochran. „Die hättest du kriegen müssen. Deine Leichen reagieren nicht, bis du sie abschaltest.“
    „Meine Schulter ist steif“, entfuhr es Kabaraijian. Er unterbrach sich abrupt.
    Cochran stand auf. Er sah Kabaraijian an, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. „Ja“, sagte er. Seine Fäuste ballten sich. „Ja.“ Er war einen ganzen Kopf größer als Kabaraijian, und viel schwerer. Und plötzlich schien er das Ausmaß der Verletzungen des anderen zu bemerken.
    Der Schraubenschlüssel schien in Kabaraijians Hand immer schwerer zu

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