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Die zweite Stufe der Einsamkeit

Die zweite Stufe der Einsamkeit

Titel: Die zweite Stufe der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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völlig routinemäßige Operation – und eine verdammte automatische Auffangstellung irgendwo hatte eine leichte Atombombe zu ihm hinaufgeschleudert.
    Es war ein Beinahe-Treffer gewesen, aber die Schockwellen hatten seine Flankenraketen zerstört und ihn aus dem Himmel geschmettert, und ihn in diesem gottverlassenen kleinen Graben im Osten der Stadt niedergehen lassen. Seine leichte Plastoid-Kampfrüstung hatte ihn vor dem Aufprall geschützt, aber sein Helm hatte einen ziemlichen Schlag abbekommen.
    Kagen hockte sich hin und hob den eingebeulten Helm auf; er untersuchte ihn. Sein Fernbereichs-Kom und seine gesamte Sensor-Ausrüstung waren ausgefallen. Da seine Raketen ebenfalls weg waren, war er verkrüppelt, taub, stumm und halb blind.
    Er fluchte.
    Das Flackern einer Bewegung am Rand des nicht sonderlich tiefen Grabens zog seine Aufmerksamkeit an. Fünf Eingeborene kamen plötzlich in Sicht; jeder von ihnen trug eine Stecher-Maschinenpistole. Sie hielten sie schußbereit auf Kagen gerichtet. Sie waren in eine Reihe ausgeschwärmt, um ihn von rechts und von links in Schach zu halten. Einer machte Anstalten, etwas zu sagen.
    Er kam nie mehr dazu. Noch vor einem Augenblick hatte Kagens Kreischgewehr auf den Steinen zu seinen Füßen gelegen. Jetzt war es ganz plötzlich in seiner Hand.
    Fünf Männer zögern, wo das ein einzelner nicht tut. Während des kurz aufflackernden Augenblicks, in dem sich die Finger der Eingeborenen um die Abzüge zusammenzuziehen begannen, hielt Kagen nicht inne, zögerte Kagen nicht, überlegte Kagen nicht.
    Kagen tötete.
    Das Kreischgewehr stieß ein lautes, ohrenbetäubendes Kreischen aus. Der feindliche Truppführer erschauerte, als der unsichtbare Strahl aus Hochfrequenzton in seinen Leib schlug. Dann verflüssigte sich sein Fleisch. Mittlerweile hatte Kagens Gewehr zwei weitere Ziele gefunden.
    Die Maschinenpistolen der beiden noch lebenden Eingeborenen begannen endlich loszurattern. Ein Geschoßregen hüllte Kagen ein, er wirbelte nach rechts, und er knurrte unter der Wucht, mit der die Geschosse von seiner Kampfrüstung abprallten. Sein Kreischgewehr hob sich – und ein Zufallstreffer ließ es aus seiner Hand wirbeln.
    Kagen zögerte nicht, und er wartete nicht, als ihm das Gewehr aus der Faust gerissen wurde. Er setzte mit einem Sprung zum Rand des flachen Grabens hinauf, direkt auf einen der Soldaten zu.
    Der Mann schwankte kurz und brachte seine Maschinenpistole hoch. Dieser Augenblick war alles, was Kagen brauchte. Mit dem ganzen Schwung seines Sprunges schmetterte seine rechte Hand den Gewehrkolben ins Gesicht des Feindes und seine linke, mit fünfzehnhundert Pfund Kraft versehen, rammte direkt unter dem Brustbein in den Körper des Eingeborenen.
    Kagen packte die Leiche, stemmte sie hoch und schleuderte sie auf den zweiten Eingeborenen zu, der kurz aufgehört hatte zu feuern, als sein Kamerad zwischen ihn und Kagen gekommen war. Jetzt jagten seine Geschosse in den durch die Luft wirbelnden Körper. Er machte einen raschen Schritt zurück, die Pistole im Anschlag; er feuerte.
    Und dann war Kagen über ihm. Kagen wurde von einem sengenden Schmerzensblitz durchlodert, als ein Geschoß seine Schläfe streifte. Er ignorierte ihn, hämmerte seine Handkante in die Kehle des Eingeborenen. Der Mann fiel um, lag still.
    Kagen drehte sich, reagierte noch immer, suchte nach dem nächsten Gegner.
    Er war allein.
    Kagen bückte sich und wischte sich mit einem Fetzen von der Uniform des Eingeborenen das Blut von seiner Hand. Er runzelte angewidert die Stirn. Es wird ein langer Weg zum Lager, dachte er; er warf den blutdurchtränkten Lappen lässig zu Boden.
    Heute war bestimmt nicht sein Glückstag.
    Er knurrte wütend, kletterte dann wieder in den Graben hinunter, um sich sein Kreischgewehr und seinen Helm für die Wanderschaft zu holen.
    Am Horizont brannte noch immer die Stadt.
     
    Ragellis Stimme war laut und fröhlich und kam prasselnd aus dem in Kagens Faust liegenden Nahbereichs-Kommunikator.
    „Sie sind es also, Kagen“, sagte er lachend. „Sie haben sich gerade rechtzeitig gemeldet. Meine Sensoren hatten etwas registriert. Ein wenig näher, und ich hätte sie niedergekreischt.“
    „Mein Helm ist kaputt, und die Sensoren sind ausgefallen“, erwiderte Kagen. „Verdammt schwer, Entfernungen zu schätzen. Der Fernbereich-Kom ist auch kaputt.“
    „Die hohen Herren Offiziere haben sich schon gefragt, was mit Ihnen passiert ist“, warf Ragelli ein. „Brachte sie ein wenig

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