Die zweite Stufe der Einsamkeit
ins Schwitzen. Aber ich hab’ mir schon gedacht, daß Sie früher oder später wieder auftauchen.“
„Stimmt“, sagte Kagen. „Einer dieser Schlammwürmer hat mir die Hölle aus meinen Raketen gefetzt, und ich hab’ eine Weile gebraucht, um zurückzukommen. Aber jetzt komme ich rein.“
Er kam langsam aus dem Krater heraus, in den er sich geduckt hatte, wodurch er dem Wachtposten in der Ferne in Sicht gekommen war. Er machte es langsam und geschmeidig.
Ragelli, eine Silhouette gegen die Vorpostenschranke, hob einen schweren, silbergrauen Arm zur Begrüßung. Er war von Kopf bis Fuß in einen schweren Panzer-Kampfanzug aus Duralumin gehüllt, der Kagens Plastoidrüstung wie Zellstoffpapier aussehen ließ, und saß im Auslöse-Sessel einer drehbaren Kreischgewehrbatterie.
Eine Blase von Abwehrschirmen hüllte ihn ein, verwandelte seine massige Gestalt in einen undeutlichen Schemen.
Kagen winkte zurück und brachte die Entfernung zwischen sich und Ragelli mit langen, federnden Schritten hinter sich. Er blieb direkt vor der Schranke, am Fuß von Ragellis Geschütz-Stellung, stehen.
„Sie sehen verdammt böse zugerichtet aus“, sagte Ragelli, als er ihn mit Hilfe seiner sensorischen Geräte hinter einem Visier hervor taxierte.
„Diese leichte Rüstung garantiert Ihnen doch für keine fünf Cents Schutz. Jeder Bauernjunge mit einer Erbsenpistole könnte Ihnen eins verpassen.“
Kagen lachte. „Wenigstens kann ich mich bewegen. Man mag mit diesem Affenanzug aus Duralumin vielleicht in der Lage sein, einem Sturmtrupp zu widerstehen, aber ich würde Sie gern einmal in der Offensive sehen, Kumpel. Und Abwehr gewinnt keine Kriege.“
„Ihr Einsatz vielleicht?“ sagte Ragelli. „Dieser Wachtdienst ist höllisch langweilig.“ Er kippte einen Schalter auf seiner Kontrolltafel, und ein Schrankenabschnitt blinkte aus. Kagen war augenblicklich durch. Eine Bruchteilsekunde später war die Schranke wieder aktiviert.
Kagen schritt schnell zu seiner Truppenkaserne hinüber. Die Tür glitt automatisch auf, als er sich ihr näherte, und dankbar trat er hinein. Es war ein gutes Gefühl, wieder zu Hause zu sein und wieder normales Gewicht zu haben. Diese Leichtschwerkraft-Schlammlöcher sorgten regelmäßig dafür, daß er sich nach einer Weile unwohl fühlte. Die Kaserne wurde künstlich auf für Wellington normale Schwerkraft gehalten, doppeltem Erdnormal. Es war teuer, aber die Offiziere betonten immer wieder, daß für das Wohlbefinden unserer Kämpfer nichts zu gut sei.
Kagen zog seine Rüstung im Truppenbereitschaftsraum aus und warf sie in den Ersatzcontainer. Er begab sich auf direktem Weg in seine Kabine und streckte sich auf dem Bett aus.
Er langte zu dem einfachen Metalltisch neben seinem Bett hinüber, riß eine Schublade auf und nahm eine dicke, grünliche Kapsel heraus. Hastig schluckte er sie und legte sich zurück, um sich zu entspannen; die Kapsel ergriff von seinem Körper Besitz. Die Vorschriften verboten es, Synthastim zwischen den Mahlzeiten einzunehmen, das wußte er, aber wer achtete schon auf die Einhaltung der Vorschriften? Wie die meisten Panzersoldaten nahm Kagen es fast ständig, um seine Schnelligkeit und Ausdauer auf dem höchstmöglichen Standard zu erhalten.
Ein paar Minuten später döste er gemütlich vor sich hin; der an der Wand über seinem Bett angebrachte Kom-Kasten erwachte zu plötzlichem Leben.
„Kagen.“
Kagen setzte sich augenblicklich auf, hellwach.
„Bestätigt“, sagte er.
„Sofort bei Major Grady melden.“
Kagen grinste breit. Sein Gesuch wurde schnell bearbeitet, dachte er. Und von einem hohen Offizier, keinem rangniederen. Nachdem er sich rasch locker sitzende braune Arbeitskleidung angezogen hatte, machte er sich quer durch die Basis auf den Weg.
Das Quartier des hohen Offiziers lag im Zentrum des Vorpostens. Es war ein hellerleuchtetes dreistöckiges Gebäude, oben von Abwehrschirmen gedeckt und von Wächtern in leichter Kampfrüstung umstellt. Einer der Wächter erkannte Kagen, und er wurde anordnungsgemäß eingelassen.
Unmittelbar hinter der Türschwelle stoppte er, als ihn eine Reihe von Sensoren nach Waffen absuchte. Einfachen Soldaten war es natürlich nicht erlaubt, in Gegenwart hoher Offiziere Waffen zu tragen. Hätte er ein Kreischgewehr bei sich getragen, wären im ganzen Gebäude die Alarmsirenen losgegangen, und die in den Wänden und der Decke versteckten Fesselstrahlen hätten ihn zur völligen Bewegungslosigkeit erstarren lassen.
Aber
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