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Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Titel: Die zweite Tochter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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darüber nach.«
    »Das glaubst du wirklich?«
    »Was ich glaube, spielt keine Rolle. Du sollst da rüber nachdenken.« Sam fuhr mit den Fingern über seine schmalen Lippen. »Vielleicht ist Abby genau das Kind, das du jetzt brauchst. Ein Kind, um das man sich ständig Sorgen machen und dem man noch vieles beibringen muss. Megan ist so gut wie selbstständig. Abby könnte sie ersetzen, wenn sie in alle Ewigkeit eine Art Baby bleibt.«
    Jill wollte ihm widersprechen, schwieg dann aber. Sie wusste, dass Sam unrecht hatte, aber er hatte sich eine Theorie zurechtgelegt, die sie ihm heute Abend nicht mehr widerlegen konnte.
    »So oder so, ich liebe dich. Gute Nacht.« Sam beugte sich zu ihr hinunter, legte die Hände auf die Armlehnen und gab ihr einen Kuss auf die Lippen. Er sah sie nicht an, als er sich von ihr abwandte, wirkte er bekümmert. »Ich lasse noch den Hund raus.«
    »Nein, das mache ich schon. Du hast für heute genug getan.«
    »Danke.« Sam schenkte ihr ein kurzes Lächeln. Er war müde, als er das Zimmer verließ.
    »Ich liebe dich!«, rief sie ihm nach und hörte auf das Geräusch seiner Schritte, die sich entfernten. Sie mochte die Kühle in seinem Blick nicht. Sein Verhalten war neu für sie. Jill spürte einen Riss. Trieben sie jetzt wie zwei Eisschollen auf dem weiten gefrorenen Meer auseinander?
    Jill, ich liebe dich. Du bist meine Mom.
    Sie stand auf und ging in die Küche.

18
    Jill wurde das Gefühl nicht los, dass Abby etwas passiert sein könnte. Sie legte eine Kapsel in die Kaffeemaschine und stellte einen Becher darunter. Dass Abby Alkohol trank, beunruhigte sie. Vielleicht lag sie in dem Moment bewusstlos in einem Club oder in einer Gasse?
    Sie griff zum Handy und checkte ihre Nachrichten. Abby hatte sich nicht gemeldet. Jill rief sie erneut an und hinterließ die gleiche Nachricht. Anschließend wählte sie spontan die Nummer der Notaufnahme der Universitätsklinik in Philadelphia und fragte nach, aber eine Abby Skyler oder ein Mädchen ihres Alters und Aussehens war nicht eingeliefert worden. Inzwischen war der Kaffee fertig. Jill nahm einen heißen Schluck und telefonierte die anderen Krankenhäuser in der Nähe durch, ohne Ergebnis.
    Da sie im Augenblick nicht mehr tun konnte, befahl sie sich, sich in Geduld zu üben. Sie starrte auf den Bildschirm ihres Laptops und dachte über Sams Worte nach. Sie hatten sie tief getroffen. Vernachlässigte sie Megan tatsächlich? Katie hatte fast das Gleiche behauptet. Aber es durfte kein Kind benachteiligt werden, und der mütterliche Balanceakt war ihr in früheren Zeiten doch sogar mit dreien gelungen.
    Sie suchte in einem Online-Buchladen nach Lincolns Geist und orderte das Buch für Megan per Express, damit es ja noch rechtzeitig eintraf. Als ihr Blick auf die Liste ihrer Versandadressen fiel, kam ihr eine Idee.
    Die Liste enthielt die Namen und Adressen aller Menschen, die ihr nahestanden. Auch alte Adressen befanden sich darunter, denn Jill hatte weder die Anschrift ihrer Mutter noch Sams ehemalige Adresse in Philadelphia gelöscht. Vielleicht hatte William ja auch so eine Liste? Er hatte oft online Geschenke bestellt, mit denen er dann Ärzte, Krankenschwestern und Sekretärinnen bestach. Jill erinnerte sich sogar an seine Passwörter, aber die waren gar nicht notwendig – sie hatte ja Williams Computer, den sie sofort wieder einschaltete.
    Willkommen, William!, erschien auf der Website des Online-Kaufhauses, zusammen mit dem Angebot neuer Bücher und Artikel. Sie ging zu Mein Konto. Als Zahlungsadresse war die Acorn Street in Philadelphia angegeben. Als sie auf Adressen verwalten klickte, baute sich eine ellenlange Liste auf.
    Jill rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. William hatte zwar alle Daten auf seinem Laptop gelöscht, doch die Informationen, die online über ihn gespeichert waren, hatte er vergessen. Es gab viele Adressen von Arztpraxen und Frauen, die alle in und um Philadelphia wohnten, wahrscheinlich seine Geliebten. Dann entdeckte sie auch die Adresse, die sie gehofft hatte zu finden: Neil Straub, West 11 th Street in Manhattan, New York.
    Jill rief die Auskunft in New York an, aber die automatische Ansage kannte Neils Telefonnummer nicht. Also ließ sie sich mit einer Mitarbeiterin verbinden, die ihr nach Rücksprache mit ihrem Vorgesetzten mitteilte, die Nummer leider nicht weitergeben zu dürfen.
    Dass die Geschäfte von William und Neil nicht die saubersten gewesen waren, daran hatte Jill allmählich keine Zweifel mehr.

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