Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)
ehemalige Stiefschwester machte.
Jill nahm ihr Handy aus der Handtasche. Zum Glück hatte es nicht in der Gesäßtasche gesteckt, als sie ins Wasser gesprungen war. Sie überprüfte die eingegangenen Telefonate. Kein Anruf von Abby.
Zum Glück hast du noch die gleiche Telefonnummer.
Sie scrollte zu Abbys letztem Anruf hinunter und speicherte die Nummer in ihrem Telefonbuch ab. Jetzt musste sie sich nur noch melden.
27
Als Jill Megans Sporttasche im Hausflur abstellte, kam Beef schwanzwedelnd auf sie zugelaufen. Seine Nase war in Aufruhr, gab es doch einige neue Gerüche zu erschnuppern. »Hallo, altes Haus«, begrüßte Jill ihn und warf die Schlüssel in eine Schale.
»Hey, Kumpel«, Megan kratzte ihn hinter den Ohren. »Stell dir vor, wir haben verloren.«
Jill sah zu ihr hinüber. »Mach dir nichts draus.«
»Richtig.« Sam schloss die Tür hinter sich, sodass der Lärm eines Rasenmähers aus der Nachbarschaft erträglicher wurde. »Hunden ist es egal, ob du gewinnst oder verlierst. Dazu sind sie zu schlau. Sie lieben dich ohne jeden Vorbehalt.«
»Und ich liebe Beef auch.« Megan küsste ihn auf die Schnauze.
»Na, Beefsteak, wie wär’s mit ein bisschen Bewegung?« Sam pfiff nach ihm und ging zur Hintertür, der Hund trottete ihm hinterher, seine Krallen klackten auf dem Parkett.
»Ist außer mir noch jemand hungrig?«, fragte Jill. Regelmäßige Mahlzeiten waren nicht gerade ihre Stärke.
»Ich.« Megan lächelte. Sie schien wieder die Alte zu sein, ihre Augen strahlten, ihr nasses Haar war zu einem schnellen Zopf gebunden. Sie trug ein graues Kapuzenshirt und Jeans. Der Arzt in der Notaufnahme hatte Jills Diagnose bestätigt: Panikattacke. Megan hatte an den Notarzt keine einzige Frage gestellt, war wortlos über seinen Befund hinweggegangen. Jill fragte sich, ob vielleicht nicht das ein Teil ihres Problems war.
»Ich gehe nach oben mich umziehen.«
»Okay, ich trinke was.«
Im Schlafzimmer zog Jill die klamme Bluse und die Jeans aus. Sie wollte die Hose gerade in den Wäschekorb werfen, als sie merkte, dass ihr Blackberry noch darin steckte. Sie zog es heraus und überprüfte die Mailbox. Keine Nachrichten. Dann schlüpfte sie in ihre Alltagsjeans und einen marineblauen Pulli; ihr nasses Haar bändigte sie mit einer Haarspange.
»Hi, Mom.« Megan saß bereits an der Kücheninsel und machte Hausaufgaben. Ein pinkfarbenes Minipüppchen, das auf ihrem Stift saß, wackelte bei jeder Schreibbewegung, ihr Handy lag griffbereit in ihrer Nähe.
»Warum wartest du mit den Hausaufgaben nicht bis nach dem Essen?«, fragte Jill.
»Geht nicht. Ich muss diesen Mist hier fertig bekommen.« Megan schrieb weiter, schielte aber gleichzeitig nach ihrem Handy.
»Kein Handy am Tisch, mein Schatz, haben wir uns verstanden?«
»Aber wir essen doch noch nicht. Außerdem wollen alle wissen, wie es mir geht.« Megan sah Jill mit flehendem Blick an. Schon während der Fahrt nach Hause hatte sie unablässig Nachrichten geschickt. Ob ihr geheimnisvoller Freund auch unter den glücklichen Empfängern gewesen war?
»Okay, aber nur ausnahmsweise.«
»Danke. Gibt es Käsetoast?«
»Zum Abendessen? Ich dachte eher an Lachs mit dunklem Reis.«
»Aber ich hab Hunger und muss meine Hausaufgaben fertig machen.«
»Ich könnte dir für morgen problemlos eine Entschuldigung schreiben. Schließlich habe ich den Bericht des Notarztes.« Das hätte Jill wohl besser nicht gesagt. Megan zuckte zusammen.
»Nein, ich kriege das schon hin. Und Käsetoast muss auch nicht sein.«
»Habe ich da Käsetoast gehört?« Sam kam mit Beef im Schlepptau in die Küche.
»Schon überredet.« Jill ging zum Kühlschrank. Sam würde alles essen, um Megan glücklich zu machen. Wie sehr sie ihn doch dafür liebte.
»Und wieder mit Tomatenscheiben wie beim letzten Mal, ja, Mom?«
»Geht klar.« Jill fand ein Stück Cheddar, zwei Tomaten und etwas Brot im Kühlschrank.
»Klasse.« Megan widmete sich wieder ihrem Arbeitsbogen. Sam setzte seine Brille auf und sah ihr über die Schulter.
»Woran arbeitest du?«
»Biologie. Echt langweilig.«
Sam sah sich die Aufgaben genauer an. »Eine Frage zu Eileitern? Nur zu, das ist mein Spezialgebiet. Schließlich habe ich fünf davon.«
Megan quiekte vor Vergnügen und versetzte Sam einen spielerischen Hieb. Nicht viel später roch die Küche nach gegrilltem Cheddar, es wurde geredet und gelacht, während ein übergewichtiges Haustier im Hintergrund dazu schnarchte. Nicht zu vergessen das ständige
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