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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Geltman gebracht. Das geschah ohne mein Wissen», setzte sie verbittert hinzu.

    «Ich verstehe.» Delaney wurde nachdenklich. «Wir danken Ihnen sehr dafür, daß Sie uns noch einmal so freundlich empfangen haben. Beabsichtigen Sie, an der Eröffnung der Gedächtnisausstellung teilzunehmen, die Geltman für Ihren Mann plant?»
    «Selbstverständlich», antwortete sie leicht verwundert.
    «Ihr Sohn auch?»
    «Gewiß. Wir wollen beide hingehen. Warum fragen Sie?»
    «Weil wir das Vergnügen haben werden, Ihnen dort zu begegnen. Guten Tag, Mrs. Maitland.»
    Auf der Fahrt zu Jake Dukkers Atelier bemerkte der Chief gedankenverloren: «Was dieser Jason gesagt hat, daß nämlich alle Welt die Polizei belügt, ist leider nur allzu wahr. Und nicht nur belogen wird man, sondern man bekommt nicht einmal die belanglosesten Informationen. Denken Sie an Dora und Emily Maitland in Nyack. Die haben gesagt, Victor hat sie im Laufe des Jahres hin und wieder besucht. Damit haben sie zwar meine Frage beantwortet, aber mehr irreführend als hilfreich. Wenn man nicht die genau richtigen Fragen stellt, führen die Antworten einen in die Irre. Ich hatte da draußen den Eindruck gewonnen, daß Victor ein kaltherziger Schuft von Sohn war, der so wenig wie möglich mit Mutter und Schwester zu tun haben wollte. Ging es Ihnen nicht auch so?»
    «Haargenau so», bestätigte Boone.
    «Und das bloß deshalb, weil ich nicht gefragt habe: Wie oft haben Sie Victor gesehen, sondern: Wie oft hat Victor Sie hier draußen besucht. Jetzt hören wir von Alma, daß Mutter und Schwester häufig in New York waren, mit Victor zum Essen gingen, kurzum, daß sie ein Herz und eine Seele gewesen sind. Verdammte Scheiße! Das ist ganz allein meiner Dummheit zuzuschreiben.»
    «Es hat ja nicht geschadet, Chief.»
    «O doch», widersprach Delaney wütend. «Nicht nur haben Dora und Emily uns nicht die Wahrheit gesagt, sie halten uns jetzt für Trottel und werden es bei nächster Gelegenheit wieder versuchen. Na, da irren sie sich. Die sollen was erleben!»
    Nach einem Weilchen fragte Boone etwas schüchtern: «Spielt es für die Aufklärung des Falles eigentlich eine Rolle, daß die Maitland ein eigenes Einkommen von zwanzigtausend im Jahr hat?»
    «Nein», sagte Delaney, der immer noch schäumte. «Es beweist nur, daß Victor Maitland ebenso habgierig war wie die ganze aalglatte, geizige und raffgierige Mischpoke. Jetzt wissen wir aber wenigstens, warum er die Eisjungfrau geheiratet hat.»
    In dem alten Lift, der sie ächzend, aber verbissen zu Jake Dukkers Atelier hinaufzog, kündigte Delaney an: «Jetzt beginnt die zweite Runde. Ohne Vorwarnung. Das Überraschungsmoment nutzen. Alma hat geistesgegenwärtig reagiert. Glauben Sie, diese Person wollte wirklich gerade in die Stadt?»
    «Wollte sie das nicht?» fragte Boone.
    «Ich möchte wetten, nein», erwiderte Delaney. «Sie hörte uns, schnappte sich Hut und Handschuhe und segelte zu uns rein. Keine sehr intelligente Frau, aber gerissen. Nun wollen wir mal sehen, wie Jakie-Boy reagiert.»
    Der tat, als bekäme er alle Tage Besuch von Polizeibeamten, die einen Mordfall untersuchten. Er begrüßte sie liebenswürdig, sagte, er wolle nur rasch eine Fotositzung zu Ende bringen und werde in ein paar Minuten bei ihnen sein, bot ihnen Kaffee an und verschwand. Er trug einen enganliegenden, schwarzledernen Hausanzug mit vielen schimmernden Nieten aus Metall. Seine eingefallenen Backen waren schweißnaß, sein Händedruck feucht.
    Wie versprochen, bat er sie zehn Minuten später in sein Atelier. Die Assistenten bauten gerade eine Kulisse ab, die offenbar das Wohnzimmer einer Mittelstandsfamilie in einem Vorort darstellen sollte. Modelle waren keine zu sehen, doch hörten sie von irgendwoher Hundegebell.
    «Flohspray», erklärte Dukker. «Eine Anzeigenkampagne. ‹Achtung - Fido läßt was springen - in Ihre Sessel!› Darum: ‹Floh-weg!› Mit den Kötern war leichteres Arbeiten als mit Modellen. Kommen Sie, gehen wir nach oben und machen es uns gemütlich.»
    Er stieg die Wendeltreppe voran und bot ihnen wieder die wie ein Lippenpaar geformte Couch an, doch nahmen sie lieber auf herkömmlicheren Stühlen Platz; Dukker sank in den dick gepolsterten Baseball-Handschuh.
    «Wie kommen Sie voran?» fragte er unbekümmert. «Irgendwas Neues?»
    Sie sahen ihn an. Er war tief in den Sessel gerutscht, hatte die Finger über dem Kugelbauch gefaltet. Sein schwarzer Hausanzug glänzte, desgleichen sein Gesicht und seine bloßen

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