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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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inzwischen kalt gewordenen Cheeseburgers und Pommes frites auf, ohne zu murren.
    «Meinen Sie, das junge Mädchen war das Modell, das wir auf den Skizzen von Maitland gesehen haben?» fragte Boone.
    «Hinkommen tät's schon.» Delaney nickte. «Aber es ist auch denkbar, daß unsere erste Mutmaßung zutrifft. Maitland begegnet am Freitag einer jungen Person, bloß ist die nicht allein. Die Frau ist nach der Beschreibung zu alt, um ihre Mutter zu sein, aber vielleicht ist sie eine Verwandte oder Bekannte.»
    «Oder eine Kuppelmutter», gab der Sergeant zu bedenken. «Jason hat gesagt, ausgesehen hat sie danach. Vielleicht führt sie die Kleine auf den Strich.»
    «Könnte sein. Nun gehen alle drei am Freitag in sein Atelier rauf. Das Mädchen zieht sich aus, und Maitland macht seine Skizzen.»
    «Während die Alte sich einen hinter die Binde gießt und ihre Abdrücke auf Glas und Flasche hinterläßt.»
    «Richtig. Maitland gefällt, was er da malt, er bestellt das Mädchen für Montagmorgen um elf. Das würde hinkommen, nicht wahr?»
    «Soweit ich sehe, ja. Die Alte könnte ihn nicht schon am Freitag abgemurkst haben, oder? Weil er sich an die Kleine herangemacht hat?»
    «Nein, ausgeschlossen», sagte Delaney kopfschüttelnd. «Wenn das geschehen wäre, hätten sie sich am Montag nicht noch mal blicken lassen. Nein, ich glaube, als die beiden das Atelier verließen, war Maitland noch quietschfidel. Sie waren vermutlich die letzten, die ihn lebend gesehen haben.»
    «Bis auf den Mörder», sagte Boone.
    «Bis auf den Mörder.» Delaney nickte. «Ich würde die beiden Frauen gern finden. Vielleicht haben sie was gesehen. Vielleicht kam der Bursche, nach dem wir fahnden, an jenem Freitag die Treppe rauf, als sie runtergingen.»
    «Die Aussicht, sie zu finden, ist aber nicht gerade groß, Chief.» Boone seufzte. «Es sei denn, Jason T. Jason hat das Glück, ihnen auf der Straße zu begegnen.»
    «Es sind schon merkwürdigere Dinge passiert», sagte Delaney. «Sind Sie fertig? Dann wollen wir mal nach Norden rauffahren. Zunächst werden wir uns Alma Maitland vorknöpfen.»
    Abermals wurden sie in die kalte Pracht gebeten, wo es diesmal leicht nach Maschinenöl roch. Sie hatten sich noch nicht einmal gesetzt, als Alma Maitland hereingefegt kam, den Hut auf dem Kopf und im Begriff, weiße Handschuhe überzustreifen.
    «Wirklich, Mr. Delaney», sagte sie wütend. «Ich wollte gerade ausgehen. Das paßt mir gar nicht.»
    Er starrte sie kalt an.
    «Es paßt Ihnen nicht, Madam?»
    Sie begriff, was er andeuten wollte, wurde kreideweiß und preßte die Lippen zusammen.
    «Selbstverständlich möchte ich helfen», sagte sie. «Nach bestem Vermögen. Aber Sie hätten vorher anrufen können.»
    Beide Beamte sahen sie mit unbewegtem Gesicht an. Eine bewährte Technik: selber kein Wort zu sagen und die anderen reden und reden lassen. Manchmal gruben sie sich selbst ihr Grab, sagten zuviel, weil sie das Schweigen nicht ertragen konnten.
    «Außerdem habe ich Ihnen alles gesagt, was ich weiß», behauptete sie und reckte das Kinn.
    «Wirklich?» fragte Delaney und hüllte sich wieder in Schweigen.
    Schließlich forderte sie die Herren mit verkniffenem Gesicht auf, Platz zu nehmen. Sie wählten die Couch und saßen da Schulter an Schulter, wie eine Phalanx. Mrs. Maitland nahm in damenhafter Haltung auf dem Sessel Platz: kerzengerade, die Fußgelenke übereinandergelegt, die Knie zur Seite gewendet, die behandschuhten Hände sittsam im Schoß gefaltet.
    «Sie kommen mit Ihrer Schwiegermutter und Ihrer Schwägerin nicht sonderlich gut zurecht, nicht wahr?» fragte Delaney plötzlich. Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    «Wer hat das behauptet?» wollte sie wissen.
    «Ich frage Sie», erklärte Delaney.
    «Besonders nahe stehen sie mir nicht», gab sie zu und stieß ein grelles Lachen aus. «Das ist umgekehrt wohl auch der Fall.»
    «Und ihr verstorbener Mann? Wie nahe stand der seiner Mutter und seiner Schwester?»
    «Sehr nahe», erklärte sie steif.
    «Ach?» machte der Chief. «Er hat sie doch aber nur ein- oder zweimal im Jahr gesehen?»
    «Unsinn», sagte sie scharf. «Mindesten einmal im Monat. Manchmal sogar jede Woche. Sie sind dauern runtergekommen, haben mit ihm zu Mittag oder zu Abend gegessen.»
    Weder Delaney noch Boone ließen sich ihre Überraschung anmerken.
    «Und Sie haben an diesen Mahlzeiten nicht teilgenommen, Mrs. Maitland?» fragte der Sergeant.
    «Nein, das habe ich nicht.»
    «Haben Mutter und Schwester

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