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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Unterarme. Er lächelte sie aufmunternd an und zeigte dabei nikotinfleckige Zähne.
    «Wir haben die Zeit gestoppt, die man braucht, um von hier zu Maitlands Atelier in der Mott Street zu kommen», sagte Delaney. «Sie hätten es schaffen können.»
    Das Lächeln blieb, doch war aller Frohsinn daraus plötzlich verschwunden. Unversehens war da nichts weiter als ein breitgezogener Mund und feuchte Zähne, die ein Stalinschnauzbart umrahmte.
    «Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich mit Belle Sarazen hier oben war», erklärte Dukker heiser.
    «Das behaupten Sie.» Boone zuckte mit den Achseln. «Und sie behauptet es auch. Aber das bedeutet nichts.»
    «Was soll das heißen: bedeutet nichts?» fragte Dukker empört. «Glauben Sie wirklich …»
    «Sie behauptet, Sie ließen sich gern schlagen», sagte Delaney. «Ist das auch die Wahrheit?»
    «Und daß Sie ihn beneidet hätten», sagte Boone. «Gehaßt sogar, weil er nur tat, was er wollte, während Sie dem Dollar hinterherjagen.»
    «Dieses Miststück!» entfuhr es Jake Dukker. Mit einem Ruck rutschte er an den vordersten Rand seines Sessels. «Sie werden doch nicht etwa glauben, was so eine … Ich sage Ihnen, die … Glauben Sie wirklich, daß ich … Sie hat ihm Drogen verschafft. Hat sie Ihnen das auch erzählt? Das weiß ich genau. Poppers! Sie hat für Nachschub gesorgt. O ja! Ganz genau weiß ich das! Und da hat sie verdammt noch mal die Traute …»
    Unversehens hielt er inne, ließ sich in den Baseball-Handschuh zurückfallen, preßte die Knöchel gegen die Zähne.
    «Ich hab's nicht getan», murmelte er. «Ich schwöre bei Gott, ich hab's nicht getan. Ich hätt ihn nicht umbringen können! Ich könnte so was gar nicht.»
    «Warum nicht?» fragte Boone.
    «Nun, weil -» sagte Dukker - «eben weil ich einfach nicht so bin.»
    Die beiden Polizeibeamten sahen einander an. Ein einzigartiges Alibi.
    «Wir haben überlegt, daß Sie und Belle Sarazen vielleicht unter einer Decke stecken», sagte der Chief mit sanfter, sinnender Stimme. «Gründe hatten Sie beide. Verrückte Gründe zwar, aber Sie sind schließlich beide nicht das, was ich normale Bürger nennen würde. Sie sind an dem bewußten Freitag beide zum Mittagessen hier heraufgekommen. Die Fotomodelle und Ihre Assistenten sind unten. Sie schleichen sich hier raus, fahren mit dem Aufzug nach unten, dann entweder mit dem Auto oder mit der U-Bahn nach Süd-Manhattan, machen Maitland kalt und kommen wieder zurück. Schaffen hätten Sie es können.»
    «Mit Leichtigkeit», sagte Boone. «Ich hab's gestoppt. Persönlich.»
    «Ich glaube das nicht.» Jake Dukker wiegte den Kopf von einer Seite zur andern. «Ich kann es nicht glauben. Herrgott!»
    «Möglich ist es.» Delaney lächelte. «Hab ich nicht recht? Kommen Sie, geben Sie's schon zu. Es ist möglich.»
    «Wollen Sie mich verhaften?» fragte Dukker.
    «Heute nicht», sagte Delaney. «Sie haben uns gefragt, was es Neues gibt. Wir erzählen Ihnen, daß wir dahintergekommen sind, daß Sie es hätten tun können. Möglicherweise. Das gibt's Neues.»
    Ernst beobachteten sie, wie er sich allmählich beruhigte und aufhörte, auf seinen Knöcheln herumzubeißen. Er versuchte zu lächeln, was jedoch nicht recht gelang.
    «Ich verstehe. Sie versuchen, mir Angst einzujagen, stimmt's?»
    Sie blieben ihm die Antwort schuldig.
    «Nichts dran an der ganzen Geschichte, stimmt's?»
    «Sind Sie überhaupt mal in Maitlands Atelier gewesen?» fragte Sergeant Boone.
    «Aber selbstverständlich», sagte Dukker nervös. «Ein- oder zweimal. Aber das ist schon Monate her. Vielleicht ein ganzes Jahr.»
    «Hatte er damals Bilder in seinem Atelier?» wollte Delaney wissen.
    «Was?» fragte Dukker. «Ich verstehe nicht.»
    Die Fragen kamen so rasch und waren so verschiedenartig, daß er nicht mitkam.
    «In Maitlands Atelier», wiederholte Delaney. «Standen da Bilder an den Wänden? Wie hier? Nichtverkaufte Arbeiten? Bilder, an denen er noch arbeitete? Werke älteren Datums?»
    «Nein», sagte Dukker. «Er verkaufte alles. Er hatte nichts rumstehen. Geltman wurde alles schnell los.»
    «Sie haben gesagt, er hat rasch gearbeitet», stieß Boone nach. «Ein schneller Arbeiter. Er hat alles verkauft?»
    «Klar hat er das. Er konnte …»
    «Sind Sie auf irgendeinem Trip?» fragte Delaney. «Hasch? Pillen? Oder was Stärkeres? Was von Belle Sarazen?»
    «Was? Verdammt noch mal, nein! Ab und zu ein bißchen Gras. Aber nicht von ihr.»
    «Aber sie dealt?» fragte Boone.
    «Das weiß ich

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