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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Haares, das sich ringelte. Sinnlicher Mund. Die Lippen so weit geöffnet, daß schimmernde Zähne zu sehen waren. Hohe Backenknochen. Alles strotzend vor Jugend und doch leer. Unberührt.
    Er nahm die drei Skizzen von Maitland sowie die Zeichnung von Dukker und rollte sie sorgsam auf.
    «Haben Sie vielen Dank. Wir werden wiederkommen.»
    «Bald», fügte Sergeant Boone noch hinzu.
    Mit schlaffem Mund und weichen Knien ließen sie Jake Dukker zurück. Als sie hinunterfuhren, sagte Delaney: «Wie wir zusammenarbeiten, das haut ganz schön hin.»
    «Genau das habe ich auch gerade gedacht, Chief.» Boone grinste. «Jetzt wird er Belle Sarazen anrufen und sie beschimpfen.»
    «O ja.» Delaney nickte. «Die beiden dürften sich jetzt gegenseitig die Augen auskratzen. Ich glaube, wir haben so ziemlich, was wir brauchen.»
    Verwundert sah Boone ihn an.
    «Sie meinen, Sie wissen …»
    «Wer's getan hat!» fragte Delaney amüsiert. «Nein, keineswegs. Ich behaupte nur, daß wir die großen Stücke jetzt haben. Sie zusammenzusetzen, ist etwas anderes. Die Sarazen wird auf der Hut sein. Ich geh nach der Holzhammermethode vor, Sie spielen den Verständnisvollen. Wir lassen sie nicht mehr zu Atem kommen.»
    «Das gefällt mir», sagte Abner Boone.
    «Es hat schon was für sich», sagte Delaney. «Unsaubere Leute! Verkorkste Existenzen.»
    Der Filipino-Hausboy zeigte keinerlei Überraschung, als er sie vor der Tür stehen sah. «Hier längs, meine Herren.»
    Er ging voran in einen kleinen Raum, eine Art Verbindungsgang zwischen dem blutroten Schlafzimmer und einem Marmorbadezimmer mit vergoldeten Armaturen. In diesem Durchgang stand ein Massagetisch, und an einer Schiene unter der Decke hing eine ganze Batterie von angeknipsten Ultraviolettstrahlern. Ihr kaltes, bläulichweißes Licht erfüllte den ganzen Raum. Man kam sich vor wie in einem Aquarium.
    Der Massagetisch war mit einem geblümten Laken bedeckt. Das Gesicht nach unten lag Belle Sarazen darauf; ihre Wange ruhte auf einem Unterarm. Offenbar war sie nackt; ein rosa Handtuch war über die Mitte des Körpers gebreitet. Sie trug eine kleine schwarze Brille; die beiden Scheiben aus halbdurchsichtigem Glas wurden von einem Gummiband festgehalten.
    Eine ähnliche Schutzbrille trug auch der athletisch gebaute junge Mann, der, über den Tisch gebeugt, ihre Oberarm- und Schultermuskeln kraftvoll massierte. Er trug weiße Tennisschuhe, eine weiße Baumwollhose, ein weißes T-Shirt, das offensichtlich enger gemacht worden war, um das Spiel seiner Brustmuskeln vorteilhaft zur Geltung zu bringen. Sein schwellender Bizeps und die ausgeprägten Deltamuskeln waren die eines Gewichthebers. Das flachsblonde Haar war in kunstvolle Löckchen gelegt, und ein paar hinreißend geringelte Strähnen fielen ihm in die Stirn.
    «Hallo, Darlings!» flötete Belle Sarazen, ohne den Kopf zu heben. «Kommt nicht herein, sonst werdet ihr womöglich blind oder impotent oder sonstwas. Dieser göttliche Muskelprotz hier ist Bobbie. Bobbie, sag diesen reizenden Herren guten Tag; sie kommen von deinem Freund und Helfer, der Polizei.»
    Bobbie wandte ihnen die blinden Brillengläser zu und bleckte seine Zähne, die das Ebenmaß weißer Zuckerwürfel aufwiesen.
    «Mach einen kleinen Spaziergang, Bobbie», sagte Delaney mißlaunig. «Oder polier dir die Nägel oder sonstwas.»
    Ein klingendes Lachen entstieg Belle Sarazens Kehle.
    «Verzieh dich, Bobbie», riet sie ihm. «Spiel mit Ramon. Aber bleib noch da. Es wird nicht lange dauern. Nicht wahr, Edward Delaney?»
    Er würdigte sie keiner Antwort.
    Der schutzbrillenbewehrte Bobbie ging, nicht ohne seine mächtige Brust aufzupumpen und seine Oberarmmuskeln spielen zu lassen, als er an den beiden Beamten vorüberglitt. Sie standen an der Schlafzimmertür, außerhalb des Wirkungsbereichs der Bräunungslampen. Belle Sarazens Kopf wies in ihre Richtung, aber ihr Gesicht konnten sie nicht erkennen. Nur den langen, geölten Rücken und die Muskelstränge ihrer Ober- und Unterschenkel. In ihrer Reichweite stand ein kleines Tischchen mit hohen Gläsern, in denen Fruchtstückchen in Orangensaft schwammen, von Kohlensäure umperlt.
    «Armer Jake», murmelte sie. «Er hat mich angerufen. Ich fürchte, Sie haben ihn ganz durcheinandergebracht.»
    «Sie haben Maitland Poppers verkauft», sagte Delaney zornig.
    «Verkauft? Unsinn. Er war oft hier oben bei mir. Vielleicht hat er ein paar aus meinem Medizinschränkchen mitgehen lassen.»
    «Haben Sie ein Rezept dafür?»

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