Die zweite Todsuende
ich habe machen lassen, und ahnt nichts von Jason, der die Frauen am Montag gesehen hat.»
«Wer wußte denn von den Skizzen?»
«Alle, wie sie da sind», sagte Delaney. «Bis auf Dora und Emily Maitland, und die könnten es von irgendwem erfahren haben.»
«Da Sie Dora und Emily gerade erwähnen …» sagte Thorsen. «Ich hab da was für sie. Könnte jedenfalls was sein. Unser Verbindungsmann zu J. Barnes Chapin hat angerufen. Dora liegt im Hospital. Emily hat sie heute morgen am Fuß einer Klippe gefunden. Hinter ihrem Haus.»
«Ich kenne die Stelle. Ein steiler Abhang, der sich zum Fluß runterzieht.»
«Ob sie gefallen ist oder hinabgestoßen wurde, weiß unser Gewährsmann nicht. Aber immerhin hat die Dame eine Prellung am Arm und eine Bänderzerrung im Bein. Und etliche Schürfwunden und blaue Flecke.»
«Als ich sie bei Geltmans Fete sah, war sie voll wie eine Strandhaubitze.»
«Das muß ja eine ziemlich feucht-fröhliche Party gewesen sein, Edward.»
«Sie sagen es.»
«Dann wäre sie also gestürzt?»
«Nicht unbedingt», sagte Delaney und mußte an die Szene zwischen Saul Geltman und Dora und Emily Maitland denken, die Boone aus der Ferne mit angesehen hatte. «Vielleicht hat jemand ein bißchen nachgeholfen.»
Thorsen seufzte. «Ich werde die Kollegen von Nyack bitten, sich etwas eingehender damit zu beschäftigen. Tja, und was machen wir jetzt weiter?»
«Ich hatte Sie anrufen wollen», sagte Delaney. «Folgendes muß getan werden …»
Er sprach ohne Unterbrechung nahezu fünf Minuten lang und erklärte die Gründe für seine Bitten. Nachdem er geendet hatte, erklärte Thorsen sich mit allem einverstanden.
Jason T. Jason sollte vom Streifendienst entbunden und bei den Ermittlungen im Fall Maitland eingesetzt werden. Seine erste Aufgabe sollte darin bestehen, gemeinsam mit einem Zeichner von der Polizei ein Phantombild der Karibin und des jungen Mädchens anzufertigen, die er gesehen hatte. Abzüge davon sollten an sämtliche Polizeireviere von Manhattan verteilt werden mit dem Vermerk, die Betreffenden «zwecks Einvernahme» festzuhalten.
«Und wie steht es mit den Zeitungen und dem Fernsehen?» fragte Thorsen. «Das würde helfen, Edward. Würde zumindest J. Barnes Chapin beweisen, daß wir am Ball sind und weiterkommen.»
Delaney dachte einen Augenblick nach.
«Ja», stimmte er schließlich zu. «Die einzige Gefahr besteht darin, daß der Mörder eher an die Frauen rankommt als wir. Dann sind wir zwei Zeugen los. Aber das Risiko will ich eingehen, wenn es dazu führt, daß der Mörder Angst bekommt und etwas Unüberlegtes tut. Bis jetzt hat er, soweit ich sehe, noch keinen Fehler gemacht. Geben wir ihm oder ihr eine Chance dazu. Und wie steht es mit den Banken von Nyack?»
«Ich hab getan, was ich konnte, wirklich, Edward. Aber solche Sachen brauchen ihre Zeit, das wissen Sie selber. Ich hoffe, Montag kann ich Ihnen Genaueres sagen.»
«Das reicht. Falls die nicht mitmachen, holen wir uns eben einen Gerichtsbeschluß und pfeifen auf J. Barnes Chapin.»
«Ist es denn so wichtig?»
«Jawohl», erklärte Delaney steinern, «so wichtig ist das.»
«Schön, Sie Sturkopf», seufzte Thorsen. «Es ist nicht das erste Mal, daß ich mich für Sie auf einen schwankenden Ast rausgewagt habe.»
«Aber abgesägt hab ich ihn nie, stimmt's?»
«Nein.» Thorsen lachte. «Bis jetzt nicht. Wie macht Boone sich denn?»
«Gut.»
«Bleibt er trocken?»
Nach einer winzigen Pause sagte Delaney: «Soweit ich weiß.»
Kaum hatte Thorsen aufgelegt, rief der Chief den Sergeant an und unterrichtete ihn über das weitere Vorgehen.
«Das mit Jason machen Sie», befahl er. «Bringen Sie ihn Montagmorgen als erstes zu einem Polizeizeichner. Nehmen Sie die Fotokopien mit, die ich Ihnen gegeben habe. Falls der Zeichner nichts Vernünftiges zustande bringt, gehen Sie mit den Kopien zu Jake Dukker und lassen ihn noch einmal zeichnen.»
«Dazu ist der bestimmt bereit», sagte Boone.
«Das glaube ich auch», bemerkte Delaney trocken. «Selbst wenn er derjenige ist, der sich die Maitlands geholt hat. Er ahnt ja nicht, daß wir Abzüge haben. Wenn Sie zu ihm gehen, passen Sie auf, was für ein Gesicht er macht, wenn Sie ihm die Abzüge zeigen. Seine Reaktion würde mich interessieren.»
«Wird gemacht», sagte Boone. «Sonst noch was?»
«Sorgen Sie dafür, daß Jason T. Jason genau weiß, was er zu tun hat. Bis Montagmorgen habe ich die Liste von Maitlands Lieblingskneipen fertig. Sie können hier
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